Berliner Holzbau-Kongress erneut gut besucht

Der Grossraum Berlin bleibt als Wohn-, Arbeits- und Investitionsort ein interessanter Absatzmarkt für Bauleistungen und Baustoffe aller Art. Daran hat auch die gegenwärtige Schwächephase der deutschen Wirtschaft und haben die knapper werdenden kommunalen Mittel des Berliner Senats für Bauinvestitionen nichts geändert. Blick ins gutgefüllte Plenum in Berlin.
Bild Jan Kulke/Forum Holzbau
HDH-Präsident Johannes Schwörer wies in seinem Grusswort auf einige politische Ungereimtheiten hin. Dazu gehöre, dass Tesla aus dem Handel mit CO2-Zertifikaten Milliardenerlöse einstreiche, die mittelständische Holzhausindustrie vom Zertifikatehandel jedoch ausgeschlossen sei. Auch ein Zuviel an Regeln und Vorschriften erschwere die Arbeit der Holzindustrie.
Schwörer hob drei Dinge hervor: die EU-Entwaldungsverordnung EUDR, die widersprüchliche Politik des Befürwortens von Holzbau unter gleichzeitiger Forderung nach Einschränkung der Holznutzung mit ihren negativen Auswirkungen auf die regionale Holzversorgung sowie den Entwurf zur neuen Muster-Schulbaurichtlinie mit verschärften Brandschutzauflagen.
Unbequeme Fragen zur Standortqualität
Ein überwiegend trübes Lagebild für Deutschland zeichnete Thomas Obst vom Wirtschaftsforschungsinstitut IW aus Köln. Die Wirtschaft stecke bereits seit fünf Jahren in der Stagnation, in den letzten zwei Jahren sogar in einer leichten Rezession. Weil die Standortbedingungen erodierten, stünden die Unternehmen der Exportwirtschaft aktuell vor der Frage, ob sie noch in Deutschland investieren sollten.
Um die fehlende Wettbewerbsfähigkeit auszugleichen bzw. auch die grüne Transformation zu meistern, bestehe aber erheblicher Investitionsbedarf. Man stehe hier vor der Entscheidung für eine ‹gemanagte› Transformation, bei der man Wohlstand erhalte, oder für eine passive Transformation mit fortschreitender Deindustrialisierung und stagnierender Wirtschaft, mit der man zwar CO2-Emissionen einspare, aber Wohlstand verliere.
Gefragt seien daher Weichenstellungen in der Wirtschaftspolitik: Es gehe um die Arbeitskosten, um Unternehmenssteuern, Bürokratieabbau – etwa bei den Bauvorschriften und der Dauer der Genehmigungsverfahren –, die Sanierung der Infrastruktur und um moderate Preise für Energie. Deutschland laste seine Ressourcen zu wenig aus; zu viele junge Leute blieben ohne Berufsausbildung oder Qualifizierung. Als positives Beispiel für ein Land mit dynamischem Wachstum im Industriebereich hob der Referent Polen hervor, das als deutscher Handelspartner immer wichtiger geworden sei.
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