‹Cadre d’Or› 2015: Gleich drei Holz-Preisträger erhalten Gold
V.l.n.r.: Josef Kolb, Hans Banholzer (Auszeichnung Lebenswerk), Reinhard Wiederkehr.
Bild Sue Bär | Quelle Baukader Schweiz
Der Award ‹Cadre d’Or› wurde von Baukader Schweiz zu seinem 100-Jahr-Jubiläum 2011 ins Leben gerufen. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre in mehreren Kategorien vergeben. Der Preis im Segment Holzbau zeichnet eine herausragende Leistung oder den speziellen Einfluss einer Person aus, die ‹inspirierend und wegweisend› für das Bauen mit Holz in der Schweiz ist.
Der Gewinner in dieser Sparte setzt sich gemäss Vorgabe von Baukader Schweiz ‹nachhaltig, selbstlos und sichtbar› für die Entwicklung des Schweizer Holzbaus ein. Der Gewinner zeichnet sich aus durch ‹wertorientiertes Verhalten, innovative Ideen, Einflüsse und Werke, welche den Schweizer Holzbau beeinflussten›.
Ein Leben für das Holz
Der für sein Lebenswerk ausgezeichnete Hans Banholzer (Rothenburg) war 47 Jahre lang – von 1964 bis 2011 – als selbständiger Holzbauingenieur tätig und hat in dieser Zeit rund 600 Projekte realisiert, darunter den Wiederaufbau der Luzerner Kapellbrücke nach dem Brand von 1993. Heute widmet er sich ehrenamtlichen Aufgaben. Unter anderem engagiert er sich für hindernisfreies Bauen und ist Mitinitiant einer permanenten Ausstellung zur Geschichte des Brückenbaus.
Neben seiner selbständigen Tätigkeit als Holzbauingenieur engagierte sich Hans Banholzer über viele Jahre hinweg als Dozent und Autor wichtiger Fachpublikationen. Daneben wirkte er in verschiedenen Gremien und Kommissionen mit, so z.B. in der SIA-Normenkommission 265 Holzbau.
Geteiltes Gold für Holzbauleistungen
Die goldene Auszeichnung im Bereich Holzbau ging ex aequo an Josef Kolb und Reinhard Wiederkehr. Josef Kolb (Romanshorn) ist Holzbauingenieur, Zimmermeister, anerkannter Fachingenieur Brandschutz, zertifizierter Gerichtsexperte und trägt als in viele Sprachen übersetzter Fachbuchautor zur internationalen Verbreitung des Wissens um das moderne Bauen mit Holz bei. Er leitet zusammen mit Ivan Brühwiler die Josef Kolb AG, die er 1995 gegründet hat und deren Kernkompetenzen im Bereich des Holzbauingenieurwesens und des Brandschutzes liegen.
Reinhard Wiederkehr (Beinwil am See) erlangte nach seiner Lehre als Zimmermann ein Diplom als Zimmermeister und schloss das Studium als Holzbauingenieur an der SH-Holz in Biel ab. Er gründete zusammen mit Peter Makiol 1992 das Holzbau-Ingenieurbüro Makiol + Wiederkehr und widmete sich fortan insbesondere dem mehrgeschossigen Holzbau. Brandschutz im Holzbau ist seit seiner Diplomarbeit eines seiner Schwerpunktthemen.
Wirken im Dienst des Ganzen
Gewürdigt wurden die beiden Letztgenannten für ihre wesentliche Rolle in den Branchenbemühungen zur Erschliessung des mehrgeschossigen Bauens mit Holz. Sie engagieren sich als Holzbauingenieure unter diesem Ziel seit mehreren Jahrzehnten.
Die Geehrten betonten in ihren Dankesreden indessen die Bedeutung des grossen Rahmens, in dem ihre Tätigkeit erst Hebelwirkung zugunsten von Holz zu entfalten vermochte. Nicht die Einzelleistung, sondern das Gesamt der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft sei Vater des Erfolges, den Holz als Baustoff heute kenne, erklärten sowohl Josef Kolb als auch Reinhard Wiederkehr nach der Laudatio von Gabriela Schlumpf, Geschäftsführerin des Verbandes Holzbau Schweiz.
Die heutigen Möglichkeiten im mehrgeschossigen Holzbau verdanken sich einem umfassenden Verbund von Partnern aus der gesamten Schweizer Holzbranche und weit darüber hinaus, der sich über Jahrzehnte gemeinsam dafür engagiert hat, dass der Baustoff Holz von den Brandschutzvorschriften her das leisten darf, was er technisch zu leisten vermag. Unter dem gemeinsamen Lignum-Dach gelang es, brandsichere Lösungen im Bauen mit Holz zu entwickeln und aufgrund ihres Nachweises entsprechend zeitgemässe Brandschutzregelungen für den baulichen Einsatz von Holz zu erreichen.
Wegbereiter für die bauliche Zukunft von Holz
2005 wurde vom Brandschutz her die Anwendung von Holz bis sechs Geschosse zulässig. Die damals gesetzte baurechtliche Höhengrenze ist im urbanen Umfeld mittlerweile praktisch Standard geworden. Die neuste Generation 2015 der Schweizer Brandschutzvorschriften schränkt Holztragwerke nun nicht mehr ein.
Bis zu einer Gesamthöhe von 30 m können jetzt Wohn-, Büro- und Schulhäuser, Industrie- und Gewerbebauten, Beherbergungsbetriebe oder etwa Verkaufsgeschäfte in Holzbau realisiert werden. Selbst bei Hochhäusern ist die Anwendung von tragenden und brandabschnittsbildenden Holzbauteilen mit brennbaren Anteilen unter bestimmten Rahmenbedingungen neu möglich.
Link Filmporträt der ‹Cadre d'Or›-Gewinner 2015 in der Kategorie Holzbau