Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Die Energiewende ist in der Schweiz technisch machbar

Über 300 Forscherinnen und Forscher haben in zwei Nationalen Forschungsprogrammen darüber gebrütet, wie die Energiestrategie 2050 umzusetzen ist. Das gemeinsame Resümee: Die Energiewende ist in der Schweiz technisch und finanziell machbar – an Akzeptanz und Wissen fehlt es aber noch. Und: Im Gebäudepark liegen grosse Potentiale brach: bei Sanierungen, aber auch hinsichtlich Einsatz von Fotovoltaik.

Die Fotovoltaikanlage auf der Holzhalle der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans ist das grösste Solarkraftwerk des Kantons Nidwalden. Die Anlage erzeugt 1,09 GWh/a und deckt damit problemlos den Gesamtenergiebedarf von 966600 kWh/a. Sie speist dazu noch 125800 kWh/a CO2-freien Strom ins öffentliche Netz ein. Mit diesem aus einheimischem Holz erstellten Plusenergie-Industriebau holten sich die Pilatus-Flugzeugwerke 2018 einen Norman Foster Solar Award.
Bild Schweizer Solarpreis 2018

 

 

‹Die Erkenntnisse aus den über 100 Forschungsprojekten der beiden Programme 'Energiewende' (NFP 70) und 'Steuerung des Energieverbrauchs' (NFP 71) zeigen, dass ein wirtschaftlich und sozial verträglicher Ausstieg aus der Kernenergie und der CO2-intensiven Energiewelt schon mit den heute bekannten technischen und finanziellen Mitteln grundsätzlich möglich ist›, betont Hans-Rudolf Schalcher, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 70.

 

‹Doch von alleine werden sich neue Technologien, erst recht aber neue Verhaltensweisen nicht im Alltag durchsetzen. Dafür müssen wir alle unsere Verantwortung wahrnehmen: als Bürgerinnen und Bürger, Konsumentinnen und Konsumenten, Politikerinnen und Politiker sowie in unseren sonstigen Rollen›, ergänzt Andreas Balthasar, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 71. Verschiedene Forschungsprojekte haben nachgewiesen, dass es noch nicht gelungen ist, ausreichend über die Vorteile neuer Technologien und Verhaltensweisen zu informieren.

 

‹Technisch und finanziell machbar›

 

Das Nationale Forschungsprogramm ‹Energie› hat zahlreiche technische Innovationen hervorgebracht. So wurden bekannte Technologien wie die gebäudeintegrierte Fotovoltaik oder die tiefe Geothermie weiterentwickelt. Neue Verfahren zur Produktionsoptimierung erhöhen das Potential der Wasserkraft. Zudem wurden Technologien für die Bedürfnisse der Zukunft wie etwa für die Energiespeicherung mittels Batterien oder Druckluft sowie neuartige Brennstoffzellen erforscht.

 

Ohne Zweifel ist die Transformation des Energiesystems eine grosse finanzielle Herausforderung. Die Forschung zeigt aber, dass sie mit einer Lenkungsabgabe und einem Rückverteilungsmechanismus wirtschaftlich und sozialverträglich zu schaffen ist. Mit einer ökologischen Steuerreform und neuen Finanzierungsmodellen wie etwa Energiegenossenschaften könne diese Aufgabe zudem breit abgestützt werden.

 

Sanierungsrate bleibt ungenügend

 

Auf den Betrieb der Gebäude entfallen rund zwei Fünftel des Endenergiebedarfs. Die Steigerung der Energieeffizienz des Gebäudeparks, also dessen energetische Sanierung, stellt denn auch einen Eckpfeiler der Energiestrategie 2050 dar. Die energetische Sanierung des Gebäudeparks erfolgt jedoch viel zu langsam und muss verstärkt werden.

 

Bei der aktuellen Sanierungsrate bei Wohn- und Bürobauten von lediglich rund 1,5% pro Jahr dauert die Erneuerung der Altbauten bis gegen Ende dieses Jahrhunderts – also viel zu lange, um den erwarteten Beitrag zur Transformation des Energiesystems leisten zu können. Es gilt, diesen Prozess zu beschleunigen. Die bisherigen Förderungsmassnahmen erweisen sich als unzureichend.

 

Für Effizienzsteigerungen im Bereich der Gebäudehülle, insbesondere bei Altbauten, braucht es laut Programmempfehlung zusätzliche Vorschriften und Anreize, um den Anteil der Energieerzeugung mit erneuerbaren Energien zu erhöhen. Zudem seien weiterhin Fördermassnahmen wie das Gebäudeprogramm nötig.

 

Fotovoltaik kann viel mehr leisten

 

Die Fotovoltaik ist eine der tragenden Technologien für die Bereitstellung erneuerbarer Energien. Ihre Leistung soll ab heute bis 2050 knapp verdoppelt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, drängt sich die Nutzung weiterer Flächen auf. Während Solarparks auf freien Flächen in der Schweiz kaum Akzeptanz geniessen, bieten sich bestehende (Tourismus-)Infrastrukturanlagen und vor allem Dächer und Fassaden von Gebäuden zur Energiegewinnung an. 

 

Allerdings fristet gebäudeintegrierte Fotovoltaik bis heute ein Nischendasein. Dies ist auf mangelndes Wissen bei Gebäudeeigentümern und Architekten, fehlenden gesellschaftlichen beziehungsweise politischen Druck und zurzeit noch etwas ungewisse Kosten zurückzuführen. Hinsichtlich gestalterischer Anforderungen erfüllt das Angebot an Solarpanels für gebäudeintegrierte Anwendungen bereits heute hohe Ansprüche. Die Angebotsvielfalt ist weiter im Wachsen begriffen.

 


Link www.nfp-energie.ch/de/program/resumee/