Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Lignum-Delegierte tagen auf dem Chäserrugg

Hoch hinaus ging die diesjährige erste Delegiertenversammlung der Lignum: Sie fand auf 2262 Meter über Meer statt. Die Delegierten waren zu Gast beim Gold-Preisträger des Prix Lignum 2018: der neuen Bergstation auf dem Churfirstengipfel Chäserrugg. Sie stellten am 15. Mai die Weichen für eine noch stärkere Abstützung der Lignum in der Holzbranche.

Oben: Gold-Preisträger des Prix Lignum 2018 – die neue Bergstation auf dem Churfirstengipfel Chäserrugg, 2015 (Bauherrschaft: Toggenburg Bergbahnen AG, Unterwasser; Architektur: Herzog & de Meuron Basel Ltd., Basel; Holzbau: Blumer-Lehmann AG, Gossau; Holzbauingenieure: Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel; Pirmin Jung Ingenieure AG, Sargans; Schällibaum AG, Herisau). Mitte: Lignum-Präsidentin und Nationalrätin Sylvia Flückiger (links) führte zusammen mit Direktor Christoph Starck durch die Delegiertenversammlung. Unten: Frostige Ambiance herrschte draussen, wo sich die Lignum-Delegierten unter kundiger Führung durch Richard Jussel (Blumer-Lehmann AG) ein Bild vom Holzbau machten.
Bilder Katalin Deér/Prix Lignum 2018 (ganz oben) | Michael Meuter, Zürich

 

 

Die kalte Sophie zeigte sich auf dem Berg von ihrer kühlsten Seite: mit Temperaturen unter null, eisigem Wind, mit meterhohem Schnee und dichten Wolken auf dem Gipfel, die jegliche Aussicht verwehrten. Um so mehr genossen die 23 Lignum-Delegierten, die sich auf dem Chäserrugg zu ihrer Frühjahrsversammlung zusammenfanden, beim Eintritt ins Restaurant der Bergstation die Wärme des eindrucksvoll weiten und lichten, rundum mit unbehandeltem Fichtenholz ausgeschlagenen Raumes. Für die Versammlung stand ein behaglicher Raum in derselben passenden Optik im Obergeschoss bereit.

 

Wald und Holz bringen sich in Bern gut ein

 

Nationalrätin und Lignum-Präsidentin Sylvia Flückiger führte zusammen mit Direktor Christoph Starck routiniert durch die Versammlung. Einleitend schnitt sie die aus Branchensicht aktuellsten Geschäfte in Bundesbern an. Von besonderer Bedeutung ist das neue Schweizer CO2-Gesetz, das der Ständerat derzeit aufgleist. Eine politische Begleitgruppe der Branche tauscht sich mit allen relevanten Partnern, vorab mit dem Gewerbeverband, intensiv zu diesem Geschäft aus und speist Branchenanliegen laufend direkt ein.

 

Im weiteren verdient das neue Beschaffungsrecht besondere Beachtung. Es dürfte schon im kommenden Jahr in Kraft treten und einen Paradigmenwechsel bei der öffentlichen Hand einläuten, indem künftig nicht mehr einfach nur das günstigste Angebot zählen soll, sondern auch die Leistungen der Anbieter hinsichtlich Qualität und Nachhaltigkeit für den Zuschlag gewertet werden. Das stärkt den Werkplatz Schweiz. Die Holzbranche hat sich bei dieser Vorlage massgeblich eingebracht.

 

Die Holzkette, so Flückiger, sei in Bern gut vertreten und gut unterwegs. Doch gelte es im Hinblick auf die kommenden Wahlen vom Herbst darauf zu achten, möglichst viele Vertreterinnen und Vertreter der Branche ins Parlament zu wählen. Der Innerrhoder Nationalrat Daniel Fässler, Präsident des Verbandes WaldSchweiz, vertritt ab Herbst 2019 seinen Kanton neu als Ständerat. Die Versammlung gratulierte ihm mit warmem Applaus zu der Ende April erfolgten Wahl durch die Innerrhoder Landsgemeinde.

