Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Holz bewegt – Herbst-Holzbulletin zum Thema ‹Sport›

Sechs aktuelle Sportbauten stehen im Fokus des neuen Holzbulletins, das Ende Monat die Lignum-Mitglieder per Post erreicht. Ob Schulturnen, Eis- oder Wassersport, Tennis oder Skilaufen – der Holzbau bildet überall den genau passenden Rahmen. In der Westschweiz begleitet die druckfrische Lignum-Publikation die ‹Rencontres romandes du bois›, die vom 7.–9. Oktober im Musée Olympique in Lausanne stattfinden.

Lignum-Holzbulletin 140/2021: Sport
Inhalt:
- Sporthalle Oberfeld, Langnau im Emmental
- Wassersportzentrum, Nant
- Diamond Domes Tennis- und Eventhalle, Obbürgen
- Langlaufzentrum, Campra
- Trainingshalle HCD, Davos
- Höhentrainings- und Wettkampfzentrum, St. Moritz
32 Seiten A4, vierfarbig
Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin viermal jährlich automatisch und kostenlos per Post. Die vierteljährliche Bautendokumentation der Lignum kann man unabhängig von einer Mitgliedschaft abonnieren. Holzbulletin-Hefte können auch einzeln bezogen werden. Das neue Heft 140/2021 ‹Sport› ist ab 4. Oktober bestellbar.
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Bauen mit Holz hat in Japan eine jahrhundertealte Tradition. 2020 hat die Unesco die dabei entwickelten Fertigkeiten und Techniken sowie das Wissen darüber in das immaterielle Kulturerbe aufgenommen, mit dem Ziel, diese für die Zukunft zu erhalten. Ausgehend von dieser traditionellen Verbundenheit mit dem Material, überrascht es deshalb nicht, dass mehrere Bauten für Tokyo 2020 mit Holz realisiert wurden. So beispielsweise das Olympiastadion, das der Architekt Kengo Kuma entworfen hat. Dies allerdings erst, nachdem der im Rahmen eines ersten, 2012 durchgeführten Wettbewerbs auserkorene Entwurf von Zaha Hadid als zu gross, zu teuer und zu wenig flexibel für eine Nutzung nach den olympischen Spielen kritisiert und der Wettbewerb in der Folge annulliert worden war.

Der jetzt umgesetzte Entwurf ist quasi die Antithese zum vorgeschlagenen Projekt von Hadid: Ein Hybrid-Tragwerk aus Stahl und Holz-Fachwerk trägt das ovalförmige Dach und ist für die Zuschauerinnen und Zuschauer von unten sichtbar. Die Fassade besteht aus breiten, rundumlaufenden, leicht geneigten Bändern, die sich aus kleinteiligen Lamellen aus lokalem Zedernholz zusammensetzen. Nach Olympia 2020 und den Paralympischen Spielen soll der Bau als Fussballstadion genutzt werden.

Auch das Ariake Gymnastics Centre von Nikken Sekkei Architekten besteht weitgehend aus Holz und wurde für zwei Phasen konzipiert: Zunächst als temporäre Einrichtung für die internationalen Sportwettkämpfe realisiert, soll es danach durch den Rückbau der Zuschauertribüne zu einer permanenten Ausstellungshalle umgestaltet werden. Das gewählte Material Holz erinnert zum einen an den Ort, der einst ein Teich war, um Holz zu lagern, zum anderen setzte man damit auf eine wiederverwertbare Ressource, wofür das Bauwerk vom japanischen Umweltministerium auch ausgezeichnet wurde. Und nicht zuletzt liess sich so die Tradition der japanischen Holzarchitektur einem internationalen Publikum vermitteln.


Holzbau an höchst prominenter Lage in Paris

Mit dem Grand Palais Ephémère mitten in Paris mit Blick auf den Eiffelturm setzt Frankreich auf ein ähnliches Konzept: Das temporäre Gebäude, welches Wilmotte & Associés Architectes entworfen haben und das soeben eröffnet worden ist, dient während der Renovierung des berühmten Grand Palais als Raum für die grossen Kunst-, Mode- und Sportveranstaltungen. Es soll bis zum Ende der Olympischen und Paralympischen Spiele Paris 2024 auf dem Champ de Mars stehen bleiben und wird während der Spiele als Standort für Sportwettbewerbe genutzt.

Gleichzeitig ist es damit ein Botschafter mit internationaler Ausstrahlung für das Bauen mit Holz: Die Tragstruktur in Form von vorgefertigten Bogenelementen aus Brettschichtholz, deren Querschnitt minimiert ist, bildet zwei sich kreuzende Hallen, die zum einen auf die Achse zum Eiffelturm reagieren und zum anderen zum Gegenüber des Grand Palais werden. Die Struktur ist gegen innen mit einer Schale ausgekleidet, die partiell das Licht einfallen lässt. Gegen aussen umhüllt eine transparente Schicht mit akustischen, thermischen und lüftungstechnischen Eigenschaften die Bogenelemente. Sensationell ist dabei der durch die grossflächige Glasfassade gerahmte Blick auf den Eiffelturm.


Aktuelle Baubeispiele aus der Schweiz

Die Bauten in Tokyo und Paris zeigen, weshalb Holz für Nutzungen im Bereich Sport geradezu prädestiniert ist: Es lassen sich damit grosse Spannweiten realisieren. Holz ist eine erneuerbare Ressource, die oft lokal vorhanden ist und sich aufgrund des hohen Vorfertigungsgrads und modularer Bauweise auch für temporäre Gebäude respektive Nutzungen eignet.

Das beweist auch das Projekt für ein Sporthallenprovisorium im Zürcher Hochschulquartier, mit dem Itten + Brechbühl und Hector Egger den Gesamtleistungswettbewerb des Kantons für sich entschieden haben. Aus Sicht der Jury überzeugt der vorgeschlagene Holzbau sowohl städtebaulich im Umgang mit der vorgefundenen Topografie und der Gestaltung des Zugangsbereichs als auch konstruktiv mit der Anordnung der Sporträume. Auf eine betonierte Bodenplatte wird verzichtet, und es sollen ausschliesslich vorgefertigte Bauteile verwendet werden. Im Sommer 2022 ist der Bezug vorgesehen. Dies so lange, bis die Sportflächen im neuen Bildungs- und Forschungszentrum im Betrieb sein werden.

Die grosse Vielfalt der Anwendungen von Holz für Sportbauten zeigen wir auch in dieser Ausgabe des Holzbulletins: Sie reicht von der Sporthalle Oberfeld in Langnau im Emmental, die subtil ein bestehendes Ensemble ergänzt und weiterschreibt, über das leicht und durchlässig wirkende Wassersportzentrum in Nant bis zum Höhentrainings- und Wettkampfzentrum in St. Moritz, das sich auf den zweiten Blick als Zwillingsbau entpuppt. Wir stellen das filigrane und rautenförmig aufgebaute Holztragwerk der beiden Tennishallen auf dem Bürgenstock vor, ebenso das einfach und gleichzeitig präzise konstruierte Langlaufzentrum in Campra und die auf das Wesentliche reduzierte Trainingshalle des HC Davos, die gerade durch ihre Schlichtheit überzeugt. Wir wünschen eine gute Lektüre.


Jutta Glanzmann
Technische Kommunikation Lignum