Brettsperrholz läuft in London zu Hochform auf
Oben: Dalston Lane (Architektur: Waugh Thistleton Architects). Unten: ‹The Smile› (Entwurf: Alison Brook).
Bilder Daniel Shearing/Quelle proHolz Austria (oben) | Michael Meuter, Zürich (unten)
In mehreren Gebäudeteilen – der höchste davon umfasst zehn Geschosse – werden in der Dalston Lane bis nächstes Jahr 123 Wohnungen in Brettsperrholzbauweise errichtet. Das Projekt ist hinsichtlich seiner Gesamtgrösse vergleichbar mit dem 2013 in der Via Cenni in Mailand realisierten Wohnbau mit vier Neungeschossern. Hier wie da sind sogar Treppen- und Liftkörper in Holz ausgeführt.
Die Gesamtkonstruktion wiegt nur ein Fünftel eines Betonbaus in dieser Grösse. Dadurch konnte höher gebaut werden, als auf dem Grundstück jemals für möglich erachtet wurde, berichten Waugh Thistleton Architects über das Leuchtturmprojekt im verdichteten, urbanen Wohnbau.
Die Architekten haben bereits 2009 ebenfalls im Londoner Stadtteil Hackney das Projekt ‹Murray Grove› realisiert, das damals erste neungeschossige Wohnhaus aus Brettsperrholz weltweit. Seither sind in Hackney gut 20 Brettsperrholzbauten entstanden. Hackney ist damit zu einer Art internationalem Brettsperrholz-Hotspot geworden.
Ein Lächeln für den Londoner Herbst
Apropos Brettsperrholz in London: Leider schon seit Mitte Oktober vorbei ist das Schaulaufen des Materials im Hof des Chelsea Collage of Art, gleich gegenüber der Tate Britain. Dort sorgte die Skulptur ‹Smile›, eine Installation aus amerikanischem Tulipwood-Brettsperrholz, im Herbst als Teil des diesjährigen London Design Festivals für Aufsehen.
Die Architektin Alison Brook hat zusammen mit Ingenieuren von Arup aus dem Werkstoff eine faszinierende Landschaftsskulptur geschaffen. 34 m lang, rund 3,5 m hoch und 4,5 m breit, lag die zu einem Lächeln geschwungene, begehbare Holzkonstruktion nur an dem Punkt auf, wo man sie betrat. Im Inneren empfing sie Besucherinnen und Besucher wie eine urbane Arche mit der Wärme eines Wohnzimmers.
Die Installation war nicht nur technisch beeindruckend, sondern erlaubte es den Londonerinnen und Londonern auch, den Ort auf ganz neue Art und Weise wahrzunehmen. Wer sich im Innern auf den leicht ansteigenden Weg zu den beiden offenen, mit einem Geländer über Glasplatten abgeschlossenen Enden machte, erhielt gleichsam sorgfältig gerahmte Bilder der Umgebung, welche durch die Reduktion des Sichtfeldes und die Fokussierung auf bestimmte Elemente stark von der Aussensicht abwichen.
Link http://waughthistleton.com | www.alisonbrooksarchitects.com