Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Aussichtsturm im Natur- und Tierpark Goldau eröffnet

Gestern Dienstag ist der neue Aussichtsturm von Gion A. Caminada im Natur- und Tierpark Goldau feierlich eingeweiht worden. Dabei gab es eine Auszeichnung mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz›: 98,9% der verbauten Holzmenge stammen aus dem Schweizer Wald.

 

Mehrwert für den Tierpark Goldau

Oben: Zwischen Nagelfluhbrocken und Bäumen steigt der Aussichtsturm im Tierpark Goldau aus dem Boden empor. Mitte: Aufgang im Innern des Turms. Unten: Tierpark-Direktorin Anna Baumann nimmt am 29. November vor Ort die Turm-Auszeichnung mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› von Christian Kälin, Präsident der Pro Holz Schwyz, entgegen.

Bilder Michael Meuter, Zürich

 

 

Das Wetter wollte nicht so recht mitmachen gestern Dienstag, als der neue Aussichtsturm im Tierpark Goldau eröffnet wurde. Der Nebel, der sich in den tieferen Lagen mittags rasch lichtete und strahlendem Blau Platz machte, blieb in der Innerschweiz an den Bergen hängen und hielt die Kälte fest. So liess sich gestern das Panorama nach dem Aufstieg über die 144 Treppenstufen des neuen Turms im Tierpark Goldau nur mit Einschränkungen geniessen.

 

Der Turm bietet jedoch Aussichten vom Schönsten: Man sieht von ganz oben die Moorlandschaft Lauerzersee mit der Insel Schwanau, im Hintergrund die Kantonshauptstadt Schwyz mit den Mythen, das imposante Bergsturzgebiet mit der langen Abbruchkante, den Zugersee mit der Halbinsel Chiemen, die Rigi-Nordlehne, die verschiedenen Erhebungen des Rigi-Massivs mit ihrem reizvollen Mosaik von Wald und Landschaft. Zugleich ist der Turm in sich ein Erlebnis: Man kann sich trotz Nebel und Kälte gut vorstellen, wie im Sommer das Licht durch die vertikal durchbrochenen Seiten ins Innere streut und durch die geschossweise angebrachten Fensteröffnungen der beiden Aufgänge flutet, wie die Sonne das frische Holz zum Duften bringt.

 

Feierstunde in luftiger Höhe

 

Alle Baubeteiligten waren gestern auf der obersten Plattform des etwas mehr als 29 m hohen Turmes zugegen, als Tierpark-Direktorin Anna Baumann das neue Wahrzeichen des beliebten Ausflugsortes eröffnete: Architekt Gion A. Caminada und Holzbauingenieur Walter Bieler ebenso wie die Crew von Holzbau Annen in Goldau, deren Präzisionsarbeit den Turm am höchsten Punkt des Parks erst zur gebauten Realität werden liess. Ausführlich kamen Bauherrschaft und Architekt zu Wort, ebenso die Geldgeber und Förderer, ohne die das Bauwerk nicht entstanden wäre. Der Tierpark Goldau hat CHF 1,2 Mio. in den Bau investiert.

 

Christian Kälin als Präsident der Pro Holz Schwyz überbrachte zur Einweihung eine Auszeichnung für den Turm mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz›. Denn das Bauwerk ist fast zu 100% aus Holz entstanden, das in hiesigen Wäldern gewachsen ist. Mit Ausnahme des betonierten Fundaments besteht der Aussichtsturm vollständig aus Fichten- und Weisstannenholz. 236 m3 Holz sind in das Bauwerk geflossen. Eingeschnitten, getrocknet und verleimt hat es die Schilliger Holz AG in Küssnacht am Rigi. Kälin gratulierte dem Tierpark zu dem tollen Gebäude und bedankte sich im Namen der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft für das Engagement der Bauherrschaft zugunsten von Schweizer Holz.

 

Mit der Natur verbunden

 

Der 1925 gegründete Natur- und Tierpark beherbergt auf 42 ha Fläche über 100 Tierarten. Der neue Turm erweitert die Begegnungsmöglichkeiten zwischen Mensch, Natur und Landschaft in Goldau wesentlich. Denn er bietet nicht nur Aussicht auf den Park und seine Bewohner, sondern ist selbst auch Lebensraum für zahlreiche Tierarten, sei es als Nist-, Fress- oder Schlafplatz. Die Konstruktion eignet sich nicht nur für Vögel, sondern auch für zahlreiche Fledermausarten, die hier einen optimalen Unterschlupf finden. 23 Nistkästen stehen für gefiederte und ‹geflederte› Bewohner bereit.

 

Zuoberst auf dem Schuttkegel, den der Bergsturz hier vor über zweihundert Jahren gebildet hat, steht der zweibeinige Turm zwischen Waldföhren, Fichten und haushohen, moosbewachsenen Nagelfluhbrocken. Entworfen hat ihn der bekannte Bündner Architekt Gion A. Caminada, weltweit zum Begriff geworden durch das feinsinnige Weiterbauen seines Heimatortes Vrin im Lugnez und viele weitere Werke, in denen das Material Holz die Hauptrolle spielt.

 

Gerüstet für Wind und Wetter

 

Als Holzbauingenieur zeichnet ein weiterer bekannter Bündner, nämlich Walter Bieler (Walter Bieler AG, Ingenieurbüro Spezialität Holzbau, Bonaduz). In intensiver Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten des Ortes und des Materials hat Gion A. Caminada zusammen mit Walter Bieler, mit Holzlieferant Schilliger und den Holzbaufachleuten von Annen ein Bauwerk entwickelt, das einem schreitenden Menschen gleicht – oder zweien, die aufeinander zugehen und sich auf dem Weg von unten nach oben zunehmend näherkommen, wie Caminada bei der Einweihung meinte.

 

Ausgelegt ist der Turm auf Windstärken von bis zu 250 km/h. Die Konstruktion weist eine schmale und eine breite Seite auf. Diese bietet dem Wind eine grosse Angriffsfläche. Damit der Tierpark-Turm Böen und Stürmen an seinem exponierten Standort trotzen kann, wurde das Fundament mit 34 Mikropfählen bis 21 m tief verankert. Die Fundation haben die HTB Ingenieure & Planer AG aus Pfäffikon ZH gerechnet. Das Fundament entstand in acht Wochen, der Holzbau erforderte danach weitere 15 Wochen Zeit. Herausfordernd war der Transport der bis zu 16 m langen Holzelemente mit einem Lastwagen über das filigrane Wegnetz zum Standort des Turms.

 


Link
www.tierpark.ch | Film zur Entstehung des Turms (7 min.)