86% Schweizer Holz
Mit seinem Querfirst und der grossen Glasfront sticht das Einfamilienhaus im Quartier Leuweli/Schrotenweidli in Hasliberg Hohfluh heraus. Die horizontale Fassadenschalung aus Schweizer Lärchenholz unterstreicht den modernen Charakter des Baus. Auch im Innern ist viel Holz zu sehen. Die Plakette mit dem Herkunftszeichen Schweizer Holz an der Fassade weist auf die ‹inneren Werte› des Hauses hin.
Bilder Martina Lüthi/André Neuenschwander, Hasliberg Hohfluh
Dass sie ein modernes Holzhaus bauen wollen, war für die Bauherren Martina Lüthi und André Neuenschwander von Anfang an klar. Natürliche und ökologische Baustoffe, ein behagliches Wohnklima und Niedrigenergie-Standard ohne Zwangsbelüftung waren schon bei der Planung wichtige Kriterien.
Das Holz sollte soweit möglich aus der Schweiz stammen, denn dass der ökologische und nachhaltige Baustoff Holz durch lange Transporte mit Grauer Energie belastet wird, sollte nicht sein. Die chriWIN GmbH aus Willigen/Meiringen hat die Holzbauarbeiten ausgeführt; für die Wände entschied man sich für das Truber-Holz-System.
Bausystem aus dem Emmental
Truber-Holz ist ein Elementbausystem, welches den genannten Bauherrenkriterien entspricht. Es besteht aus naturbelassenen Brettern, die ohne Leim, Metall oder andere Fremdstoffe auskommen. Sie sind rein mittels Buchendübeln verbunden und halten dank deren Quellkraft. Eingelegt ist lediglich eine Winddichtung aus Papier und Baumwolle; die Zwischenräume der einzelnen Brettlagen in den Elementen haben einen dämmenden Effekt.
Das Holz der Truber-Holz-Elemente stammt aus den Wäldern des Oberen Emmentals. Je nach Wunsch der Bauherrschaft kann es auch aus der Region des Neubaus beschafft oder gar eigenes Holz eingesetzt werden. Das geerntete Holz wird zuerst in lokalen Sägereien zu Brettern geschnitten und getrocknet. Die trockenen Bretter werden dann in der Produktionsanlage in Trub zu Platten zusammengefügt. Mit einem computergesteuerten Abbundportal werden aus den Platten gemäss individuellen Bauplänen die benötigten Elemente gefertigt.
Persönliches Engagement für Schweizer Holz
Jedes Jahr wächst im Schweizer Wald doppelt soviel Holz nach, wie geerntet wird. Dennoch werden zunehmend Holzprodukte für den Bau importiert; der Anteil an Schweizer Holz sinkt. Hauptgrund hierfür ist der Preis, denn durch die Förderpolitik und die niedrigeren Kosten im benachbarten Ausland und die Euroschwäche sind importierte Holzprodukte zwangsläufig etwas billiger. Ist das aus Bauherrensicht entscheidend?
‹Natürlich spürt man bei einem Hausbau jeden Franken, aber man baut nur einmal im Leben und hat daher nur einmal die Chance, dabei die ökologischen Kriterien entsprechend zu gewichten›, sagt Bauherrin Martina Lüthi. Sie schätzt die Mehrkosten für Schweizer Holz auf ein paar wenige tausend Franken, was auf die gesamte Bausumme gesehen Mehrkosten im niedrigen einstelligen Promillebereich entspreche. Und weiter: ‹Wer regelmässig Bio-, Öko- und andere Labelprodukte kauft, hat diesen Betrag in ein paar wenigen Jahren ausgegeben – wir haben für viele Jahrzehnte gebaut!›
Auszeichnung mit dem Herkunftszeichen Schweizer Holz
Um dieses Engagement der Bauherrschaft zu würdigen, ist das Einfamilienhaus mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› HSH ausgezeichnet worden. Dieses kann Bauten verliehen werden, wenn das verbaute Holz zu mehr als 80% aus Schweizer Wäldern stammt. Beim EFH Lüthi/Neuenschwander sind es sogar satte 86% der verbauten 110 m3 Holz.
Das tönt nach viel Holz, wenn man es sich auf einem Haufen vorstellt, aber diese Menge ist in den Schweizer Wäldern nach etwa fünf Minuten schon wieder nachgewachsen. Zudem werden in diesem Holzhaus mehr als 100 Tonnen des Treibhausgases CO2 gespeichert und für Jahrzehnte der Atmosphäre entzogen.
Das Einfamilienhaus in Hasliberg Hohfluh ist nach der Bibliothek in Spiez (Lignum Journal online vom 23.10.2014) erst das zweite Gebäude im Berner Oberland und das erste Einfamilienhaus in der Region, welches die HSH-Auszeichnung erhält. Eine Plakette mit dem roten Logo des Herkunftszeichens im Eingangsbereich zeugt von der Auszeichnung und weist auf die damit verbundenen ökologischen und ökonomischen Mehrwerte des Baus hin.
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