Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Design Preis Schweiz: Drei Auszeichnungen für Holz

Der Design Preis Schweiz ist am vergangenen Freitag in Langenthal zum zwölften Mal vergeben worden. Die Jury zeichnet für 2013/14 aus 37 Nominationen insgesamt zwölf Produkte oder Projekte aus. Holz-Design punktet gleich dreimal.

 

Preisgekröntes Holz-Design

 

Oben links: Cresta Chair. Oben rechts: Etage. Unten: Montreux Jazz Heritage Lab.


Bilder Daniela Droz/Tonatiuh Ambrosetti | Röthlisberger | Kambiz Shafei HGK FHNW 2012 – Design Preis Schweiz 2013/14

 

 

NEWCOMER – FURNITURE, dotiert mit CHF 10000.–
Cresta Chair, Dadadum Sarl | Jörg Boner productdesign


Im ‹Cresta Chair› wird die schlichte Robustheit eines traditionellen alpenländischen Holzstuhles mit moderner Holztechnik und einer zeitgenössischen Ästhetik verschmolzen. Der aus Vollholz gefertigte Stuhl, der in einem eleganten Ambiente eine ebenso gute Figur machen soll wie in einer rustikalen Alphütte, besteht auf den ersten Blick aus einer Sitzschale und vier Beinen.

 

Tatsächlich setzt sich die Schale aber aus drei Teilen zusammen: Sitzfläche und Rückenlehne sind über deutlich sichtbare Zinkenverbindungen an ein gekurvtes Mittelstück gefügt. Dieses bildet, weil in ihm auch die Stuhlbeine verankert sind, gleichsam den Dreh- und Angelpunkt der Konstruktion. Der Stuhl ist Teil der Kollektion des jungen Labels Dadadum, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, das Erbe des Schweizer Designs weiterzuentwickeln und neue zeitgenössische Objekte zu kreieren.

 

Die Nomination für den Design Preis Schweiz erfolgte aufgrund des Eindrucks, dass es sich beim ‹Cresta Chair› holztechnologisch, statisch und gestalterisch um einen ‹Hochseilakt› handle, der durch eine reduzierte und subtile Formensprache gelungen sei. Die Jury bestätigt dies: ‹Dieser Entwurf, der ein feines Gespür für den Zeitgeist beweist, wird dem selbst formulierten Anspruch vollkommen gerecht. Er überzeugt als zeitgemässe Neuinterpretation eines tradierten, im Alpenraum verbreiteten Stuhltypus. Dank seiner formalen Qualitäten lässt er sich in ganz unterschiedliche Wohnmilieus integrieren. Er dürfte deshalb, wie angestrebt, auch weit jenseits seiner Heimatregion auf Interesse stossen. Der ‚Cresta Chair‘ beeindruckt durch die mit ihm verbundene produktionstechnische Innovation und durch seinen für einen ungepolsterten Massivholzstuhl hervorragenden Komfort.›

 


Pfister Interior Design Award, dotiert mit CHF 25000.–
Regal ‹Etage›, Röthlisberger Kollektion | Moritz Schmid


Das gänzlich aus Holz hergestellte Möbelstück ‹Etage› kann man als Kreuzung zwischen einem Regal und einem Sideboard sehen. Auffällig ist zunächst seine ovale Grundform, die durch die ungewöhnliche Anordnung der Stützen betont wird. Die eigentliche Besonderheit von ‹Etage› aber ist eine aus formgepresstem Sperrholz gefertigte, umlaufende Hülle, die stets ein horizontales Segment der Konstruktion verdeckt. Mit Hilfe eines Schiebers lässt sie sich entlang der als Schienen ausgebildeten Stützen nach oben oder unten bewegen und dabei in verschiedenen Positionen arretieren. Herausnehmbare Tablare und Buchstützen ergänzen das Staumöbel.

 

Die Nominatoren erkannten in ‹Etage› einen einen neuartigen Möbeltypus, dessen formale Gestaltung Bezug nehme auf die typische Formensprache der Manufaktur und dabei doch ganz zeitgenössisch wirke. Das Möbel überzeugte sie durch seine elegante Erscheinung und handwerkliche Perfektion.

 

Die Jury stimmt rundum zu: ‹Dieser Entwurf reflektiert gleich drei grosse Trends im heutigen Möbeldesign: die Retro-Welle in seiner Anmutung, die Popularität des Holzes in der Materialwahl und die Wertschätzung handwerklichen Könnens in seiner Machart. Die hier realisierte Idee, zwei klassische Möbeltypen miteinander zu kombinieren, ist originell und überzeugt in der konkreten Umsetzung. Das vielfältig nutz- und einsetzbare Möbelstück darf daneben auch als Musterbeispiel für die Qualität der zeitgenössischen Schweizer Möbelkunst gelten.›

 


MARKET – INTERIOR, dotiert mit CHF 10000.–
MJHL Montreux Jazz Heritage Lab 


Interior Architecture: ALICE epfl/enac/ia/alice, Dieter Dietz, Olivier Ottevaere, Charlotte Erckrath, Lukas Lenherr, Tibo Smith
Interaction Design EPFL + ECAL LAB: Nicolas Henchoz, Cem Sever, Daniel Tamburino

 

Das Montreux Jazz Festival hat bereits vor vielen Jahrzehnten damit begonnen, die in seinem Rahmen stattfindenden Konzerte in Bild und Ton aufzeichnen zu lassen und für die Zukunft zu bewahren. Beim ‹Montreux Jazz Heritage Lab› (MJHL) handelt es sich um eine modular aufgebaute Raumzelle. Sie wurde geschaffen, um den Besuchern des mittlerweile digitalisierten Konzertarchivs einen möglichst perfekten visuellen und akustischen Eindruck von diesen Aufnahmen zu vermitteln. Der modulare Aufbau macht das aus 1300 Holzelementen zusammengefügte ‹Montreux Jazz Heritage Lab› mobil.

 

Die  Nominatoren hielten dafür, dass das Holzvolumen die digitalen Inhalte gekonnt in die analoge Welt übersetze und das multimediale Archiv auf überzeugende Weise erschliesse. Die Jury folgte dieser Ansicht: ‹In diesem Raumgebilde manifestiert sich ein radikaler Ansatz, der auf eindrückliche Weise umgesetzt wurde. Alles ist hier auf ein möglichst intensives und authentische Erlebnis der Konzertmitschnitte ausgerichtet – sowohl visuell als auch soundtechnisch.  Die modulare Konstruktion der Raumzelle erweitert die Einsatzmöglichkeit des Montreux Jazz Heritage Lab. Vorbildlich erscheint diese Nomination schliesslich auch als ein Projekt der universitären Ausbildung - Learning by Doing im besten Sinn des Wortes.›

 

 

Ausstellung Design Preis Schweiz, Edition 2013/14

2. November 2013 – 26. Januar 2014

 

Präsentiert werden alle nominierten und prämierten Projekte.

Mühleweg 14 | 4900 Langenthal

 

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag, 15–19 Uhr

 

21. Dezember 2013 –5. Januar 2014 geschlossen

 



Link
www.designpreis.ch