Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Lignum-‹Holzbulletin› zeigt Stärken der Modulbauweise

Der Modulbau multipliziert gleichsam die ausgewiesenen Stärken des Holzbaus: Er ist noch präziser in der Fertigung, noch schneller im Aufbau, noch wirtschaftlicher, noch effizienter und dadurch auch noch kostengünstiger. Das Ende September erscheinende neue ‹Holzbulletin› 132/2019 stellt sieben aktuelle Projekte vor, die zeigen, welches Potential in dieser Bauweise steckt.

Lignum-Holzbulletin 132/2019
Modulbauweise
40 Seiten A4, vierfarbig
Inhalt:
- Temporäre Wohn- und Gewerbesiedlung Fogo Ost, Zürich-Altstetten
- Revier Mountain Lodge, Lenzerheide
- Temporäre Erweiterung Schule Champagne, Biel
- Asylunterkunft Rigot, Genf
- Wohnhaus für Studierende, Hamburg
- Gymnasium Frankfurt Nord
- Temporärer Modulbau Lattich, St. Gallen
Link Lieferbare Lignum-Holzbulletins

 

 

Das 26-stöckige ‹AC Hotel› der Marriott-Gruppe, das aktuell in Manhattan realisiert wird, gibt einen Vorgeschmack darauf, wie sich Bauprozesse – unabhängig vom eingesetzten Material – künftig verändern könnten: Die 168 Gästezimmer des von Danny Forster & Architecture konzipierten Hotels werden vollständig vorgefertigt auf die Baustelle geliefert, während parallel dazu öffentliche Bereiche wie Restaurant oder Lobby noch traditionell vor Ort erstellt werden.

 

Neben der Zeitersparnis und damit verbundenen tieferen Kosten, der hohen Präzision in der Fertigung und der Reduktion der Lärm- und Staubemissionen auf der Baustelle zeigt das Beispiel vor allem zwei Dinge: Module lassen sich inklusive Ausstattung wie Mobiliar, Bodenbeläge und sogar Bettwäsche unabhängig vom Standort des Gebäudes überall auf der Welt fertigen – hier geschah dies durch das Unternehmen DMD Modular im polnischen Skawina –, und einem Gebäude sieht man heute nicht mehr zwingend an, dass es modular aufgebaut ist. Für ein Hotel bringt die Modulbauweise aufgrund der systembedingten Doppelwandigkeit sogar einen besseren Schallschutz.

 

Auch der 2018 in Stockholm realisierte Wohnkomplex ‹79& Park› von Bjarke Ingels Group BIG macht deutlich, dass Modularität nicht gleichbedeutend ist mit serieller Wiederholung und stereotyper Addition des Immergleichen. Im Gegenteil: Hier sind die einzelnen Elemente die Basis für eine aussergewöhnliche architektonische Idee. Die Module aus Holz, die 3,6 x 3,6 m messen und jeweils über eine raumhohe Glasfront vefügen, ordnen sich ringförmig um einen offenen, grünen Park. An der höchsten Stelle des Gebäudes erreichen die versetzt geschichteten Module eine Höhe von 35 m, an der tiefsten Stelle ist das Volumen nur 7 m hoch. So entsteht eine hügelartige Gesamtform, die zulässt, dass alle Wohnungen sowohl Aussicht als auch Zugang zu privaten und gemeinsamen Dachterrassen haben.

 

Kamen in der Vergangenheit Modulbauten in erster Linie für Provisorien und Zwischennutzungen in Frage, ist das heute nicht mehr so: Sie eignen sich für alle Bauten, die sich einfach und schnell veränderlichen Bedingungen anpassen müssen. So auch im Fall des neu erstellten Gymnasiums des Kantons Zürich in Uetikon. Dieses ist zwar als temporäre Einrichtung für die nächsten zehn Jahre ausgelegt, es zeigt aber auch, dass mit dem Modulbau schnell auf sich ändernde Raumbedürfnisse reagiert werden kann und sich innert kürzester Zeit gleich eine ganze Kantonsschule für 500 Schülerinnen und Schüler realisieren lässt. Noch 2015 war der Standort für das Gymnasium unbekannt: Die Standortevaluation, die Konzeption eines Baukastensystems für die Schulraummodule und das Planerwahlverfahren für ein geeignetes Generalplanerteam liefen parallel. Zudem überzeugt das Projekt auch in architektonischer Hinsicht – nicht zuletzt durch das Farbkonzept der Fassade, das mit der Modularität der Volumen spielt und diese auflöst.

 

Das eingangs erwähnte Hotel in New York City zeigt eindrücklich, dass sich mit der Modulbauweise die Bauprozesse und die Art der Zusammenarbeit verändern – unterstützt und angetrieben auch durch die Digitalisierung in der Planung und im Bau. Das in der Presse als ‹schnellstes Mehrfamilienhaus der Schweiz› präsentierte Mehrfamilienhaus in Lenzburg ist quasi die Schweizer Variante davon: Die vorgefertigten Wohnmodule in Holz baute man in wenigen Stunden in eine Stahlkonstruktion ein. Dank drei standardisierten Wohnungstypen erlaubt das Konzept, das AXA Investment Managers Schweiz zusammen mit der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau sowie Renggli AG entwickelt hat, die Basisvariante für weitere Mehrfamilienhäuser in Breite und Höhe zu skalieren. Diese können einerseits in die Jahre gekommene Gebäude schnell und kostengünstig mit einem Neubau im preiswerten Mietsegment ersetzen, andererseits als Übergangswohnungen bei grossen Sanierungen dienen.

 

Darüber hinaus gibt es auch Konzepte, welche das Modul als solches ins Zentrum stellen. ‹Quadrin› ist ein standardisiertes Produkt, das die Uffer AG entwickelt hat und das sich ganz unterschiedlich einsetzen lässt: Als Haus zum Mitnehmen, als flexible Lösung für temporäre Bauten, als mietbare Variante oder als Basis für grössere Volumen wie die Bever Lodge im Engadin. Auf Badezimmermodule setzte Implenia beim Wohnprojekt ‹Sue & Til›: Für die Grossüberbauung wurden die 402 Bäder in Italien fixfertig vorgefertigt. Die je 3,5 Tonnen schweren, in Schutzfolie verpackten Elemente wurden auf dem Areal der früheren Lokschmiede in Winterthur zwischengelagert und konnten bei Bedarf von den Montageteams abgerufen werden. Nach der Anlieferung dauerte das eigentliche Versetzen nur noch 15 Minuten.

 

Dass die Modulbauweise sich für ganz unterschiedliche Nutzungen eignet, belegen die Objekte, die wir für Sie im neuen ‹Holzbulletin› 132/2019 versammelt haben. Sie reichen von Schulbauten über Wohnungen für Studierende und Räume für die Kreativwirtschaft bis zu Hotels. Und sie machen deutlich, dass Holz und Modulbauweise sich ideal ergänzen, denn der Modulbau multipliziert gleichsam die ausgewiesenen Stärken des Holzbaus. Auch im Hinblick auf digitale und sich dadurch verändernde Bauprozesse. Und nicht zuletzt sind es auch architektonisch überzeugende Lösungen.

 


Jutta Glanzmann
Technische Kommunikation Lignum