Waldwirtschaft
Nadelstammholz und Industrieholz wurde nicht mehr im Ausmass der Vorjahre nachgefragt, und die Übernahmemengen von Industrieholz waren teilweise kontingentiert. Die Verarbeiter von Stamm- und Industrieholz waren über den ganzen Winter mehrheitlich gut versorgt, obwohl die Waldeigentümer beim Nadelstammholz Preiseinbussen von 10–15% gegenüber dem Vorjahr hinnehmen mussten. Die Zwangsnutzungen aus den Winterstürmen Joachim und Andrea sind für die Betroffenen wohl belastend, für den Gesamtmarkt jedoch nicht.
Aus heutiger Sicht wurde in diesem Winter vor allem im Privatwald deutlich weniger Holz eingeschlagen als im Vorjahr. Angebot und Nachfrage waren dennoch recht ausgeglichen. Bei anziehender Nachfrage könnten allerdings auf den Sommer hin Versorgungsengpässe entstehen. Der Laubholzmarkt lief, abgesehen von Spitzenqualitäten bei Wertholzverkäufen, sehr unbefriedigend. Normales Buchenholz ist, nebst wenigen Schwellen für die SBB, fast nur noch als Energieholz zu vermarkten.
Forstunternehmungen
Im allgemeinen werden die Holzerntearbeiten Mitte April abgeschlossen. Für den Sommer liegen nur sehr wenige Aufträge vor. Es zeichnet sich ein etwa viermonatiger Stillstand in der Holzernte ab. Das bisher genutzte Holz wird rasch abgeführt. Deshalb ist im Sommer ein Mangel an frisch geschlagenem Holz abzusehen.
Holzhandel
Die Versorgungslage der schweizerischen Holzindustrie kann derzeit als sehr gut gelten. Dies ist vor allem auf die gute Witterung im März zurückzuführen. Das produzierte Holz konnte in den meisten Regionen problemlos übernommen werden. Für die Sommermonate schaut die Situation etwas durchzogener aus. Im Schweizer Privatwald wurde der Einschlag in dieser Holzereisaison 30–50% zurückgenommen. Bei gleichbleibender Produktion in der schweizerischen Holzindustrie droht eine Versorgungslücke. Eine künstliche Verknappung des Rohstoffs Holz würde die gesamte Wertschöpfungskette zusätzlich in Bedrängnis bringen.
Sägeindustrie
Auch die Holzindustrie ist der Meinung, dass im Sommer ein grösseres Manko an Nadelholz herrschen wird. Dies wird vor allem für grössere Betriebe problematisch. Der Export von Schnittwaren ist wegen des starken Schweizer Frankens sehr schwierig. Die Konjunktur in der Schweiz läuft gut, und es wird in Immobilien investiert. Die Nachfrage nach Holz ist dementsprechend hoch. Doch auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Die Importe sind momentan günstig. Wenn man den Lastwagenverkehr beobachtet, fällt auf, wie viele Holzprodukte eingeführt werden.
Plattenindustrie
Für die Werke in der Schweiz ist momentan die Verfügbarkeit von Hackschnitzeln gut, und die Produktionskapazität soll möglichst optimal ausgelastet werden. Problematisch ist für die Pavatex AG der Wechselkurs des Schweizer Frankens zum Euro. Das Jahr 2011 war mengenmässig gesehen ein Rekordjahr, sowohl für das Werk in Cham als auch für dasjenige in Fribourg. Das Gesamtergebnis war trotzdem nicht zufriedenstellend. Um die Produktion in der Schweiz abzusichern und ein Standbein in einem Euroland aufzubauen, investiert die Pavatex EUR 60 Mio. in ein neues Werk in Golbey, Frankreich. Es soll eine Produktionskapazität von 50000 Tonnen haben und im Frühjahr 2013 in Betrieb gehen.
Papierindustrie
In Anbetracht der enormen Herausforderungen durch den schwachen Euro konnte das Jahr 2011 bei Vollauslastung einigermassen zufriedenstellend abgeschlossen werden. In der Papierfabrik Utzenstorf AG wurde die zweithöchste je produzierte Menge erzielt (203000 Tonnen). Auch für 2012 wird mit einer Vollauslastung gerechnet. Das grosse Problem im Verkauf sind die Papierpreise. Wegen Überkapazitäten können die Preise nicht angehoben werden. Projekte zur Steigerung der Kosteneffizienz wurden vor allem im Bereich Energie realisiert. Die Verarbeitung von Altpapier ist weniger energieintensiv als die Herstellung von Holzschliff. Deshalb wird der Schliffanteil im Papier reduziert und etwas weniger Holz verarbeitet (Bedarf 2012 ca. 47000 Raummeter in Rinde).
Bei der Perlen Papier AG wurden 2011 rund 480000 Tonnen Zeitungsdruck- und Magazinpapier produziert. Diese Menge soll noch gesteigert werden. Für 2013 wird eine Menge von 550000 Tonnen angestrebt. Die Holzversorgung ist momentan gut. Die Preise für Import-Hackschnitzel wurden massiv gesenkt. Falls die Sägewerke die Produktion im Sommer reduzieren müssen, könnten frische Hackschnitzel rar und deren Beschaffung problematisch werden.
Link www.industrieholz.ch