Drei Tage Wald und Holz im HB Zürich
Der sorgfältig gestaltete Ausstellungscontainer der IG Lignum Zürich zeigte unter dem Titel ‹Holz verbindet› die Leistungen der Holzkette im Kanton Zürich auf. Der Andrang an den drei Tagen war enorm.
Bild Michael Meuter, Zürich
Der Verband Zürcher Forstpersonal beging vom 13.–15. September 2013 mit der öffentlichen Veranstaltung ‹Wald bewegt› im Zürcher Hauptbahnhof sein 100-Jahr-Jubiläum. Die Interessengemeinschaft Lignum Zürich trat in diesem Rahmen als Mitausstellerin auf.
Gemeinsam für mehr regionales Holz im Kanton
Die Interessengemeinschaft Lignum Zürich ist ein Kreis von Unternehmern und Organisationen, die sich zur Neugründung einer regionalen Lignum im Kanton Zürich per 2014 zusammengeschlossen haben (siehe Auflistung am Seitenfuss). Die Interessengemeinschaft will sich für drei Ziele einsetzen: mehr Holz in Konstruktion und Ausbau im ganzen Kanton Zürich, mehr Holz aus den Zürcher Wäldern für Zürcher Bauten und mehr regionale Wertschöpfung durch vermehrte Holzverarbeitung in Zürcher Betrieben. Um diese Vision umzusetzen, soll per 2014 eine Lignum für den Kanton Zürich neu gegründet werden.
In einem Ausstellungscontainer unter dem Titel ‹Holz verbindet› zeigten im Zürcher Hauptbahnhof die Organisationen Holzbau Schweiz (Sektion Zürichsee-Linth), Holzbauingenieure Zürich, Holzenergie Schweiz, Holzindustrie Schweiz Regionalverband Ost, Lignum, Waldwirtschaftsverband Kanton Zürich und ZürichHolz AG in einem Gemeinschaftsauftritt die Leistungen der Wertschöfpungskette Holz auf.
Holzbau-Boom in Zürich
Die öffentliche Veranstaltung ‹Holz im Städtebau – Zürich als Vorreiter› der Interessengemeinschaft Lignum Zürich vom Freitag, 13. September 2013 im HB Zürich versuchte die Voraussetzungen für die derzeitige urbane Blüte des Holzbaus in Zürich herauszuarbeiten und stellte aktuelle Zürcher Holzbauprojekte vor. Die Fachveranstaltung lockte rund 80 Besucherinnen und Besucher an.
2008 haben die Stadtzürcher Stimmberechtigten beschlossen, die 2000-Watt-Gesellschaft Realität werden zu lassen. Damit ist die grösste Schweizer Stadt zu einem weitherum beachteten Labor für die bauliche Umsetzung dieser Vision geworden. Wohnbaugenossenschaften wirken dabei als eigentliche Taktgeber. Sie schöpfen für grossvolumige Neubauten die heutigen Möglichkeiten des Holzbaus konsequent aus.
Genossenschaften geben den Takt an
So investiert zum Beispiel die Familienheim-Genossenschaft Zürich FGZ derzeit knapp 85 Millionen Franken in den Ersatzneubau ‹Grünmatt› mit 155 Wohneinheiten in Holzbauweise. Die Siedlung ersetzt 64 eingeschossige Reiheneinfamilienhäuser von 1929, deren Bausubstanz nicht mehr zu retten war; die Arbeiten der letzten Etappe sind noch im Gang. Die FGZ hat bereits 2003 mit einer städtisch anmutenden Holzbau-Siedlung am Hegianwandweg, die 76 Wohnungen umfasste, einen Meilenstein des neuen urbanen Holzbaus gesetzt.
FGZ-Präsident Alfons Sonderegger erklärte als Referent, weshalb die Genossenschaft auf den Holzbau setzt: ‹Holzbau hat nach unserer Erfahrung grosse Vorteile: Nicht nur die sehr kurze Bauzeit fällt ins Gewicht, sondern auch die Tatsache, dass die Gebäude sogleich gedeckt und von Anfang an trocken sind. Die Holzbauweise mag zwar einige Prozent teurer sein, aber sie passt zum Profil unserer Genossenschaft, der Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen ist.›
Holz aus Architektensicht
Der Zürcher Architekt Beat Kämpfen, der selber grosse Holzbauten in der Stadt Zürich realisiert hat, zeigte in einem spannenden Vortrag die Bandbreite und Vielfalt der derzeit in der Limmatstadt entstehenden grossvolumigen Holz-Neubauten auf, wies aber auch auf beeindruckende Aufstockungen und bemerkenswerte thermische Sanierungen mit Holz hin.
