Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Auslegeordnung zur künftigen Holzversorgung Europas

‹Teaming up 4 Forests›, eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die Interessengruppen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Wald und Holz verknüpft, legt zusammen mit dem waldwissenschaftlichen Netzwerk IUFRO die Studie ‹Europe's Wood Supply In Disruptive Times› vor. Sie bietet eine Gesamtschau der Faktoren, welche die Holzversorgung aus europäischen Wäldern zukünftig beeinflussen werden.

Die Studie umreisst die Auswirkungen des Klimawandels und beschäftigt sich prospektiv mit politischen Weichenstellungen, sozioökonomischen Veränderungen und technologischen Entwicklungen.
Ins Bild klicken, um die Studie herunterzuladen (PDF, englisch, 67.3 MB)
Alternativ stehen online auch eine Kurzfassung (PDF, 12 MB) und ein Factsheet mit den Kernaussagen (PDF, 146 KB) zur Verfügung.

 

Die Wälder in Europa sind stark vom Klimawandel betroffen, mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit der Wälder und die Leistungen der Ökosysteme, einschliesslich der Holzversorgung. Baumarten von grosser wirtschaftlicher Bedeutung werden durch Störungen wie extreme Dürreereignisse, Borkenkäferbefall, häufige Hitzewellen und Waldbrände erheblich beeinträchtigt. Die Wälder und die holzverarbeitende Industrie sind auch mit anderen Herausforderungen konfrontiert, so etwa mit politischen Unsicherheiten und fragmentierten Waldflächen.


Verschiebung bei den Baumarten

Da die Wälder sehr empfindlich auf den Klimawandel reagieren und durch Störungen wie Trockenheit oder Hitze erheblich beeinträchtigt werden, müssen Waldeigentümer und -bewirtschafter dringend Anpassungsmassnahmen ergreifen. In den europäischen Wäldern, die für die Holzversorgung zur Verfügung stehen, gibt es sechs dominierende Baumarten: Kiefer, Fichte, Tanne, Buche, Eiche und Birke. Fichte, Buche und Kiefer gehören zu den Arten, die insbesondere bei Trockenheit am stärksten unter Druck geraten.

So wird beispielsweise die für Fichten geeignete Waldfläche in Europa je nach Klimawandel-Szenario um bis zu 50% abnehmen, während die Eignung für andere Arten deutlich zunehmen wird. Für die holzverarbeitende Industrie, die von der ausreichenden Verfügbarkeit von Holz als Rohmaterial abhängt, sei es künftig von entscheidender Bedeutung, die Abhängigkeit von Nadelhölzern wie Fichte und Kiefer zu verringern, so die Studienautoren.


Aufkommen neuer Produkte auf Holzbasis

‹Angesichts dieser Herausforderungen und einer wachsenden Nachfrage nach holzbasierten Produkten müssen die holzverarbeitenden Industrien in Europa ihre derzeitigen Geschäftsmodelle überdenken›, zeigt sich Anne-Christine Ritschkoff vom VTT Technical Research Centre of Finland überzeugt. Kunststoffe auf Holzbasis, Textilfasern oder nanofibrillierte Zellulose für Verpackungen seien weit weniger von bestimmten Baumarten abhängig als herkömmliche holzbbasierte Produkte.

Technologische und digitale Innovationen sowie die Kaskaden- oder Mehrfachnutzung von Holz mit dem Ziel, Holz und holzbasierte Produkte möglichst lange in Verwendung zu halten, trieben den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft voran und unterstützten die Anpassung an künftige Veränderungen in der Holzversorgung. ‹Die Zukunft von Forschung und Innovation sollte sich auf die ganzheitliche und ressourceneffiziente Nutzung von Holzmaterialien konzentrieren›, meint die Wissenschaftlerin, die zum Autorenteam der Studie zählt.


Nachhaltige Waldbewirtschaftung fördern

Das Gesamtbild der Faktoren, die sich auf die Wälder und die Holzversorgung in Europa auswirken, erfordert aus Sicht des achtköpfigen, internationalen Autorenteams politische Massnahmen auf verschiedenen Ebenen, von der globalen bis zur lokalen Ebene. Insbesondere eine bessere Harmonisierung und Integration von Massnahmen zur Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftungspraktiken sei entscheidend. Es brauche strategische Investitionen in Forschung und Innovation, um integrierte, nachhaltige Holzversorgungsstrategien und -technologien zu entwickeln.

Um die aktuellen und zukünftigen Unsicherheiten und Veränderungen erfolgreich zu meistern, seien Kooperationen und Partnerschaften in Europa von grösster Bedeutung: ‹Eine interdisziplinäre, transnationale und sektorübergreifende Zusammenarbeit erleichtert die Umsetzung erfolgreicher Strategien und kann die holzverarbeitende Industrie bei Innovationen, Anpassungen und der Erhöhung der Widerstandsfähigkeit ihrer Versorgungsketten unterstützen.›


Link www.teamingup4forests.com/wood-supply-study