Elisabethanisches Theater bei Calais, 2016
Architektur: Andrew Todd
Bilder Studio Andrew Todd, https://vimeo.com/82266957 (oben) | Centre Culturel de l’Entente Cordiale (unten)
Maximal 388 Zuschauer finden in dem Rund von 13 m Innendurchmesser bei Theateraufführungen einen Sitzplatz. Sein Schöpfer, Andrew Todd, hat zuerst Literatur studiert und sich dabei vor allem der Bühnenkunst gewidmet, ehe er sich der Architektur zuwandte. Seine Abschlussarbeit befasste sich mit dem Theater von Shakespeare. ‹Ich habe mich gefragt, was Shakespeare mit den Mitteln von heute gemacht hätte, um ein robustes und zweckmässiges, aber auch ansprechendes Bauwerk mit hoher räumlicher Flexibilität zu erreichen›, sagt Todd.
Doch nicht nur die Einfühlung in das Drama der englischen Renaissance hat Todd inspiriert, sondern auch der Gedanke der Nachhaltigkeit. ‹Für mich ist dieser Bau ein Leuchtturm für dieses Anliegen›, erklärt der Architekt. ‹Er ist ein Weltrund, eben ein 'Globe', für unsere Zeit, wo die Umwelt im Zentrum aller unserer Überlegungen stehen sollte. Der Bau pflanzt sich deswegen nicht in seine Umgebung ein, sondern er verschmilzt mit den Bäumen, die ihn umstehen. Das Publikum muss den Eingang suchen und sich damit auf den Bau einlassen. Verlässt der Zuschauer das Theater am Ende wieder, empfängt ihn wieder die Natur ringsum.›
Material der Wahl zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens war der nachwachsende Stoff, aus dem die Bäume sind: Holz. Der Bau besteht aus in Form gebogenem Brettsperrholz und wird umspannt von einer filigranen Bambusstruktur, die den Aussendurchmesser bis auf 28 m erweitert. Im Innern finden sich neben der unbehandeltem Fichte auch Lärche und Eiche. Anders als bei den historischen Vorbildern der Shakespearezeit ist der Bau oben nicht offen, jedoch lässt ein Fensterband sehr viel Licht hereinfliessen.
Die ‹Neue Zürcher Zeitung› war diesen Sommer vor Ort. Der Beitrag fasst den franko-britischen Kontext und lohnt aus diesem Grund die Lektüre. Eine bestechende Fotogalerie bietet der Artikel, den die Architekturzeitschrift ‹Detail› diesen Herbst online erscheinen liess. Beide Beiträge sind nachstehend verlinkt.
Link Beitrag ‹NZZ› | Beitrag ‹Detail›