Holz-Freiform, frisch gebacken

Paneum, Asten (A), 2017
Bauherrschaft: Backaldrin (A)
Architekt: Coop Himmelb(l)au, Wien (A)
Generalunternehmer: Wiehag, Altheim (A)
Holzbau: Pointinger Bau, Grieskirchen (A)
Digitale Planung: Design-to-Production, Zürich
Bilder Paneum, Asten (oben und Mitte) | Design-to-Production, Zürich (unten)
Das interdisziplinäre Team der Zürcher Design-to-Production um den Architekten Arnold Walz und den Informatiker Fabian Scheurer hilft Architekten, Designern, Ingenieuren und Herstellern, die Lücke zwischen Idee und Realisation beim Bau von ‹Non-Standard›-Architektur› zu überbrücken, deren Form weder mit den üblichen Mitteln dargestellt noch mit standardisierten Elementen gebaut werden kann.
Während der letzten Jahre war die Zürcher Design-to-Production immer wieder an aufsehenerregenden Projekten von bekannten Architekten beteiligt, so am Centre Pompidou in Metz oder am Konzertsaal der ‹Seine Musicale› in Paris (beide entworfen von Pritzker-Preisträger Shigeru Ban), an der Fondation Jérôme Seydoux-Pathé in Paris (Renzo Piano), am Rolex Learning Center der EPF Lausanne (SANAA) oder am Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart (UN Studio).
Lob des Brotes
Und nun lassen die Zürcher High-Tech-Tüftler ihr Know-how also an einem österreichischen Tempel des Brotes glänzen: im ‹Paneum› in Asten bei Linz. Das Museum wurde am 5. Oktober eröffnet. Es solle den Besuchern näherbringen, welchen Stellenwert Brot in allen Epochen der Menschheitsgeschichte gehabt habe und bis heute innehabe, sagt Peter Augendopler, der als Inhaber der Firma Backaldrin hinter dem Projekt steht.
Das international aufgestellte Unternehmen mit Hauptsitz in Asten stellt Backmittel und Backgrundstoffe für Brot und andere Backwaren her. Seine über viele Jahre entstandene Sammlung von mehr als 15000 Kunst- und Kulturobjekten zum Thema Brot bildet den Grundstock des ‹Paneums›. Ägyptische Kornmumien und Spielzeugautos, peruanische Totempfähle und Meissener Porzellan zählen ebenso zu den Exponaten wie chinesische Getreidespeicher, Zunftgeräte, Gemälde und Tausende von Büchern.
Die vielen Zeugnisse der Bedeutung des Brotes durch Zeiten und Räume lassen sich nicht nur in Vitrinen bestaunen, sondern hängen im Zentrum des Ausstellungsbereiches auch wie an einem Kronleuchter von der Decke in das offene Atrium herab. Besucher können sie beim Wechsel zwischen den Etagen auf einer Wendeltreppe umrunden und aus allen Blickwinkeln in Augenschein nehmen.
Fertigung aus Brettschichtholz direkt ab Daten
Die hölzerne Wand des Ausstellungsgebäudes in einer Form, die an einen Brotlaib oder Brotteig erinnert, besteht aus 800 bogenförmigen Massivholzteilen, die auf einer computergesteuerten Anlage ausgeschnitten und auf der Baustelle passgenau übereinander gestapelt wurden. Auf der Innenseite sind sie nur mit einer dünnen Farbschicht versehen, so dass die hochwertige Holzoberfläche sichtbar bleibt. Aussen wurden sie mit Blechpaneelen verkleidet.
Die Digitalbau-Spezialisten von Design-to-Production aus Zürich übernahmen im Auftrag der Holzbau-Unternehmen Pointinger Bau und Wiehag die 3D-Planung für die digitale Fertigung. Für die über 10 m hohe Holzstruktur wurde ein parametrisches CAD-Modell auf Ausführungsniveau erstellt, das am Ende nicht nur die Verbindungsdetails für eine reibungslose Montage, sondern auch Installationskanäle für die Technik enthielt.
Aus diesem digitalen Modell leitete Design-to-Production direkt Fertigungsdaten im BTL-Format ab, so dass die 800 individuellen Einzelteile auf der CNC-Anlage der Holzbauer automatisch aus knapp 150 Platten Brettschichtholz ausgeschnitten werden konnten.
Links www.paneum.at | www.designtoproduction.com