Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Die Gemeinden beim Bauen mit Holz unterstützen

Die Klimabilanz des deutschen Bausektors könnte wesentlich besser ausfallen, wenn viel mehr mit Holz gebaut würde als heute. Damit das Bauen mit dem klimafreundlichen Rohstoff gelebte Realität wird, brauchen die Gemeinden jedoch Unterstützung. Die Ruhr-Universität Bochum entwickelt ein Tool, mit dem sie abschätzen können, wie hoch die Treibhausgaseinsparungen ausfallen, wenn sie den Holzbauanteil vergrössern.

Basierend auf digitalen Stadtmodellen entwickelt das Team am Lehrstuhl für Ressourceneffizientes Bauen der Ruhr-Universität Bochum – im Bild (v.l.n.r.) Caya Zernicke, Prof. Dr. Annette Hafner und Dr. Christian Jolk – gemeinsam mit Industriepartnern ein Tool, um die CO2-Einsparpotentiale zu ermitteln, die sich durch verstärkten Holzbau ergeben würden.
Bild Roberto Schirdewahn/RUB

 

Prof. Dr. Annette Hafner vom Lehrstuhl für Ressourceneffizientes Bauen an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) hat mit ihrem Team in einer Studie bereits 2017 vorgerechnet, wieviel CO2 man einsparen könnte, wenn man 55% der Einfamilienhäuser und 15% aller Mehrfamilienhäuser zwischen 2016 und 2030 aus Holz erbauen würde – heute erreicht die deutsche Holzbauquote erst 18%. Das Ergebnis beläuft sich auf 23,9 Mio. Tonnen CO2. Unter anderem aufgrund solcher Zahlen hält es Annette Hafner für sinnvoll, dass Holz als Baumaterial eine grössere Bedeutung bekommt.

‹Aus Klimaschutzgründen würde es sich lohnen›, sagt sie. Allerdings sei es nicht damit getan, auf nationaler Ebene zu beschliessen, mehr auf Holzbau zu setzen. ‹Die Kommunen müssen dieses Vorhaben auch umsetzen können›, so Hafner. Um sie dabei zu unterstützen, entwickelt ihr Team gemeinsam mit der Firma Disy Informationssysteme ein Tool, mit dem einzelne Gemeinden abschätzen können, wieviel Treibhausgase sie einsparen würden, wenn sie den Anteil der Holzhäuser in ihrem Ort erhöhen würden.


Potentialabschätzung auf Basis eines Geoinformationssystems

Grundlage ist ein Geoinformationssystem, das einen detaillierten digitalen Plan aller Bauwerke einer Gemeinde liefert, die strassenweise auf ihr Klimaoptimierungspotential untersucht werden kann. Dabei wird nicht nur der Gebäudetyp mit einbezogen, zum Beispiel, ob es sich um ein Einfamilienhaus handelt, sondern auch das Alter der Häuser und somit ihr Sanierungsbedarf. Für die Entwicklung des Tools dient die Stadt Menden im Sauerland als Pilot.

‹Man kann einstellen, ob die Sanierung oder der Neubau bestimmter Stadtbereiche holzbasiert erfolgen soll oder nicht, und bekommt ausgerechnet, wie viel CO2 man dadurch einsparen würde›, erklärt Annette Hafner. Das Holzbau-GIS liefert aber auch Informationen darüber, welche Holzressourcen die Wälder der Umgebung zur Verfügung stellen würden. Das soll den Gemeinden künftig ermöglichen, selbstständig abzuschätzen, ob Holzbau für sie realisierbar wäre und wieviel Treibhausgasemissionen sie dadurch einsparen würden.


Links https://www.ruhr-uni-bochum.de/reb | Interview mit Annette Hafner