Holzdach für Zürcher Elefanten
Die freigeformte Dachschale des neuen Elefantenhauses im Zoo Zürich (<link auf_einen_klick news lignum_journal_holz_news_schweiz news_detail>Lignum Journal online vom 10.6.2014) ist ein aktuelles Beispiel für den Einsatz von Holzverbindungen mit Klebstoffen.
Bild Michael Meuter, Zürich
Statisch tragende, geklebte Holzelemente kommen traditionell im Hallen- und Industriebau zum Einsatz. Doch sind sie auch zunehmend beim Bau von mehrgeschossigen Wohn- und Bürogebäuden anzutreffen.
Dabei stehen drei grundsätzliche Anforderungen im Vordergrund: Zum einen muss die Übertragung grosser Lasten dauerhaft und zuverlässig sichergestellt sein. Des weiteren sollen die Teile und ihr Ganzes ökonomisch und sauber zu verarbeiten sein.
Drittens sind hinsichtlich der Umweltverträglichkeit Emissionsgrenzwerte bei der Applikation der Klebstoffe und im Gebrauch der Bauteile einzuhalten, und die Verklebungen sollen den Rückbau der Elemente und deren weitere Verwertung nicht behindern. Alle diese Erfordernisse stehen im Zentrum einer erfolgreichen Entwicklung der Klebetechnologie.
Verbindungstechnologie im Bau
Im wesentlichen kennt das Bauwesen drei Arten des Verbindens von Bauteilen: mechanische Verbindungen mit Schrauben, Nägeln, Nieten, Bolzen und Dübeln; Schweissverbindungen bei geeigneten Metallen und thermoplastische Kunststoffen; Klebverbindungen mittels geeigneter Leime und Klebestoffe. Alle drei Technologien weisen Vor- und Nachteile auf, doch hat das Verkleben das Potential, die Vorteile der Fügetechnologien zu kombinieren.
Verklebte Verbindungen sind insbesondere bei faserigen Werkstoffen wie Holz oder faserverstärkten Kunststoffen eindeutig materialgerechter, da sie eine grossflächige, kraftschlüssige und somit homogenere Kraftübertragung zwischen den Fügeteilen ermöglichen. Sie führen somit zu steiferen, oft sogar tragfähigeren Verbindungen, deren Leistungsfähigkeit durch die Wahl und Formulierung der Klebstoffe beeinflusst werden kann.
Kleben – eine sichere Technik
Geklebte Verbindungen im Bauwesen, insbesondere jene, die Lasten abzutragen haben, stossen nicht selten auf Skepsis. Dabei sind sie längst in Form von Brettschichtholz, früher Leimholz genannt, genormt und bewährt. Die Industrie entwickelt Klebstoffe für nahezu jede spezifische Anforderung.
Diese Klebstoffe können besonders hohe Festigkeiten erzielen, die auch über längere Zeiträume erhalten bleiben. Sie sind fähig, Verbindungen herzustellen, die sich auch unter extremen Bedingungen als dauerhaft erweisen. Und sie sind in der Lage, Bauteile möglichst umweltfreundlich zu verbinden. Zudem kennt die Baupraxis für die Bemessung geklebter Bauteile und für die Ermittlung der notwendigen Kennwerte abgesicherte Verfahren.
Schlüsseltechnologie für das Bauen mit Holz
Über 80% aller verwendeten Holzprodukte sind geklebt, und volumenbezogen fliessen rund 60% aller Klebstoffe in Europa in die Holzindustrie. Dies zeigt, dass der Weiterentwicklung von Klebstoffen und deren Verarbeitung im Holz- und Möbelbau eine entscheidende Bedeutung zukommt.
Neue Klebstoffe und Klebtechnologien haben hierbei den steigenden Anforderungen hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Qualität und Nachhaltigkeit zu entsprechen. Die Herausforderungen für innovative Klebtechnologien von morgen liegen vor allem in der Variabilität der Holzoberflächen und deren Bestandteilen, wie modifizierte Hölzer oder Buchenbrettschichtholz. Emissionsfreie Systeme, Hybridklebstoffe mit naturbasierten Bestandteilen, Nachhaltigkeitsaspekte sowie Systeme mit Funktionsstoffen für einstellbare Eigenschaften sind Themen künftiger Entwicklungen.
Zwei Tage konzentrierte Wissensvermittlung
Der 46. Fortbildungskurs 2014 in Weinfelden wird innerhalb von zwei Tagen das aktuelle Wissen zum Thema ‹Holzverbindungen mit Klebstoffen für die Bauanwendung› vermitteln. Die Tagung verschafft Planern und Ausführenden Einblick in grundlegende Anforderungen an moderne Holzverklebungen und zeigt, wie eng verknüpft die Klebetechnologie mit innovativen Holzbauprodukten ist.
Die Performance von Klebstoffen in tragenden und nichttragenden Anwendungen, das Verarbeiten in der industriellen Fertigung wie auch in der Baustellenapplikation sowie Berichte aus aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekten eröffnen den Teilnehmenden eine umfassende Informationsplattform zu Klebeverbindungen im Holzbau.
Vier Themenblöcke
Unter der Kursleitung durch Prof. Dr. Klaus Richter (TU München) und Dr. Christian Lehringer (Purbond AG, Sempach Station) sind vier thematische Blöcke vorgesehen. Im Block 1 ‹Anforderungen und Grundlagen› werden sowohl Thesen zum Kleben mit Holz aufgestellt als auch Emissionen und Umweltbewertungen sowie Bauproduktnormen und die Möglichkeiten in der Schweiz zum Konstruieren abweichend von der Norm dargestellt.
Block 2 ‹Klebstoffe in der Bauanwendung› vermittelt Wissen in der Anwendung vom Tragwerk über Fenster bis hin zur Brandsicherheit. Block 3 ‹Markt-/Systemlösungen› thematisiert Brettsperrholz und Innovationen bei der Verklebung, während Block 4 ‹Forschung und Entwicklung/Trends› auf Zukunftsvisionen bei Verklebungen verweist.
Fortbildungskurs S-WIN 2014
Holzverbindungen mit Klebstoffen für die Bauanwendung
21./22. Oktober 2014, Weinfelden
Tagungsleitung
Prof. Dr. Klaus Richter, Holzforschung, Technische Universität München
Dr. Christian Lehringer, Purbond AG, Sempach Station
Anmeldung
Die Anmeldung ist bis 17. Oktober 2014 möglich. Mitglieder von S-WIN profitieren von Ermässigungen bei den Teilnahmekosten.
Link www.s-win.ch/fbk