Fassaden-Park in Mailand
In der ‹steinernen Stadt› ist lebendiges Grün hochwillkommen. Das ausgezeichnete Projekt weist nach, dass man es nicht nur in der Fläche, sondern auch vertikal mit hohem Gewinn anlegen kann. Allerdings: Blosses Begrünen ist das eine, nachwachsende Rohstoffe nutzen das andere, um die Städte der Zukunft von Grund auf nachhaltiger zu gestalten. Diesen Weg zeigen – ebenfalls in Mailand – die neungeschossigen Holz-Wohntürme der ‹Via Cenni› auf (<link auf_einen_klick news lignum_journal_holz_news_schweiz news_detail>Lignum Journal online vom 5.11.2012).
Bild © Paolo Rosselli, Mailand | IHP
Der Internationale Hochhauspreis IHP wird seit 2004 alle zwei Jahre von der Stadt Frankfurt am Main ausgelobt. Kriterium ist, dass ein Gebäude Nachhaltigkeit, äussere Form und innere Raumqualitäten wie auch soziale Aspekte zu einem vorbildlichen Entwurf verbindet. Der Preis richtet sich an Architekten und Bauherren, deren Gebäude mindestens 100 m hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden.
Aus über 800 Hochhäusern, die innerhalb der letzten zwei Jahre weltweit fertiggestellt wurden, hat das Deutsche Architekturmuseum 26 herausragende Gebäude aus 17 Ländern für 2014 nominiert. Eine internationale Expertenjury aus Architekten, Tragwerksplanern und Immobilienspezialisten wählte daraus fünf Finalisten.
Grün als Lebensqualität
Der diesjährige Gewinner überzeugte die Jury auf mehreren Ebenen: Die beiden begrünten Wohnhochhäuser basieren auf einfachen rechteckigen Grundrissen und sind mit 19 bzw. 27 Stockwerken (80 m und 112 m) unterschiedlich hoch. Jede der 113 Wohnungen hat Zugang zu mindestens einer Terrasse, die einem Garten oder einem kleinen Waldstück gleicht: Mehrere hundert Bäume, durchmischt mit Stauden, Sträuchern und Bodendeckern, wachsen an den Fassaden.
Die Pflanzen sorgen für eine natürliche Klimatisierung der Wohnungen und bieten den Bewohnern eine aussergewöhnliche Wohnqualität. Die Pionierarbeit, die für die Bepflanzung einer Hochhausfassade in Europa notwendig war, wurde von Boeri Studio zusammen mit den Botanikern und Landschaftsplanern Laura Gatti und Emanuela Borio entwickelt.
Einbettung in Stadtentwicklung
Die beiden Wohntürme sind Teil einer umfangreichen Quartierentwicklung im Mailänder Norden. Neben der hohen skulpturalen Qualität und der innovativen Begrünung beeindruckten die Doppeltürme von Boeri Studio die Jury auch in ihrem Kontext: Die Lobbys bieten den Bewohnern nicht nur einen Eingangsbereich für gemeinschaftliche Nutzungen, vielmehr sind sie direkt an einen künftigen Park angebunden und gehen visuell in diesen über, wodurch die vertikale Bepflanzung fortgeführt wird.
Das Architekturbüro Boeri Studio (Stefano Boeri, Gianandrea Barreca, Giovanni La Varra), heute Stefano Boeri Architetti und Barreca & La Varra, und Bauherr Manfredi Catella (Hines Italia SGR S.p.A.), nahmen die Preisstatuette und das Preisgeld am 19. November im Rahmen eines Festakts in der Frankfurter Paulskirche entgegen.