 

Organisationsentwicklung führt zu Statutenanpassungen

 

Die Delegierten genehmigten die Jahresrechnung mit Bericht der Revisionsstelle sowie den Jahresbericht 2018 ohne Gegenstimme. Den Vereinsorganen wurde einstimmig Décharge erteilt. Christoph Starck orientierte in der Folge über die Ergebnisse des laufenden Lignum-Strategieprozesses, den eine Arbeitsgruppe des Vorstandes vorantreibt mit dem Ziel, die Abstützung der Dachorganisation in der Branche weiter zu verstärken. Vorgeschlagen wurden den Delegierten in diesem Zusammenhang mehrere Anpassungen in den Lignum-Statuten. Sie wurden alle einstimmig genehmigt.

 

Der Lignum-Vorstand wird aufgewertet: Er soll künftig neu primär aus den Präsidenten der Vorstandsverbände bestehen; die Direktoren haben Einsitz als ständige Gäste. Ausserdem soll das Leitungsgremium nach Bedarf auch bis zu zwei Mitglieder ohne Vertretungsfunktion berufen können, um Kompetenz in strategisch bedeutenden Sachgebieten zu sichern. Know-how aus der Branche soll anstatt über die bisherigen, thematisch eher zu breit geforderten beratenden Kommissionen des Vorstandes verstärkt über fokussierte, themenspezifische Arbeitsgruppen in die Lignum-Arbeit einfliessen.

 

Die rechtlich von der Lignum unabhängigen regionalen Arbeitsgemeinschaften für das Holz schliessen sich derzeit vermehrt zu grösseren und effizienteren Strukturen zusammen. Die Lignum begrüsst dies. Sie will die Regionen vermehrt als direkte Partner einbinden, welche in Name, Erscheinung und Tätigkeitsportfolio näher zusammenrücken und eine gemeinsame Identität pflegen. Die Lignum-Delegiertenversammlung schliesslich wird künftig wieder zweimal pro Jahr stattfinden.

 

Begegnung mit einem Holzbau der Extraklasse

 

Die Chäserrugg-Bergstation von Herzog & de Meuron für die Toggenburg Bergbahnen AG ist, wie die Jury des Prix Lignum 2018 zu Recht festgestellt hat, ein Holzbau mit ganz eigener Dimension. Der 2015 fertiggestellte Bau bringt keine Event-Architektur mit aufgesetztem Alpen-Chic auf den Gipfel, sondern interpretiert die Toggenburger Holzbaukultur in einer kraftvollen, stilsicheren Geste neu. Dieser international beachtete architektonische Impuls trägt dazu bei, die Region zu neuem Leben zu erwecken, nachdem sie über Jahrzehnte in einem Dornröschenschlaf gelegen hat.

 

Melanie Eppenberger, Verwaltungsratspräsidentin der Toggenburg Bergbahnen AG, gab am Nachmittag an einer Gebäudeführung für die Lignum-Delegierten Einblick in die auf die Stärkung der Region fokussierte Strategie, die zum Bauprojekt führte, sowie in das Betriebskonzept des Neubaus, das sich nun schon über mehrere Jahre als erfolgreich erwiesen hat. Michael Fischer, Partner von Herzog & de Meuron, zeigte die Entwicklung des Entwurfs auf; Richard Jussel, Geschäftsführer der Blumer-Lehmann AG, erläuterte Aspekte des Holzbaus und liess den Bauablauf und dessen Herausforderungen Revue passieren.

 

Aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse war eine Gesamtwahrnehmung des Baus von aussen und seiner gelungenen Einbettung in die Landschaft kaum möglich. Doch viele sagten am Ende der Veranstaltung dasselbe: Das ist ein Grund zum Wiederkommen. Denn was es auf dem Chäserrugg an Holzbau und -innenausbau zu sehen gibt, hat wirklich Gold verdient.

 


Links www.prixlignum.ch | www.chaeserrugg.ch