Biowerkstoffe des Jahres 2012
Links oben: Platz 1 – Naporo GmbH, Faserformteil aus Rohrkolben-Schilf | www.naporo.com
Die Firma Naporo aus Braunau am Innverwendet die bislang selten genutzten Rohrkolbenblätter, um daraus Faserformteile von geringer Dichte für unterschiedliche Anwendungen herzustellen. Als Bindemittel werden Wachse und Öle der Sumpfpflanze aktiviert. Anwendungen dieser neuartigen Formteile sieht Naporo vor allem in der Bau- und Möbelindustrie, aber auch im Gehäusebau und später in der Automobilindustrie. Erste Produkte sind bereits am Markt eingeführt.
Links unten: Platz 2 – Martin Fuchs Spielwaren GmbH & Co. KG, ‹spielstabil bioline› aus modifiziertem PLA | www.martin-fuchs-spielwaren.de
Auf den zweiten Platz gelangte die Firma Martin Fuchs Spielwaren GmbH & Co. KG aus Zirndorf mit ihrem Kinderspielzeug aus modifiziertem PLA. Basis für die neue Spielwarenserie ‹spielstabil bioline› ist das neu entwickelte PLA-Compound Naturegran PV 6930, eine Gemeinschaftsentwicklung der Firmen Martin Fuchs Spielwaren, Livemold (Spritzgiesser) und Linotech (Materialentwickler), die zu 68% aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Das Spielzeug weist eine sehr hohe Materialfestigkeit bei hoher Schlagzähigkeit auf.
Rechts: Platz 3 – Resopal GmbH, ‹RE-Y-Stone› aus Recyclingpapieren mit Bagasse-Harz | www.resopal.de
Rezyklierte Kern und Dekorpapiere werden für ‹RE-Y-STONE› von Resopal mit einem natürlichen Harz aus Abfällen der Zuckerproduktion (Bagasse) gebunden. Das Bioharz besitzt nach dem Aushärten duroplastische Eigenschaften und bildet mit den Papieren eine harte, mechanisch hochbelastbare, dimensionsstabile Platte mit widerstandsfähiger Oberfläche. Die Biokompositplatte besteht vollständig aus nachwachsenden und rezyklierten Rohstoffen. Besonders beeindruckend ist die freie Oberflächengestaltung, die das Material einmal wie Schiefer, einmal wie Holz aussehen lässt. Einsatzgebiete sind vor allem der Bau- (Innenausbau) und Möbelbereich. Im Innenbereich wird das neue Material sogar für Fussböden verwendet.
Bilder Naporo (oben links), nova-Institut (unten links), Resopal (rechts)
Biobasierte Kunststoffe und Verbundwerkstoffe behaupten sich zunehmend am Markt und spielen eine wichtige Rolle bei der Etablierung einer biobasierten Ökonomie, die eines Tages die Erdölchemie vielleicht gänzlich ablösen wird.
Unternehmen aus ganz Europa wie Novozymes (Dänemark), Borregaard (Norwegen), Novamont (Italien), Bayer Material Science (Deutschland), Evonik (Deutschland) und Henkel (Deutschland) stellten in Köln am 14./15. März ihre Konzepte für Bioraffinerien, neue Biopolymere sowie naturfaserverstärkte Verbundwerkstoffe vor.
Viel Neues im Norden
Spannende Materialien sind aus der Fokusregion Skandinavien zu erwarten: So arbeitet die schwedische Innovationsschmiede Innventia an Karbonfasern aus Lignin, und das schwedische Unternehmen Södra tüftelt am neuenWerkstoff ‹DuraPulp› aus Polylactid (kurz PLA) und Zellulosefasern, der bald auch spritzgussfähig sein soll (‹MouldPulp›).
Proganic aus Bayern zeigte eine Vielzahl neuer Produkte – vor allem Küchenartikel – aus seinem Material ‹Proganic›, das aus PLA, Polyhydroxyalkanoat (kurz PHA), Mineralien und natürlichen Wachsen besteht und damit 100% biobasiert ist. Jetzt erzeugt man Fasern und Garne aus diesem Material, die ganz neue Anwendungen ermöglichen.
Wachstumskurve zeigt steil nach oben
Michael Carus, Geschäftsführer des Veranstalters nova-Institut, nannte Marktzahlen zu Biowerkstoffen. Gemäss seiner Aussage werden in Europa bereits über 360000 Tonnen Bio-Verbundwerkstoffe eingesetzt, davon 145000 Tonnen naturfaserverstärkte Werkstoffe, vor allem in der Automobilindustrie, und über 215000 Tonnen der schnell wachsenden Werkstoffgruppe der Wood-Plastic-Composites (WPC) in der Bau- und Automobilindustrie sowie im Konsumgüterbereich.
Aber auch bio-basierte Kunststoffe zeigen laut Carus jährlich zweistellige Zuwachsraten. Aktuell liege die weltweite Produktion zwischen 700000 und 800000 Tonnen pro Jahr, die Millionenmarke werde voraussichtlich in den nächsten Jahren erreicht.
Drei Gewinner beim Innovationspreis
Hohe Aufmerksamkeit genoss die Verleihung des 5. Innovationspreises ‹Biowerkstoff des Jahres 2012› (Resultate im Bildblock). Mit dieser Auszeichnung sollen neue biobasierte Werkstoffe in einer konkreten Anwendung gekürt werden. Auch diesmal beteiligten sich knapp 20 Unternehmen an dem Wettbewerb.
Der Beirat des Kongresses traf eine Vorauswahl von fünf Innovationen, die von den jeweiligen Firmen mit Kurzvorträgen am ersten Kongresstag und Exponaten in der Ausstellung dem Publikum nähergebracht wurden. Anschliessend wählten die Kongressteilnehmer ihre Favoriten.
Link www.nova-institut.eu