Nachhaltiges Bauen in Echtzeit
Modell des Vorzeige-Holzbaus, der für die mehrheitlich chinesischen Besucher der Expo in Shanghai ‹Green Building› zum Erlebnis macht.
Bild und Modell Frey Architekten
Die Verwendung regenerativer Baustoffe garantiert den hohen baubiologischen Wohnwert. Durch eine doppelte Fassadenebene wird die zur Wohnung gehörende Übergangszone vergrössert, während die dafür notwendige Stützkonstruktion Rankgerüst für klimaausgleichende Fassadenvegetation und gleichzeitig Träger der Solartechnik ist. Die Dachfläche ist eine vollständig begrünte Dachgartenebene, die mit Photovoltaikanlagen und thermischen Solarkollektoren ausgestattet ist. In der Gesamtenergiebilanz entwickelt das Gebäude einen Energieüberschuss, so dass eine CO2-Gutschrift entsteht.
Als ‹best practice office› der Stadt Freiburg repräsentiert das Architekturbüro Frey die Entwicklung nachhaltigen Bauwesens. Das 25 Mitarbeiter umfassende Architekturbüro besteht seit mehreren Generationen und hat schon 1972 in eigenen Modellobjekten Solaranlagen projektiert und ausgeführt. Heute ist das Büro international tätig und sieht seinen Schwerpunkt in der Entwicklung nachhaltiger Architekturkonzeptionen. Das Büro investiert jedes Jahr ansehnliche Summen in eigenfinanzierte Forschungsgebäude. Diese Testfelder ermöglichen es, neue Ansätze im Massstab 1:1 zu erproben und durch Monitoring und Controlling Daten zur Beurteilung bautechnischer Details zu gewinnen.
Bau nach dem ‹Fünf-Finger-Prinzip›
Das deutsche Demoprojekt für grünes Bauen vereint fünf Aspekte, welche die Architekten und mit ihnen auch die Stadt Freiburg als grundlegende Bestandteile nachhaltiger Architektur definieren. Dazu zählt Ökologie im Sinne einer Verpflichtung, die Ressourcen ihren natürlichen Eigenschaften entsprechend zu verwenden sowie intelligente Energiemanagementsysteme zu entwickeln und zu implementieren, um unnötigen Primärenergieverbrauch zu reduzieren.
Ins magische Fünfeck gehört jedoch ebenso die Ökonomie, denn nur wenn es gelingt, finanzierbare Vorschläge zu präsentieren, können sie auch realisiert werden. In der Regel ist nicht das Gebäude zu teuer, sondern die vorgeschlagene Lösung. Der Imperativ der Wirtschaftlichkeit zwingt demzufolge nicht zu bescheidenen Gebäuden, sondern ruft danach, kostenreduzierende Strukturen durch die Herausarbeitung bautechnischer Lösungen zu entwickeln, die präzise die Anforderungen erfüllen und überflüssige Aufwendungen einsparen. Gefragt sind unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit jedoch auch intelligente Finanzierungskonzepte. Denn eine Reduktion des Kapitalaufwandes führt zu einer günstigen Refinanzierung, die günstigere Mieten ermöglicht.
Drittes Element des ‹Fünf-Finger-Prinzips› ist die Gesellschaft als vervollständigende Dimension des gängigen Nachhaltigkeits-Dreiecks: Die Menschen bilden durch ihre Gemeinschaft den Lebensraum Stadt. Dies bedeutet, dass der gebaute Lebensraum das Sozialbedürfnis der Menschen unterstützen muss, und zwar das individuelle Bedürfnis jedes Menschen, so unterschiedlich seine Lebenssituation auch ist, damit er zwischen Individualwesen und Gemeinwesen pendeln kann.
Dieser soziale Aspekt wird jedoch im Freiburger Ansatz noch erweitert durch die Voraussetzung eines gemeinsamen Willens zur Gestaltung als viertes Element. Erst wenn eine solche Klammer gegeben ist, gelingt die sinnvolle Strukturierung eines so komplexen Gefüges zum lebenswerten Lebensraum, wie sie eine Stadt darstellt. Und schliesslich leisten Anreizmechanismen nach dem Freiburger Credo als fünftes Element wesentliche Unterstützung dabei, die notwendigen Entscheidungen zur Umsetzung einer einmal erkannten Aufgabe zu treffen und sich mit als sinnvoll erkannten Anforderungen zu identifizieren.
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