Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Ebenholz› aus dem Schweizer Wald

Es muss nicht immer Ebenholz sein: Der Empa-Spin-off ‹Swiss Wood Solutions› hat ein Produkt unter dem Namen ‹Swiss Ebony› entwickelt, das aus modifiziertem Schweizer Bergahorn besteht. Das Holz bietet die Eigenschaften von Ebenholz und kommt zugleich aus fraglos nachhaltiger Produktion. Das könnte dem Instrumentenbau einen wichtigen Impuls geben.

Geige mit einem Griffbrett aus ‹Swiss Ebony›.
Bild Wilhelm Geigenbau AG, Suhr/empa.ch

 

 

Ebenholz steht auf der CITES-Liste (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) der geschützten Hölzer. Doch im Geigenbau ist es aufgrund seiner Härte, der guten Bearbeitbarkeit und hervorragender Klangeigenschaften geradezu optimal. Zudem ist seine edle dunkle Farbe ein Hingucker. Das Holz einer Buche oder eines Bergahorns kann da nicht mithalten.

 

Schweizer Bergahorn als Alternative

 

Bis jetzt. Forschende der Empa und der ETH Zürich haben gemeinsam den Start-up ‹Swiss Wood Solutions› gegründet und einen Weg gefunden, Schweizer Hölzer so zu modifizieren, dass sie die Eigenschaften bedrohter Tropenhölzer wie Ebenholz oder Grenadill aufweisen. Letzteres wird vor allem für den Bau von Klarinetten und Oboen verwendet. Dabei wird Schweizer Bergahorn aus nachhaltiger Waldwirschaft zugeschnitten und in einer wässrigen Lösung eingelegt. Danach wird das Holz getrocknet und mittels Heisspressverfahren komprimiert.

 

Dies erlaubt es, Holzeigenschaften, die für den Instrumentenbauer besonders wichtig sind, gezielt einzustellen. So benötigt man etwa für den Klarinettenbau eine etwas geringere Holzdichte als bei Griffbrettern für Violinen. Auch die Ansprüche an Farbe und Schalleitungsgeschwindigkeit sind unterschiedlich, wie Oliver Kläusler, CEO von ‹Swiss Wood Solutions› erklärt: ‹Mit unserem Verfahren können wir diese Parameter selber bestimmen. Das ermöglicht beispielsweise dem Geigenbauer eine gezieltere Feinabstimmung des Instruments.›

 

Besser als das Original

 

Der Spin-off ist nicht das erste Unternehmen, das sich auf Alternativen zu Tropenhölzern spezialisiert. Es gibt bereits entsprechende Materialien, zum Beispiel Holz-Kunststoff-Komposite oder Karbonmaterialien. Deshalb hat Kläusler im Frühling 2017 Hörtests mit professionellen Musikern und Musikstudierenden durchgeführt, um diese Materialien direkt miteinander zu vergleichen. Erfreuliches Ergebnis: ‹Swiss Ebony› belegte zusammen mit echtem Ebenholz den ersten Platz.

 

Der Geigenbauer Boris Haug aus Suhr hat daraus Saitenhalter für Profiinstrumente hergestellt, die anschliessend über Wochen bespielt wurden. ‹Eine Musikerin wollte unseren Cello-Prototyp gar nicht mehr herausrücken und bot uns an, uns statt dessen ihren hochwertigen Ebenholz-Saitenhalter zu überlassen›, so Kläusler. Ihre Begründung: Ihr Cello klinge mit Swiss Ebony ‹sexier› als zuvor.

 

Suche nach Investoren

 

Auch preislich kann die Ebenholz-Alternative mit ihrem natürlichen Vorbild bereits mithalten. Trotzdem wollen Kläusler und sein Team den Preis weiter senken und legen zudem grossen Wert darauf, den gesamten Produktionsprozess umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten. Momentan ist ‹Swiss Wood Solutions› auf der Suche nach Investoren, um das Produkt auf den Markt zu bringen. Die bisherigen Entwicklungsarbeiten wurden durch zwei Grants der Gebert-Rüf-Stiftung finanziert. Zudem erhält der Spin-off Coaching-Unterstützung von verschiedener Seite, etwa von Experten der Kommission für Technologie und Innovation (KTI).

 

Künftig könnte das Schweizer ‹Ebenholz› für Lifestyle-Produkte wie Uhrenbauteile, Billard-Queues und Messergriffe Verwendung finden. Wie Gespräche mit potentiellen Kunden ergaben, entstehen in diesen Märkten zurzeit sehr ähnliche Herausforderungen wie auf dem Markt für Musikinstrumente. Zudem arbeitet der Spin-off momentan an einer neuen Methode zum Färben seiner Holzprodukte. Auch dies soll weitere Einsatzmöglichkeiten für das Material erschliessen. ‹Aber das ist Zukunftsmusik›, sagt Kläusler. ‹Der kurzfristige Fokus liegt darauf, Musiker mit Instrumenten auszustatten, die höchsten musikalischen Ansprüchen genügen. Nachhaltig und ökologisch.›

 


Link www.empa.ch