Klimawandel als Risiko für das Bauwerk Schweiz

Neben akuten Extremwettereignissen bringt der Klimawandel schleichend auch chronische Veränderungen mit sich. So führen steigende Temperaturen insbesondere in Städten zu einer starken Hitzebelastung und treiben die Kühlkosten in die Höhe. Das Hitzerisiko für Immobilien ist derzeit noch sehr klein. Die obere Karte zeigt für den Referenzzeitraum 1995–2014 den Anteil der Gebäude, die davon betroffen sind. Ins Auge sticht die Region Morges am Genfersee, wo bereits heute 41% der Gebäude gefährdet sind. Die untere Karte zeigt den Anteil betroffener Gebäude 2050 gemäss klimatischem Worst-Case-Szenario unter weiterhin intensiver Nutzung fossiler Energieträger.
Grafiken Wüest Partner | Gebäudebestand gemäss GWR: 2025. Quellen: CLIMADA Technologies, Wüest Partner
Da wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, führt der zukünftige Temperaturanstieg zu intensiverem Niederschlag, insbesondere in Gebirgsregionen. Derzeit liegt der Anteil der von Starkregen gefährdeten Gebäude bei knapp 20%. In den kommenden Jahrzehnten dürfte sich die Gefährdung aber auf voralpine Gebiete ausweiten.
Bis 2030 wird gemäss Wüest-Partner-Prognose über ein Drittel der Gebäude betroffen sein, bis 2050 rund die Hälfte. Danach könnte sich dieser Wert stabilisieren – allerdings nur, wenn es gelingt, die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren und damit den Temperaturanstieg zu bremsen. Wenn die Entwicklung weitergeht wie bisher, werden in 50 Jahren bereits 90% der Gebäude den Risiken von Starkregen ausgesetzt sein.
Hochwassergefährdung künftig eher geringer
Für das Hochwasserrisiko aus lang anhaltendem Regen oder Schneeschmelze ist bei Immobilien die Nähe zu Gewässern der wichtigste Faktor. Ein hohes oder sehr hohes Hochwasserrisiko besteht derzeit bei weniger als 2% der Gebäude in der Schweiz. Sie finden sich vor allem entlang der Rhone, der Aare, des Rheins und der Reuss sowie an den grossen Seen im Mittelland. Das Risiko durch Hochwasser sinkt gemäss Studie von Wüest Partner künftig eher, weil ausgedehnte Niederschlagsperioden – im Gegensatz zu Starkregen – tendenziell abnehmen.
Die höchsten Gefährdungswerte finden sich in der MS-Region La Vallée, wo über die Hälfte der Gebäude von Hochwasser bedroht ist. In der Region Martigny sind knapp 20% der Gebäude durch Hochwasser der Rhone gefährdet. Ebenfalls betroffen ist die Linthebene mit den MS-Regionen Glarner Unterland, March-Höfe und Linthgebiet, wo bis zu 15% der Gebäude bedroht sind. Eine geografische Verschiebung der Risikogebiete sei in den kommenden Jahrzehnten nicht zu erwarten, so die Immobilienökonomen.
Hitzemilderung könnte bei Gebäuden ins Tuch gehen
Mit Blick auf die Folgen häufigerer Hitzeperioden ist das Risiko derzeit noch sehr gering. Bis 2080 könnten allerdings über 90% der Gebäude betroffen sein. Besonders gefährdet sind das Mittelland, die Genferseeregion und das Tessin sowie dicht bebaute urbane Räume. Die Spannweite zwischen den Szenarien ist allerdings sehr gross: Gelingt es, die Treibhausgasemissionen zu senken, können Investitionen in aufwendige Gebäudeertüchtigungen eingespart und Wertverluste vermieden werden.
Und was ist mit Stürmen? Sie können Dächer abdecken, Fassaden beschädigen und durch umherfliegende Gegenstände Fenster oder Türen zerstören. Derzeit sind hierzulande aber weniger als 20% aller Gebäude einem hohen oder sehr hohen Sturmrisiko ausgesetzt. Heute wie auch in Zukunft sind die Alpen und der Jura deutlich stärker betroffen, während das Mittelland vergleichsweise weniger sturmgefährdet ist. Die künftige Entwicklung des Sturmrisikos für den Gebäudepark ist noch unklar. Nach aktueller Datenlage zeigt sich für die Schweiz laut Wüest Partner eine Tendenz zu eher geringeren Windgeschwindigkeiten.
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