Deutscher Holzbaupreis 2025 in Hannover verliehen
Mit 206 Projekten konnte der Deutsche Holzbaupreis in diesem Jahr die Zahl der Einreichungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern. Die 15-köpfige Fachjury bewertete sie unter der Leitung von Prof. Dipl.-Ing. Arch. Jörg Wollenweber. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Weltleitmesse für die internationale holzbe- und -verarbeitende Industrie LIGNA in Hannover statt.
Bild Holzbau Deutschland
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Das Heidelberger Studierendenwohnheim ‹Collegium Academicum› (Bauherrschaft: Collegium Academicum GmbH, Heidelberg; Architektur: DGJ Architektur GmbH, Frankfurt am Main; Tragwerksplaner: Pirmin Jung Deutschland GmbH, Remagen; Holzbau: Züblin Timber GmbH, Aichach) greift in den Augen der Jury viele aktuelle Themenstellungen auf, alle überzeugend durchdekliniert vom partizipativen Planungsprozess über den Entwurf bis ins konstruktive Detail.
Suffiziente und flexible Wohnformen wurden im studentischen Kontext entwickelt, umgesetzt und erprobt. Die Verbindung von Flächensparen, hoher Lebensqualität und langlebiger Funktionalität ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch relevant und wurde mit gestalterischer Qualität verwirklicht. Der gewählte konstruktive Ansatz weist als Bausystem ein innovatives Potential auf, über die Holzverbindungsmittel eine gute Rückbaubarkeit und Kreislauffähigkeit zu gewährleisten.
Ausgefeilter Modulbau in Dinkelsbühl
Mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und soziale Interaktion weist das herausragende Projekt ‹Cube 68› (Bauherrschaft: WISA Baubetreuungs- und Bauträgergesellschaft mbH, Dinkelsbühl; Architektur: Liebel/Architekten BDA, Aalen; Tragwerksplaner: merz kley partner GmbH, Dornbirn (A); Holzbau: Kaufmann Zimmerei und Tischlerei GmbH, Reuthe (A)) den Weg für eine neue Form gemeinschaftlichen Wohnens.
Gestaltgebendes Element für dieses Konzept sind Holzmodule, die sich in der Summe als erstaunlich variantenreich und anpassungsfähig erweisen. Ihr Vorfertigungsgrad ist sehr hoch; so waren sie bereits bei der Ankunft auf der Baustelle bis zur Leuchte am integrierten Schreibtisch eingerichtet. Die Module sind überwiegend mit Schraubverbindungen errichtet, um eine zügige Montage des Gebäudes, die Demontage oder den Rückbau und die Wiederverwendung zu erlauben.
Legau: Gute Architektur für alle
Der Gemeindesaal Legau (Bauherrschaft: Markt Legau, Legau; Architektur: f64 Architekten und Stadtplaner GmbH, Kempten; Tragwerksplaner: merz kley partner GmbH, Dornbirn (A); Holzbau: Holzbau Amann GmbH, Weilheim-Bannholz) besteht aus zwei wohlproportionierten Baukörpern, in denen sich neben dem Saal auch eine Gastwirtschaft befindet. Versetzt angeordnet bilden beide Gebäude ein Ensemble, das gleichzeitig den Aussenraum durch einen Platz und Biergarten belebt.
Beide Baukörper wurden als Effizienzhaus 55 im Holzbau erstellt, der nicht nur die Konstruktion, sondern auch den Innenausbau und die Fassadengestaltung bestimmt. Das Holz stammt aus der Region. Eine Besonderheit stellt die als Faltwerk konstruierte Dachkonstruktion aus gedämmten Holzkastenelementen dar.
Kommunaler Treffpunkt in Alfter
Mit dem Neubau der Kultur- und Sporthalle in Alfter (Bauherrschaft: Der Bürgermeister, Gemeinde Alfter; Architektur: Königs Architekten PartGmbB, Köln; Tragwerksplaner: Pirmin Jung Deutschland GmbH, Remagen; Holzbau: Holzbau Amann GmbH, Weilheim-Bannholz) hat die Gemeinde Alfter im Rahmen der Neugestaltung des Ortskerns einen neuen kommunalen Treffpunkt erhalten. Das Gebäude wird über drei Etagen genutzt: die Event- und Sportfläche unterirdisch, die Foyerebene mit Quartierscafé und Tribünenbereich ebenerdig und über dem Terrain eine schwebende Dachlandschaft mit Sportfeld und Fitnessareal als öffentlich verfügbarer Freiraum.
Das funktionsbedingt grosse Volumen der Halle ist äusserst behutsam in den kleinteiligen Gebäudebestand des Ortes integriert. Die Fachwerkträger-Konstruktion aus Buchenholz schwebt auskragend auf V-förmigen Holzstützen und wirkt leicht und transparent. Bemerkenswert ist die Wiederentdeckung des Treppenversatzes, also die stufenförmige Verbindung von Holzbauteilen zur wesentlichen Reduzierung der Querschnitte.
Chance für den mehrgeschossigen Holzbau
Mit dem innovativen Forschungsprojekt ‹Gradient Density› für ein Verfahren zur Erzeugung metallfrei punktgestützter Flachdecken aus Holz könnten sich weitere Möglichkeiten im mehrgeschossigen Holzbau eröffnen (Entwicklung: Chris Donghwi Kang, Otto Lindstam; Berater: Hans Jakob Wagner, Gregor Neubauer; betreuende Professoren: Prof. Achim Menges, Prof. Dr. Jan Knippers, Universität Stuttgart).
Durch die Verstärkung der Brettsperrholzdecke exakt im Bereich der konzentrierten Lastdurchleitung der hohen Stützenlasten eröffnet sich eine in der Praxis sehr einfach umzusetzende Möglichkeit der Deckenverlegung. Infolge der gezielten Einleimung von Hartholzschichten im Durchleitungsbereich sind keine metallischen Verbindungsmittel mehr erforderlich. Die Decke ist unter- und oberseitig in der Ebene durchgängig. Somit ergeben sich hier einfache Möglichkeiten für die unterzugsfreie Ausbildung der Geschossdecke.
Link deutscher-holzbaupreis.de