Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Energiesicherheit in einer klimaneutralen Schweiz ist möglich

Die Expertengruppe Versorgungssicherheit des Energy Science Center der ETH Zürich legt ein Whitepaper zur Frage vor, ob die Schweiz ihr Netto-null-Emissionsziel bis 2050 bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines hohen Grads an Energie-Versorgungssicherheit erreichen kann – und unter welchen Bedingungen. Fazit: Machbar ist es. Die Schaffung der nötigen Bedingungen ist weniger eine technische als eine politische Herausforderung.

Whitepaper ‹Versorgungssicherheit in einer Netto-Null-Energiezukunft für die Schweiz› (PDF, 14.2 MB)
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Das Whitepaper ‹Versorgungssicherheit in einer Netto-Null-Energiezukunft für die Schweiz› vom 24. Mai beleuchtet die Frage, ob die Schweiz ihr Netto-null-Emissionsziel bis 2050 bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines hohen Grads an Versorgungssicherheit erreichen kann – und unter welchen Bedingungen. Hierzu stützt sich die Analyse auf Energiesystemmodelle der ETH Zürich, die verschiedene Szenarien einer möglichen Netto-null-Zukunft simulieren. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse und anderer wissenschaftlicher Erkenntnisse inner- und ausserhalb der ETH Zürich wird anschliessend ermittelt, ob diese Bedingungen die gängigen Kriterien zur Bewertung der Versorgungssicherheit erfüllen.

Die Ergebnisse zeigen übereinstimmend, dass der Weg zu netto null zwangsläufig über die Elektrifizierung des Verkehrs- und des Wärmesektors führt. Die wichtigsten Energiequellen sind dabei Wasser-, Sonnen- und Windkraft, Holz- und Abfallenergie sowie Gas bzw. Biogas. Auch die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff ist ein entscheidendes Element. In allen Szenarien konnte der Strombedarf durch erneuerbare Energiequellen gedeckt werden, der 2050 netto bei 80–100 TWh pro Jahr – gegenüber derzeit 60 TWh – erwartet wird. Der Energiebedarf von Fernverkehr und Luftfahrt, deren Elektrifizierung deutlich komplizierter ist, liesse sich über Bio- und synthetische Kraftstoffe befriedigen.


Versorgungssicherheit ist nicht gleich Autarkie

Die Studien kommen also zum Ergebnis, dass ein Netto-null-Energiesystem möglich ist und die Schweiz auf Kurs zur Klimaneutralität bringen würde. Doch wie stünde es dabei um die Versorgungssicherheit? Hinsichtlich der ununterbrochenen Verfügbarkeit kommen die verglichenen Modelle wie auch andere Studien zum Schluss, dass der uneingeschränkte Zugang zum europäischen Strommarkt auch künftig eine zentrale Rolle für das Schweizer Energiesystem spielt. Ein vornehmlich auf erneuerbaren Quellen basierendes europaweites Energiesystem wäre unter Voraussetzung eines funktionierenden Stromhandels in der Lage, die erforderliche ununterbrochene Verfügbarkeit zu gewährleisten. Dafür braucht es einen raschen Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen dies- und jenseits der Landesgrenzen.

Was die Bezahlbarkeit anbelangt, so hat die Dekarbonisierung des Energiesystems zwar ihren Preis, bringt gemäss Whitepaper jedoch auch relevante Vorteile wie die Verbesserung von Luft-, Wasser- und Bodenqualität sowie positive Auswirkungen auf Biodiversität und Ernährungssicherheit mit sich. Unter der Prämisse, dass ein hoher Grad an Versorgungssicherheit sowie ein funktionierender Energiehandel mit den Nachbarländern erreicht werden, gehen die techno-ökonomischen Modelle davon aus, dass sich die Kosten der Schweizer Energiewende auf zusätzlich CHF 380–600.– pro Kopf und Jahr belaufen oder dass es unter Umständen sogar zu Einsparungen kommen könnte.


Link https://ethz.ch