Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Hirsche haben Zürcher Eiben zum Fressen gern

Die Eibe ist giftig für Mensch und Tier – aber nicht für das Rotwild. Hirsche setzen dem national bedeutenden Eibenbestand am Albis, der mit der Figur Gottlieb Duttweilers in der Reihe der #WOODVETIA-Kunstwerke vertreten ist, in letzter Zeit zu: Sie tun sich an der Rinde der Bäume teils so ausgiebig gütlich, dass diese sich nicht mehr erholen.

Eines der grössten natürlichen Eibenvorkommen Europas mit rund 80000 Eiben findet sich auf der Hügelkette des Albis und dort besonders im Gebiet des Zürcher Hausbergs, des Uetlibergs. Die Hirsche sehen in der Rinde der Bäume offenbar eine Delikatesse.
Bilder Oswald Odermatt, WSL, Birmensdorf
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Entwicklungsgeschichtlich uralt ist die Eibe – und giftig. Vor allem der noch bis vor hundert Jahren allgegenwärtigen Pferde wegen hat man sie deshalb lange Zeit gezielt entfernt, wo sie in Reichweite der Tiere wuchs. Umgekehrt hat man seit Menschengedenken gern Bogen aus dem harten, zähen und elastischen Holz gemacht: Bereits der Gletschermann Ötzi hat einen solchen mit sich geführt. Die Übernutzung der Eibe in der frühen Neuzeit für diesen, aber auch für weitere Zwecke und ihre laufende Ausmerzung wegen ihrer Giftigkeit für Nutztiere haben die Baumart im Laufe der Zeit selten werden lassen.

 

Die heutige Schweizer Eibenpopulation ist im europäischen Vergleich gross. Darum ist sie für den Erhalt der Art in Europa von Bedeutung. Der heutige Bestand ist jedoch nicht nachhaltig aufgebaut, weil der Nachwuchs fehlt. Die grösste Herausforderung bei der Eibenförderung liegt im Schutz vor Wildverbiss. Die Rehe nehmen gern schon die Jungpflanzen. Der Schaden, den Hirsche am etablierten Bestand anrichten, sorgt für eine weitere Verschärfung der Nachwuchslage.

 

Bäume am Albis teils rundum entrindet

 

Nachdem schon im Tössstockgebiet in den vergangenen Jahren die Eiben in grossem Umfang geschält worden sind, stellt man dasselbe nun auch im Gebiet Albis fest, wie die beiden Wissenschaftler Stefan Odermatt und Ulrich Wasem von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf berichten (siehe Link am Ende des Textes).

 

In den Wäldern zwischen Langnau am Albis und der Albispasshöhe wurden im Sommer 2017 Schälschäden an den Eiben festgestellt. Zum Teil war die Schälung stammumfassend. Einzelne Bäume sind bereits an den Folgen dieser Verletzungen abgestorben. Auffallend war auch, dass in vielen Fällen die Stammanläufe bis unmittelbar über dem Erdboden entrindet waren.

 

Fotofallen bringen Klarheit

 

Automatische ‹Wildkameras›, die eigens zur Dokumentation dieser Schälungen installiert wurden, brachten Erkenntnisse über Art und Anzahl der Tiere sowie den Zeitpunkt und den Ablauf der Stammschälungen. Bis zu vier männliche Hirsche konnten mit den Wildkameras erfasst werden. Diese schälten die Eiben in den wärmsten Monaten, im Juli und August.

 

Die am Albis beobachteten Schälungen unterscheiden sich damit in Zeitpunkt, Baumart und betroffenen Stammpartien grundlegend von den Schälschäden, die aus den traditionellen Rotwildgebieten der Ostschweiz bekannt sind. Diese ereignen sich hauptsächlich im Spätwinter, vor allem an Eschen und Fichten, und der Stammfuss ist in diesen Fällen nur ausnahmsweise betroffen.

 


Link waldwissen.net: Rotwild schält Eibenbestände bei Zürich