Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Domat/Ems: Pfeifer AG verkauft Baurechte an den Kanton

Nach Beurteilung von Holzindustrie Pfeifer AG ist aufgrund der aktuellen Rundholz-Preissituation derzeit kein rentabler Sägewerksbetrieb am Standort Domat/Ems denkbar. Der Konzern veräussert daher seine Baurechte an den Kanton Graubünden, behält aber einen Fuss in der Tür.

 

Tempi passati

Die grosse Industriezone Vial/Tuleu in Domat/Ems soll nicht länger brachliegen. Nun setzt der Kanton Graubünden auf die Ansiedlung wertschöpfungsstarker Firmen als guter Steuerzahler – mit der Option, später vielleicht doch noch ein Sägewerk zu erstellen. Im Bild der Rundholzplatz des ehemaligen Grossägewerks.

Bild Michael Meuter, Zürich

 

 

 

Holzindustrie Pfeifer AG hat nach der Pleite des Grossägewerks in Domat/Ems 2011 zwei Baurechte samt bestehenden Werkshallen in Domat/Ems erworben. Seither hat Pfeifer in Zusammenarbeit mit dem Kanton Graubünden sowie Vertretern der Waldeigentümer zahlreiche Varianten von Sägewerken samt möglichen Holz-Weiterverarbeitungsmöglichkeiten geprüft und diverse Projekte ausgearbeitet.

 

Bei keiner der durchdeklinierten Varianten erschien jedoch ein rentabler Betrieb möglich. Pfeifer teilt deshalb heute mit, man habe sich entschlossen, dem Ersuchen des Kantons Graubünden auf Erwerb der Baurechte zuzustimmen und einer anderweitigen industriellen Erschliessung des Areals und somit einer wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Region nicht im Wege zu stehen.

 

Endgültig aus Domat/Ems zurückziehen will sich Pfeifer jedoch nicht. Die grundsätzliche Chance zur Realisierung eines Sägewerks samt Holzweiterverarbeitungsbetrieben in Graubünden sieht Pfeifer aufgrund der in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen als durchaus gegeben. Aus diesem Grund wurde mit dem Kanton vereinbart, dass auf dem Areal eine Fläche von 8 ha als Option für Pfeifer zugunsten der Errichtung eines redimensionierten Sägewerks samt Weiterverarbeitung freigehalten wird.

 

Wertschöpfung statt Brache

 

Der Kanton Graubünden will das Sägewerksareal zur Industriezone für wertschöpfungsintensive und exportorientierte Unternehmen umnutzen. Insgesamt wird ein Gelände von 20 Hektaren zur Industriezone umgezont. Die Investitionen für den Erwerb der Baurechte beziffert der Kanton auf CHF 10,8 Mio., den aktuellen Verkehrswert des Areals auf CHF 13 Mio. Für die Inwertsetzung des Areals einschliesslich Erschliessung und Revitalisierung veranschlagt der Kanton je nach Nutzung Kosten in einer Spanne von CHF 12–23 Mio.

 

Die Bürgergemeinde Domat/Ems soll bereits an ihrer Versammlung vom 30. Oktober 2015 die erforderlichen Entscheide fällen. Die politische Gemeinde Domat/Ems befindet am 28. Februar 2016 über die notwendige Teilrevision der Ortsplanung. Beginn der Arbeiten zur Revitalisierung und zusätzlichen Erschliessung des Areals ist voraussichtlich im Mai 2016, die Arbeiten erfolgen auf der Basis einer Arealplanung in Etappen.

 

Hoffnung auf neue Steuereinnahmen

 

Erfreut über die vorgesehene Arealentwicklung zeigen sich die Gemeindepräsidentin Beatrice Baselgia und der Präsident der Bürgergemeinde, Theo Haas. Die in Gründung stehende Hamilton Plastics  investiert als erstes Unternehmen auf dem neuen Areal und schafft damit 100 neue Arbeitsplätze. Es handelt sich dabei um eine Tochter des internationalen Medizinaltechnik-Konzerns Hamilton, dessen Schweizer Zentrale in Bonaduz domiziliert ist.

 

Gemäss Zielsetzung der Arealentwicklung sollen in den nächsten zehn Jahren insgesamt 300 Arbeitsplätze entstehen. Es wird in diesem Zeitraum von einer Bruttowertschöpfung von CHF 170 Mio. und von Steuereinnahmen von CHF 14 Mio. ausgegangen. Der Kanton geht davon aus, dass die Entwicklung des Areals mit hochwertigen Ansiedlungen einige Zeit dauern wird; Qualität soll aber gegenüber Schnelligkeit Vorrang haben.

 

Nach erfolgter Ansiedlung von Unternehmen durch den Kanton erhalten die Bürgergemeinde und die politische Gemeinde Domat/Ems gemeinsam die Hälfte des Baurechtzinses, bei einem allfälligen Verkauf von Land die Hälfte des Erlöses. Diese Einnahmen dürften zu Beginn tiefer sein als die von der Holzindustrie Pfeifer AG bezahlten Baurechtszinsen, mit zunehmender Anzahl Ansiedlungen die bisherigen Einnahmen allerdings übertreffen, so die Rechnung des Kantons.

 


Links 
www.pfeifergroup.com | www.gr.ch