Anbau Konzert-Foyer an die Alte Kirche Boswil, 2017
Bauherrschaft: Stiftung Künstlerhaus Boswil
Architektur: Gian Salis Architektur GmbH, Zürich
Bauingenieur: Walter Bieler AG, Bonaduz
Umgebung: Jane Bihr-de Salis Landschaftsarchitektin, Kallern
Bilder Gian Salis Architektur, Zürich
Das Künstlerhaus Boswil gehört einer privaten Stiftung. Es ist bekannt als Zentrum für klassische Musik, dient aber auch als Ort der Begegnung, des internationalen Kulturaustauschs, der künstlerischen Auseinandersetzung und des Rückzugs. Die hohe künstlerische Qualität, die kreative Atmosphäre und die schöne Landschaft inspirieren Künstler, Musiker und Publikum seit mehr als 50 Jahren. Als Kulturort hat Boswil dank der Institution Künstlerhaus einen Namen weit über die Region hinaus.
Charakteristisch für die alte Kirche von Boswil ist ihre Lage auf einem von einer Mauer gefassten Moränenhügel. Die seit dem Jahr 1100 erwähnte und in der heutigen barocken Form 1664 erbaute Kirche wurde bereits 1890 profaniert und umgenutzt. Seit den sechziger Jahren wird sie von der Stiftung Künstlerhaus Boswil als Konzertsaal bespielt. Daraus ergab sich das Bedürfnis nach einem Foyer. Es wurde in Abstimmung mit der Denkmalpflege wie ein grosses Vordach vor der Südtüre an der Seite des Kirchenschiffs angebaut.
Fliessende Dachkonstruktion zum Geleit
So wird das Foyer Teil der Kirche und bleibt doch als neuer, dem Park zugeordneter Bau erkennbar. Es nimmt sich trotz seines beachtlichen Volumens zurück und lässt den Blick über den Kirchenhügel frei. Eine lange Sitzbank aus geschliffenem Beton parallel zur Kirchenmauer spannt über die mittelalterliche Ruine hinweg und bietet den Ankommenden eine Sitzgelegenheit. Eine geschwungene Treppe aus dem in der Region abgebauten Mägenwiler Muschelkalk bildet den neuen Zugang zum Kirchenraum.
Darüber wölbt sich das Dach auf und verleiht dem Raum Grosszügigkeit, ohne die Kirchenfenster zu verdecken. Es wirkt wie ein vom Wind bewegtes Tuch. Dank einer innovativen Konstruktion aus vielen gebogen verleimten Holzträgern, welche über Klötze miteinander steif verbunden sind, ist es trotz der grossen Spannweite von 9 m relativ leicht und sorgt für eine gute Akustik. Die eigens entworfenen Glashängeleuchten wurden von Mund geblasen. Verglasungen mit filigranen Metallprofilen schaffen einen Innenraum, der den Vorschriften entsprechend gedämmt ist und im Winter beheizt ist.
Innen und aussen verbunden
Durch die Südfenster öffnet sich ein weiter Blick in die Bünz-Ebene. Bei schönem Wetter können die Glastüren auf beiden Stirnseiten grosszügig geöffnet werden. Die Besucher können so durch das Foyer hindurch um die Kirche promenieren, und das Foyer wird zum Schattendach. Vor der Kirchenwand stehen Garderobenständer und eine Theke, welche mit schwarzglänzendem Urushi lackiert ist.
Eine kurze Treppe führt ins Untergeschoss der Kirche zur umgebauten und erweiterten Toilettenanlage. Ein Lift verbindet die drei Ebenen Kirche, Foyer und Toiletten miteinander und sorgt für eine behindertengerechte Erschliessung der Anlage. Im Kirchenschiff wurden die Einbauten der achtziger Jahre zurückgebaut und zur Verbesserung der Sicherheit eine zweite Treppe zur Empore erstellt.