Blick über den Holzhof des Klosters Einsiedeln auf die Klosteranlage im Hintergrund
Bild Binding-Stiftung
Das Kloster Einsiedeln besitzt 1058 Hektaren Wald und ist damit der grösste Privatwaldbesitzer der Schweiz. 933 Hektaren Wald liegen im Kanton Schwyz, hauptsächlich in den Bezirken Einsiedeln und Höfe. Weiterer klösterlicher Waldbesitz befindet sich in den Kantonen Zürich (Kloster Fahr 55 ha) und Thurgau (Schloss Freudenfels 50 ha) sowie im österreichischen Vorarlberg (Propstei St. Gerold 20 ha).
Im sogenannten Holzhof zwischen Klosteranlage und Chlosterwald befindet sich die zentrale Holzverarbeitungsanlage des Klosters. Diese umfasst die Räumlichkeiten des Forstbetriebes, das Rundholzlager, die Sägerei, das Schnittwarenlager, den zentralen Energieholzhacker, das Hackschnitzellager, die Heizzentrale und die Holztrocknungsanlage. Im Holzhof besteht zudem mit Schulungs- und Wohnräumen eine ideale Infrastruktur für die Aus- und Weiterbildung von Forstwarten.
Holzproduktion im Vordergrund
Der Hauptteil der Klosterwaldungen dient der Holzproduktion. Diese Waldungen, in denen Fichten-, Tannen- und Buchenholz guter Qualitäten wächst, sind für Voralpenverhältnisse ausreichend mit Waldstrassen und Maschinenwegen erschlossen. Der Anteil Schutzwälder, welche gegen Naturgefahren wirken, ist im Vergleich zu den übrigen Schwyzer Wäldern relativ klein. Auf 17,9% seiner Waldfläche hat das Kloster Waldreservate eingerichtet, welche vornehmlich dem Natur- und Artenschutz dienen.
In den Betriebsteilen Einsiedeln und Höfe wachsen jährlich zwischen 6000 und 6500 Kubikmeter Holz nach. Der gemäss Waldgesetzgebung vom Kanton Schwyz bewilligte Hiebsatz und die effektive Nutzung entsprechen diesem nachhaltigen Zuwachs.
Pro Jahr wird in etwa diese Holzmenge von den Mitarbeitern des Forstbetriebes in den Wäldern aufgerüstet und mit einem betriebseigenen Fahrzeug zum Holzhof transportiert. Zwei Drittel dieser Holzmenge werden in der Sägerei mittels einer Blockbandsäge zu Bauholz und Schnittwaren weiterverarbeitet. Das dabei anfallende Restholz wird zusammen mit dem direkt als Energieholz klassierten Waldholz im stationären Hacker zu Holzschnitzeln zerkleinert.
Vorbildliche Energieversorgung
Durch das Verbrennen von 5300 Schüttkubikmetern Holzschnitzel können die gesamte Klosteranlage beheizt und die Küche, die Wäscherei und die Holztrocknungsanlage mit Heissdampf versorgt werden. Auf diese Art werden rund 5000 Megawattstunden CO2-neutrale Energie produziert. Mit der finanziellen Unterstützung der Binding-Stiftung soll die künftige Energieversorgung noch optimiert werden. Ziel ist, den gesamten Energieverbrauch des Klosters aus erneuerbaren Energiequellen zu speisen.
In der Sägerei werden rund 4000 Kubikmeter Rundholz aus den Klosterwaldungen und zusätzlich 1000 Kubikmeter von anderen Waldbesitzern eingesägt. Die Schnittwaren werden, soweit nötig, in der Holztrocknungsanlage veredelt. 200 bis 300 Kubikmeter Schnittwaren werden in den klösterlichen Werkstätten weiterverarbeitet. Die Hauptmenge wird an regionale Zimmereien, Schreinereien und Baufirmen verkauft. Sämtliches Holz stammt aus nachhaltiger Produktion, wird diesbezüglich kontrolliert und ist mit drei Labels zertifiziert (FSC, PEFC, Herkunftszeichen Schweizer Holz).
Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region
Das Kloster beschäftigt im Forstbetrieb einen Förster, einen Forstwart-Vorarbeiter (Ausbildner), zwei Forstwarte, zwei Maschinisten und einen Waldarbeiter. In der Sägerei sind zwei Säger tätig. Im Forst wie in der Sägerei werden auch immer wieder Lehrlinge ausgebildet. Mit den vielen weiteren Betrieben und der Stiftsschule ist das Kloster für die Region Einsiedeln ein wichtiger Arbeitgeber.
Das Kloster Einsiedeln hat mit seinem Forstbetrieb, der Sägerei und der Energieproduktion die Materialflüsse optimiert und gilt als Musterbeispiel für eine regionale Kreislaufwirtschaft. Die Transporte sind auf das absolut notwendige Minimum reduziert. Die Wertschöpfung erfolgt, soweit möglich, in den eigenen Betrieben. Die Mitarbeiter stammen aus der Region. Die Energiegewinnung ist zu einem wesentlichen Teil CO2-neutral. Diese Vorgehensweise zahlt sich ökonomisch wie ökologisch aus.
* Kreisförster und Waldpreisverantwortlicher des Kantons Schwyz
Binding-Waldpreis feiert Jubiläum
Der Binding-Waldpreis ist das traditionsreichste Engagement der Sophie-und-Karl-Binding-Stiftung. Seit 25 Jahren zeichnet die Stiftung damit Waldbesitzer und Forstbetriebe aus, die ihren Wald vorbildlich und nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit nutzen und pflegen. Die Auswahl der Preisträger erfolgt auf Vorschlag des Kuratoriums, eines unabhängigen Rats von Forstfachleuten. Der diesjährige Preis wird zum Thema ‹Waldeigentum als Verpflichtung› vergeben.
Am 12. Mai 2011 wird im Kultur-Casino Bern der 25. Binding Waldpreis offiziell verliehen. An der Preisverleihung wird das Buch ‹Wald und Gesellschaft. Erfolgsgeschichten aus dem Schweizer Wald› von Kuratoriumsmitglied Jean Combe vorgestellt. Das Buch erscheint anlässlich des Waldpreis-Jubiläums im Stämpfli Verlag. Der Autor porträtiert alle 25 Träger des Binding-Waldpreises aus heutiger Sicht.