Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Lignum-Holzbulletin: Bauen mit Laubholz

Mit dem Klimawandel gibt es im Schweizer Wald langsam, aber sicher mehr Laubholz. Neue Verfahren und Produkte eröffnen spannende Möglichkeiten für den konstruktiven Einsatz dieses hochfesten Materials. Das Sommer-Holzbulletin der Lignum stellt fünf aktuelle Schweizer Laubholz-Projekte vor. Im Herbst publiziert Lignum in der technischen Reihe ‹Lignatec› einen Überblick über verklebte Laubholzprodukte für den statischen Einsatz.

Lignum-Holzbulletin 139/2021
Laubholz
Inhalt:
- Gemeinschaftsgebäude Ekkharthof, Lengwil
- Raiffeisen-Arena, Pruntrut
- Verwaltungsgebäude Pulverstrasse, Ittigen
- Umbau Feuerwehrlokal, Corsier (Genf)
- Tüfisteg, Adliswil
32 Seiten A4, vierfarbig
Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin viermal jährlich automatisch und kostenlos per Post. Die vierteljährliche Bautendokumentation der Lignum kann man unabhängig von einer Mitgliedschaft abonnieren. Holzbulletin-Hefte können auch einzeln bezogen werden.
Die Ausgabe 139/2021 ‹Laubholz› ist seit Ende Juni im Lignum-Shop bestellbar.

 

Laubholz – so scheint es – liegt im Trend. Eben haben Konrad Merz, Anne Niemann und Stefan Torno in der Reihe ‹Detail Praxis› ein Handbuch zum Einsatz von Laubholz herausgegeben: Der Band fokussiert auf dessen Einsatz in der Tragkonstruktion. Die Publikation liefert Fachwissen für den Umgang mit Laubholz im Hochbau und zeigt zehn gelungene Architekturbeispiele im Detail, darunter drei aus der Schweiz: das Ferienheim Büttenhardt, den zehngeschossigen Bau ‹S22› in Rotkreuz und die Parkgarage und Skischule in Innerarosa.

Der SIA wiederum bietet im Rahmen des Weiterbildungskurses ‹Holz konstruktiv – Bauen mit Laubholz – eine tragende Rolle› im Herbst eine Tagesreise nach Bern und in den Jura an, wo neben Bauten auch das Produktionswerk der Fagus Suisse AG besichtigt werden kann, die seit Ende 2019 Konstruktions-Leimholz aus Buche und anderen Laubhölzern herstellt. Und Lignum selbst gibt im Herbst eine umfangreiche ‹Lignatec›-Ausgabe zu Laubleimholzprodukten für den statischen Einsatz heraus.

Ziel der Publikation ist es, Planerinnen und Anwender eine aktuelle Produkteübersicht zu bieten, Bemessungswerte und Einsatzgebiete verlässlich anzugeben sowie einen Überblick über die Anbieter zu geben. Die Lignatec-Ausgabe konzentriert sich dabei ganz auf Laubleimholz-Produkte aus Schweizer Produktion, für welche detaillierte technische Angaben vorliegen.


Blüte von Forschung und Entwicklung

Gründe für den vermehrten Einsatz von Laubholz gibt es verschiedene: Zum einen ist Holz an sich als nachhaltiges Material heute gefragter denn je. Überdies verlangen der weltweit boomende Holzbau und dessen rasante Entwicklung bis über die Hochhausgrenze hinaus nach Hochleistungswerkstoffen, die mit Laubholz aufgrund seiner Eigenschaften realisierbar werden. Buche beispielsweise ist in unseren Breitengraden aktuell die zweihäufigste Baumart und eignet sich aufgrund der hohen Zug- und Druckfestigkeit für schlanke Querschnitte, die stark belastet werden können – nicht ohne Grund wurde bis ins 18. Jahrhundert im konstruktiven Bereich vielfach Laubholz eingesetzt.

In den letzten Jahren hat die Forschung und Entwicklung von Produkten aus Laubholz für konstruktive Anwendungen eine regelrechte Blüte erlebt. Verschiedenste Hersteller bieten heute Brettschichtholz aus Laubholz oder Stabschichtholz an, und beides findet zunehmend Verwendung in anspruchsvollen Tragwerken. Durch neue Produktionsmethoden und Verarbeitungsprozesse entstehen so aus Laubholz konkurrenzfähige Produkte, die dem Bausektor völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Eine Entwicklung, die sich auch in bereits realisierten, eben fertiggestellten oder geplanten Bauten manifestiert.


Schweizer Know-how für England

Eines dieser Projekte ist der neue Hauptsitz der Obwaldner Kantonalbank, der im kommenden Herbst eröffnet wird: Im Neubau mit quadratischem Grundriss entstehen 160 Arbeitsplätze. Der fünfstöckige Systembau wird in Mischbauweise aus Holz und Beton erstellt, wobei Holz auch im Innenausbau der raumprägende Baustoff sein wird. Die Stützen und Unterzüge des Holztragwerks, das in Skelettbauweise erstellt wurde, bestehen aus Laubholz. Die Holzrippen der Verbunddecken mit einem Überzug aus Beton wurden aus Esche und Fichte gefertigt. Ebenso wie das restliche Konstruktionsholz und die Fassadenschalung aus Fichte stammt das eingesetzte Holz aus dem Kanton Obwalden.

Ein Blick ins Ausland zeigt, dass auch dort Laubholz für Bauprojekte gefragt ist: Ursprünglich sollte das gesamte Tragwerk des zwischen 2019 und 2021 erstellten Magdalene College in Cambridge (GB) in Eiche ausgeführt werden, denn diese hat in England und insbesondere in der Universitätsstadt Cambridge einen hohen Stellenwert. Aus Kostengründen entschied man sich dann für Fichte im Innenbereich, erstellte aber die äusseren, vorgefertigten Rahmen, die im Fassadenbild sichtbar sind, aus Brettschichtholz in Eiche, inklusive einer Holzschutzbeschichtung. Für die Produktion und Fertigung des Tragwerks zeichnet die neue Holzbau AG mit Standort in Lungern verantwortlich.


Aktuelle Highlights aus der Schweiz

Auch die in dieser Ausgabe vorgestellten Projekte zeigen die Breite und Vielfalt der möglichen Anwendungen von Laubholz: Das Spektrum reicht von einem ausdrucksstarken Gemeinschaftsgebäude mit einer raumprägenden Konstruktion aus Esche über eine Eishalle, bei der man die hochbeanspruchten Teile des Tragwerks aus Buche und Esche aus der Region gefertigt hat, bis zum Verwaltungsgebäude des UVEK in Ittigen, wo Buche für die hochbelasteten Stützen im Erdgeschoss, aber auch für die Verkleidung des Mehrzwecksaals Verwendung fand.

Auch für den modulartigen Einbau zur Erneuerung des Feuerwehrlokals in Corsier entschieden sich die Architekten für den Einsatz von Laubholz. Ebenso ersetzte man den Tüfisteg in Adliswil mit einer Konstruktion aus Buchenholz – eine Anwendung, die aufgrund ihrer Neuartigkeit erst noch zeigen muss, ob sie sich bewährt. Eines zeigen alle hier vorgestellten Projekte aber auf jeden Fall: Im Einsatz von Laubholz steckt gestalterisch und konstruktiv ein grosses Potential.


Jutta Glanzmann
Technische Kommunikation Lignum