Prix Lignum 2015: Die Prämierten der Region Mitte
Oben: 1. Rang – Rettungsdienst und kantonale Notrufzentrale, Bern, 2013 (Bauherrschaft: Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern; Architektur: Müller & Truniger Architekten, Zürich; Holzbauingenieur: Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau AG, Rain; Holzbau: Wenger Holzbau, Steffisburg; Neue Holzbau AG, Lungern). Bild Dominique Marc Wehrli/Prix Lignum 2015. Mitte links: 2. Rang – Depot Museum für Kommunikation, Schwarzenburg BE, 2013 (Bauherrschaft: Schweizerische Stiftung für die Geschichte der Post und Telekommunikation; Architektur: Patrick Thurston, Bern; Holzbauingenieur: Indermühle Bauingenieure, Thun; Holzbau: Remund Holzbau, Schwarzenburg). Bild Ralph Hut, Zürich/Prix Lignum 2015. Unten rechts: 3. Rang – Wellnesshostel 4000 & Aqua Allalin, Saas-Fee VS, 2014 (Bauherrschaft: Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus, Zürich, Burgergemeinde Saas-Fee; Architektur: Steinmann & Schmid Architekten, Basel; Holzbau- und Brandschutzingenieur: Makiol + Wiederkehr, Beinwil am See; Holzbau: Implenia Schweiz, Zürich). Bild Ruedi Walti, Basel/Prix Lignum 2015
Die Jury der Region Mitte zeichnet den Rettungsdienst und die kantonale Notrufzentrale in Bern mit dem 1. Rang aus. Die Zentrale der Sanitätspolizei liegt in der Industrie- und Gewerbezone. Über dem langgestreckten Sockel ragt der Baukörper ruhig nach oben und reagiert adäquat auf die benachbarte Bebauung. Erst auf den zweiten Blick merkt man: Die Nottreppe auf dem Dach ist zweidimensional – ein Kunst-am-Bau-Projekt.
Im Inneren prägt die geordnete Holzstruktur die Räume. Das primäre Holztragwerk besteht aus hochwertigem Brettschichtholz aus Fichte und Esche und überspannt ein Grundraster von 7,5 auf 7,5 m, das eine grosse Flexibilität erlaubt. Das Laubholz Esche, das aus der Schweiz stammt, wurde als Hochleistungsbaustoff verwendet, um das Tragwerk zu optimieren. Die Präsenz und Homogenität des Holztragwerks wirkt pragmatisch und ruhig. Es entsteht eine komplexe Kombination aus konstruktiven Teilen, die durchdacht ist, zum Zweck des Gebäudes passt und dessen Charakter verstärkt.
In einer Zeit des schnellen Konsums und der opulenten Gestaltung sticht dieser Bau in den Augen der Jury dank seiner elementaren Form heraus. Erst bei genauerem Hinsehen spürt man seine Feinheiten, erkennt die hohe konstruktive Kohärenz. Entstanden sei hier, so die Jury, ‹ein stilles Wahrzeichen für den durchdachten und innovativen Holzbau›.
Auszeichnung für modellhaften Tourismusbau
Das Depot des Museums für Kommunikation in Schwarzenburg BE würdigt die Jury mit dem zweiten Rang. Gleichzeitig gewinnt dieses Projekt des Architekten Patrick Thurston auf nationaler Ebene den goldenen Prix Lignum (Lignum Journal online vom 25.9.2015).
Im dritten Rang der Preis-Region Mitte findet sich das Wellness-hostel4000 & Aqua Allalin, gelegen am Rand von Saas-Fee VS. Auf die heterogene Umgebung reagiert der Neubau mit einem einfachen Volumen, das mit leichtem Schrägdach und einem Knick in der Front den Massstab bricht. Die Fassade ist über dem grob verputzten Sockel mit unterschiedlich breiten Brettern aus Fichte verkleidet, die gekonnt den Ausdruck eines traditionellen Strickbaus aufnehmen. Insgesamt zeigt die Fassade nach Ansicht der Jury, wie Holz überzeugend zwischen Moderne und Tradition eine Brücke schlagen kann.
Das Haus steht für eine neue Art des bezahlbaren Tourismus in den Alpen. Dafür nutzt das Projekt vielfältige Synergien: Zwischen Jugi und Wellness, Holz und Beton, günstig und wertig. Damit zeigt es einen goldenen Mittelweg auf, der für den Schweizer Tourismus Modellcharakter haben könnte. Im Untergeschoss verbindet eine Wellnesswelt das Hostel mit dem bestehenden Hallenbad. Die Konstruktion zeigt sich den Gästen an der Holzdecke, wo Sprinkler den Brandschutz besorgen.
Die Decken sind als Holz-Beton-Verbund ausgeführt und ruhen an der Fassade auf einem Holzrahmenbau, während die tragenden Innenwände aus Massivholz ausgeführt sind. Der Holzbau ist vorbildlich ausgeführt, auch der Schallschutz überzeugt. Die im September 2014 eröffnete, topmoderne Jugendherberge schöpfte als fünfgeschossiger Hotel-Holzbau die seit 2015 gegebenen neuen Möglichkeiten für Holz als Pilot- und Pionierprojekt aus.
Fünf Anerkennungen
Fünf Werke in der Region Mitte würdigt die Jury mit einer Anerkennung für den hochwertigen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz: Wohn- und Geschäftshaus ‹Am Neuhausplatz›, Köniz; Wohnhaus Jurastrasse 59, Bern; Sanierung und Umnutzung Molkereischule, Zollikofen; Anbau Doppeleinfa-milienhaus unter Denkmalpflege, Bern; Neubau Verwaltungsgebäude ARE, Ittigen. Letzterer Bau setzt konsequent auf Schweizer Holz und hat dafür von Lignum unabhängig vom Prix Lignum im Jahr 2013 die Objektauszeichnung ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› erhalten.
Link www.prixlignum.ch