Kämpfen spannte in seinem Referat den Bogen von einer uralten norwegischen Holzkirche über jahrhundertealte Holzhäuser im Wallis bis zu den derzeit im Raum Zürich realisierten Projekten. Kämpfens Fazit: ‹Holzbauten sind nicht nur dauerhaft und energieeffizient, sondern eben auch schön, und das ist in der Architektur ebenso wesentlich. Wir werden derzeit in Zürich Zeuge, wie sich Holz mit diesen Qualitäten den städtischen Raum zurückerobert.›
Woher kommt das Holz?
Der Zürcher Nationalrat Max Binder, Präsident von Waldwirtschaft Schweiz, sprach an der Veranstaltung zum Thema ‹Den Wald optimal nutzen – mehr mit Holz bauen!›. Binder zeigte sich beeindruckt vom derzeitigen schweizweiten Aufbruch des Baumaterials Holz und ermunterte dazu, auf diesem Weg weiterzugehen. Holzbau, so Binder, sei nicht zuletzt auch Klimaschutz: Verbautes Holz speichert über lange Zeit Kohlenstoff aus dem Treibhausgas Kohlendioxid, das Bäume aufnehmen, und dies in grossen Mengen.
Allerdings, so Binder, komme das unter dem derzeitigen Boom verbaute Holz oft nicht aus der Region, sondern stamme in Zeiten der Frankenstärke zunehmend aus dem Euro-Raum – zum Nachteil der hiesigen Holzproduzenten. Unter dem Druck hoher Kosten wird derzeit im Schweizer Wald so wenig Holz genutzt wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Zürcher Holzkette stärken
‹Dabei ist Schweizer Holz doch das umweltfreundlichste Material der Welt›, sagte Binder. ‹Mehr als die Hälfte unserer Waldfläche trägt ein Ökozertifikat, und daraus stammen heute fast 70% des hierzulande geernteten Holzes.› Binder rief deshalb dazu auf, als Bauherr Schweizer Holz zu verlangen – und als Zürcher Bauherr Holz aus dem Zürcher Wald zu bevorzugen.
In dieselbe Kerbe hieb Hansbeat Reusser (Holzbaubüro Reusser, Winterthur), der seitens der Interessengemeinschaft Lignum Zürich durch die gutbesuchte Veranstaltung führte. Er schloss mit dem Aufruf, sich zugunsten von Zürcher Holz im Rahmen der Interessengemeinschaft Lignum Zürich zu engagieren. ‹Wer Zürcher Holz verwendet, schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Kanton›, so Reusser. ‹Dafür ist es wichtig, dass alle Glieder der Zürcher Holzkette ineinander greifen.›
Interessengemeinschaft Lignum Zürich
Initianten der Interessengemeinschaft Lignum Zürich
Paul Aecherli, Paul Aecherli AG Sägerei und Holzhandel, Regensdorf
Andreas Burgherr, Timbatec, Zürich
Toni Horat, ThurHOLZ GmbH, Buhwil
Markus Hummel, Schreinerei, Rüti
Beat Kämpfen, kämpfen für architektur AG, Zürich
Martin Keller, Konrad Keller AG Sägewerk, Unterstammheim
Hans-Ulrich Kipfer, Kälin & Co. AG, Hobel- und Oberflächenwerk, Winterthur
Michael Martin, a-65 GmbH Architekten, Zürich
Hansbeat Reusser, Holzbaubüro Reusser GmbH, Winterthur
Jürg Richenberger, Zimmerei Richenberger AG, Horgenberg
Markus Zimmermann, IHT Rafz GmbH, Rafz
Träger der Interessengemeinschaft Lignum Zürich
Holzbau Schweiz, Sektion Zürichsee – Linth
Holzbauingenieure Zürich
Holzenergie Schweiz
Holzindustrie Schweiz Regionalverband Ost, Unterstammheim
Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich
Waldwirtschaftsverband Kanton Zürich, Elgg
ZürichHolz AG, Wetzikon
Zum Auf- und Ausbau des neuen Holzförderungs-Netzwerks im Kanton Zürich sucht die Interessengemeinschaft weitere Mitglieder und Gönner.
Kontakt: Hansbeat Reusser, Holzbaubüro Reusser GmbH, Tel. 052 204 00 27, hb.reusser(at)holzbaubuero.ch.