Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Hochleistungsdämmstoff und Holz zum Praxistest verbunden

Im Experimentalgebäude ‹NEST› der Empa stehen derzeit Aerogel-Holzelemente auf dem Prüfstand, die sich für Neubauten ebenso wie für Sanierungen und Aufstockungen eignen. Aerogele sind sehr teuer. Gleichzeitig bieten sie aber einen handfesten Vorteil: Je dünner die Dämmung eines Gebäudes, desto grösser dessen Nutzfläche.

Rentabler Aerogel-Einsatz: In diesem sechsgeschossigen Neubau in Zürich von Dietrich Schwarz Architekten (Zürich) entstanden dank einer Holz-Aerogel-Fassade zusätzliche 30 m2 Nutzfläche. Für die intelligente Verbindung von Verdichtung, Energieeffizienz, Lärmschutz und Betriebsoptimierung gab es 2018 für das Projekt einen Schweizer Energiepreis ‹Watt d'Or› in der Kategorie ‹Gebäude und Raum› (Lignum Journal online vom 22.1.2018).
Bild Empa

 

Gemeinsam mit den Unternehmen Agitec AG und Erne AG Holzbau hat die Empa-Forschungsgruppe von Jannis Wernery Aerogel-Holzelemente für Neubau und Sanierung entwickelt. Sie bestehen aus OSB-Platten mit Aerogel dazwischen. Bei einer Dicke von 15 cm erreichen die Elemente einen U-Wert von 0,2 W/m2K. Für einen ersten Praxistest wurden die neuen Elemente in der ‹NEST›-Unit ‹Sprint› eingebaut. Dort wird ihre Funktion laufend gemessen.

Der Einsatz von Aerogel im Baubereich ist noch sehr neu. Das Material ist um ein Vielfaches teurer als normale Dämmstoffe. Der Preis könnte aber mit Vereinfachungen in der Herstellung noch stark sinken. ‹Verglichen mit den heutigen Herstellungsmethoden liegt im besten Fall eine Halbierung der Produktionskosten für Aerogel-Granulate drin›, sagt Wernery. Damit könnte Aerogel künftig breiter zum Zug kommen. Bislang lohnt sich der Einsatz des teuren Materials nur an den Hotspots der Immobilienpreise.


Teure Lösung lohnt sich erst auf teurem Pflaster

Voraussetzung für die Anwendung von Aerogel für bauliche Zwecke ist unter den heutigen Kosten, dass der Quadratmeterpreis über CHF 8000.– liegt. In Europa gilt das für die 15 teuersten Städte – darunter auch die vier Schweizer Städte Zürich, Genf, Lugano und Basel. In Nordamerika sind es die 14 teuersten Städte – von New York bis Waikiki. Und in Asien sind es die zehn teuersten Städte.

Ein reales Beispiel an der Hohlstrasse in Zürich zeigt, dass sich in einem so hochpreisigen Umfeld wie der Limmatstadt der Einsatz von Hochleistungsdämmstoffen lohnen kann. Das Wohn- und Gewerbehaus in der Innenstadt wurde zwischen 2015 und 2019 neu gebaut und gilt als erstes Gebäude der Schweiz, das praktisch ausschliesslich mit Aerogel gedämmt ist.


Pionierbau mit Aerogeldämmung in der Stadt Zürich

Das Haus ist das letzte Stück einer Blockrandbebauung. Die äusseren Gebäudemasse mussten deshalb mit den bestehenden Bauten korrespondieren und liessen keinen Spielraum zu. Um die innere Nutzfläche zu maximieren, wurde eine Holz-Aerogel-Fassade eingesetzt, die nur gerade 14 cm dick ist. Eine Fassade mit konventionellem Dämmmaterial wäre rund 20 cm dick gewesen.

Hochgerechnet auf das ganze Gebäude entstanden so durch den Einsatz des Hochleistungsdämmstoffs rund 30 m2 zusätzliche Nutzfläche. Bei einem Quadratmeterpreis von CHF 12700.– bedeutet das einen Mehrwert von CHF 381000.–. Zieht man davon die Mehrkosten von Aerogel gegenüber konventioneller Dämmung ab, bleibt ein Plus von etwa CHF 247000.–.


Link www.empa.ch