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Die gestrige Eröffnungsveranstaltung zur Swissbau 2016 galt dem Jahrhundertbauwerk NEAT mit seinem neuen Gotthard-Durchstich über 57 km Länge zugunsten der ersten alpenquerenden Flachbahn in Europa. Dabei ging der Blick der Referenten weit zurück bis zu den im Sinne des Wortes bahnbrechenden Ingenieurleistungen Mitte des 19. Jahrhunderts, auf deren staunenswerter Vorarbeit die Verkehrs-Errungenschaften der Moderne beruhen.
Bundesrat Ueli Maurer zeigte sich als Gastredner in Basel zwar überzeugt, dass auch die Ingenieure von heute fähig seien, die grossen Herausforderungen der Gegenwart zu meistern. Dennoch, so Maurer, würde er sich manchmal ‹mehr Sprutz›, mehr Elan für grosse Leistungen, wünschen. Dabei blickte die Bühne, über welche der Auftakt zur Messeausgabe 2016 ging, direkt auf ein sichtbares Zeichen ebendessen, was der Bundesrat vermisste: auf den Besucherpavillon der Arena.
Holz setzt ein Zeichen
Der elegante, sieben Meter hohe Bau, dessen Tragwerk und Treppe aus Buche bestehen, besticht durch seine filigrane Erscheinung. Doch das ist nicht alles: Sämtliche Holzverbindungen des ellipsenförmigen Holzständerbaus mit 32 Segmenten wurden ohne Metallteile geschaffen. Realisiert wurde der Pavillon mit innovativen Buchen-Konstruktionselementen der Fagus Jura SA. Bauherrin des Besucherpavillons ist die Messe Basel. Sie will ihn nicht bloss diesen Januar nutzen, sondern auch zur kommenden Messe ‹Holz› sowie zur nächsten Swissbau in zwei Jahren.
Dass Buche im Holzbau gezeigt wird, hat noch immer Seltenheitswert. Die Buche ist in der Schweiz zwar die zweithäufigste Baumart nach der Fichte, wird aber konstruktiv noch kaum genutzt. Das harte und zähe Holz wird, obwohl es für Bauzwecke eigentlich prädestiniert wäre, mehrheitlich bloss energetisch verwertet. Dass es auch anders geht, zeigen Berrel Berrel Kräutler Architekten zusammen mit Holzbauingenieur Hermann Blumer mit dem Blickfang in der Messe Basel.
Rasante Entwicklung
Die Holzbranche hat vor etwa zwanzig Jahren begonnen, das Bauwesen durch eine stürmische Entwicklung aufzumischen. Sie hat insbesondere den Megatrend der Digitalisierung ab dem Zeitpunkt integriert, ab dem er sichtbar wurde, und ist damit zu einem der innovativsten Bereiche des Bauwesens geworden – der Not gehorchend, wie Max Renggli als Teilnehmer einer Diskussionsrunde zum Thema Digitalisierung festhielt, nachdem das Bauen mit Holz kaum mehr Bedeutung gehabt hatte.
Die Integration des Digitalen und die damit verbundene Wandlung vom Handwerk zur Industrie ergänzte eine rasant vorangetriebene Werkstoffentwicklung. Die Materialien und Produkte, die heute im Holzbau angewendet werden, haben nur noch wenig gemein mit dem ehemals fast unverändert aus der Natur übernommenen, im Wald gewachsenen Ausgangsstoff. Ihre heutige Vielfalt und Leistungsfähigkeit ist beeindruckend.
‹Ferrari des Holzbaus›
In dieses Umfeld schreibt sich der mit dem Besucherpavillon an der Messe präsentierte Vorschlag, mehr aus dem exzellenten Material zu machen, das in beinahe jedem fünften Baum im Schweiz Wald steckt, das aber bislang meist nur verheizt wird: der Buche.
ETH-Professor Andrea Frangi, der Schweizer Buchenholz im bereits mehrfach ausgezeichneten ‹House of Natural Resources› an der ETH Hönggerberg mit einsetzte, spricht nicht von ungefähr von einem ‹Ferrari› für den Holzbau. Wo schlanke und zugleich hochbelastbare Konstruktionen gefragt sind, könnte es in Zukunft anstelle von Beton und Stahl zum Zug kommen.
Links Tagesschau vom 12.1.2016 | Radio SRF regional vom 12.1.2015