Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Holzbauforum 2024 in Innsbruck: drei Tage Holz dicht

Über 2900 Teilnehmer aus 40 Nationen an drei Tagen: das ist die eindrückliche Bilanz des jüngsten Internationalen Holzbauforums IHF vom 4.–6. Dezember, an dem die Lignum einmal mehr als Mitveranstalterin auftrat. Die neue Rekordbeteiligung ist ein Beweis für das hohe Interesse am Bauen mit dem Werkstoff Holz und ein Beleg für entsprechend hohen Informationsbedarf.

Der 28. Kongress der IHF-Reihe lebte einmal mehr von einem Feuerwerk neuer Bauprojekte. Forschungsergebnisse, die Vorstellung von Neuentwicklungen bei Produkten und Verfahren und Fachvorträge zu Spezialthemen rund um den Bau ergänzten das Programm. Oben: Lignum-Direktorin Sandra Burlet moderierte in Innsbruck die Auftaktveranstaltung zum Thema erschwinglicher Wohnraum. Unten: Wissen teilen, Netzwerk ausbauen – das stand auch 2024 im Zentrum des Internationalen Holzbauforums.
Bilder Jan Kulke/zvg Forum Holzbau

 

Die begleitenden volkswirtschaftlichen Vorträge schlugen diesmal tendenziell einen Moll-Ton an und beschränkten sich auf einen kurzfristigen Ausblick auf die kommenden Monate. Die Zeiten für sind für Wirtschaftsprognosen einfach zu unsicher. Thomas Obst vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln sah Deutschland in einer Investitionskrise, geprägt durch Digitalisierungsrückstand, eine ungünstige Demografie, De-Globalisierungstendenzen und hohe Dekarbonisierungskosten.

Neben exogenen Einflüssen vom Weltmarkt gebe es für die Stagnation in Deutschland aber auch hausgemachte Ursachen. Zu hohe Steuern und Energiekosten, letztere vor allem für produzierende Unternehmen, ausserdem zuviel Bürokratie verhinderten, dass die Wirtschaft wieder in die Gänge komme. Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Erzeugnisse habe gelitten. Damit drohe nun sogar das Gespenst der Deindustrialisierung, was Obst mittlerweile als reale Gefahr erachtet.

Die Regierung habe es versäumt, sich bei Behebung des Fachkräftemangels stärker zu engagieren. Der stehe bis 2030 ‹wie ein Elefant im Raum›. Ein klarer Fehler sei auch das Gerede von einem ‹grünen Wirtschaftswunder› gewesen, was seitens der Wirtschaftsverbände schon länger als realitätsfern tituliert worden sei.


Nicht nur Grautöne

Weniger düster zeigte sich das Bild, das Marktforscher Martin Langen bei der Auftaktveranstaltung zum IFH zeichnete. Er zeigte sich überzeugt, dass die Immobilienbranche jetzt wieder in Gang komme – und damit auch der daran hängende Bau. Mit der Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen kämen mehr gebrauchte Immobilien auf den Markt, die auch nachgefragt und dann renoviert würden.

Denn die aktuelle Baukrise sei anders als frühere Baukrisen, weil trotz Krise und wenig Neubau weiterhin grosser Bedarf an Wohnraum bestehe. Und die Mieten würden deswegen weiter steigen. Die politischen Rahmenbedingungen wiesen stark in Richtung Förderung des sozialen Wohnungsbaus, weil man in der Vergangenheit das Falsche gebaut habe: zu exklusiv, zu gross und damit zu teuer. Jetzt gehe es um kleinere und preiswerte Wohnungen. Langen vermutete, dass viele Projektentwickler ihre Projekte auf sozialen Wohnungsbau umstellen würden.

Gerade wegen des Markteintritts neuer Akteure bestehe über das Bauen mit Holz weiterhin viel Informationsbedarf. Hinsichtlich des seriellen Bauens oder auch Sanierens ist Langen jedoch eher skeptisch, wenn es um die Marktakzeptanz gehe. In Deutschland fehle generell Platz für Neubau, und die Serielle Sanierung mit Holzelementen sei derzeit einfach zu teuer.


Verstärkung für Holz

Auch das TUM-Wood-Diskussionsforum zu früher Stunde am IHF-Freitag lockte wieder ganz ordentlich Teilnehmer in die ‹Orangerie› des Innsbrucker Kongresszentrums. Dabei ging es zunächst um die Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Brettschichtholzträgern durch vertikales Einkleben von Furnierlagen.

Im zweiten Teil stellten die Wissenschaftler der TU München ihre Entwicklung ‹Timber Earth Slab› vor: Deckenelemente aus Lehm, die mit Holzlattenrosten bewehrt werden, um verflüssigten Lehm in Fertigelementform zu bringen (und zu halten) und dabei die positiven Eigenschaften beider Materialien zu kombinieren. Sie sollen im Geschosswohnungsbau eingesetzt werden. Die Lattenroste werden mit Unterstützung von Robotern automatisch gelegt, mit Holznägeln geheftet und verklebt, ehe der Lehm eingefüllt wird.

Im Block ‹Exponierte Ingenieurbauwerke› wurden Holzbrückenprojekte unterschiedlicher Konstruktion vorgestellt, unter anderem die Olympiabrücke in Paris, die Bahnhofsbrücke in Zwolle und die Vier-Armen-Radwegbrücke in Brüssel, aber auch mehrere Bauten in Spanien. Der IHF-Epilog lieferte einen Überblick über die Holzbauten, die Frankreich für die Sportler zur Sommerolympiade 2024 in Paris und die spätere Nachnutzung errichtet hat.


Ein Zugang zu den aktuellen Tagungsunterlagen kann auf der Website ‹Forum Holzwissen› erworben werden. Das 29. Internationale Holzbau-Forum findet vom 3.–5. Dezember 2025 statt.


Link www.forum-holzbau.com/IHF