Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Wood Building Nordic› in Helsinki

Diesen Herbst war Finnland an der Reihe, die Holzbautagung ‹Wood Building Nordic› auszurichten. Die mittlerweile 8. Tagung für Nordeuropa wurde mit 331 Teilnehmenden an zwei Tagen als Branchentreffpunkt in Helsinki gut angenommen.

Holzbau-Professor Gerhard Fink von der Fakultät für Bauingenieurwesen der Aalto-Universität in Espoo (Bild oben) hatte für den 26. und 27. September federführend ein speziell auf die Holzbaubranche und die Räumlichkeiten im Kongresshotel zugeschnittenes Fachprogramm organisiert – nach bewährtem Vorbild des ‹Internationalen Holzbauforums›, der Flaggschiff-Veranstaltung des Forums Holzbau. Das Kongresshotel liegt im Neubauviertel ‹Jätkäsaari› direkt an einem der nicht mehr für den Güterumschlag genutzten Hafenbecken. In unmittelbarer Nachbarschaft wird dort am Projekt ‹Wood City› www.srv.fi/toimitilat/wood-city/ gebaut, das Exkursionsziel im Vorprogramm des Kongresses war (Bild unten). Die nächste ‹Wood Building Nordic›-Tagung findet in Norwegen statt, und zwar am 15./16. Oktober 2020 in Trondheim.
Bilder Forum Holzbau (oben) | srv.fi (unten)

 

 

Die Tagungsteilnehmenden kamen etwa zur Hälfte aus Finnland (163), die andere Hälfte (168) aus 18 Ländern, überwiegend aber aus den Ostsee-Anrainerstaaten. Die zweitägige Veranstaltung, die durchgängig in englischer Sprache ablief, profitierte dabei von der guten Erreichbarkeit der finnischen Hauptstadt auch aus dem Ausland.

 

Das Hauptprogramm mit rund 50 Vorträgen wurde vom Organisationskomitee aus Vertretern der Aalto-Universität, des Verbands der Finnischen Holzindustrie (Puutuoteteollisuus ry), der Holzabsatzförderung Puuinfo (Finnish Timber Council) und des finnischen Umweltministeriums erstellt.

 

Präsentiert wurde es in Joint Sessions am Beginn und Ende der beiden Kongresstage sowie in jeweils drei parallelen Vortragssträngen im Mittelteil, zwischen denen die Teilnehmenden wählen konnten. 23 Branchenausrüster unterstützten das Forum mit ihrer Beteiligung an der Fachausstellung in der Pausenzone.

 

Ressourcen schonen – Bausektor in der Verantwortung

 

Die Verringerung des Ressourcenverbrauchs im Baubereich bildete so etwas wie den roten Faden der Tagung. Mit der realistischen Einschätzung der Klimaleistungen von Wald und Holz wie auch der Klimabilanz des Baubereichs als Ganzem befassten sich eine ganze Reihe von Vorträgen. Das Kongressprogramm bot im übrigen Ausschnitte aus der holzbaunahen Forschung der Aalto-Universität sowie von über 15 europäischen und auch aussereuropäischen Hochschulen und Instituten.

 

Dabei ging es um Digitalisierung, Architekturdesign und Holz aus der Perspektive des Endverbrauchers. In weiteren Blöcken standen technische Fragestellungen im Vordergrund, etwa Materialverbünde mit Brettsperrholz (CLT), die Herausforderungen anspruchsvoller Holzarchitektur oder Strukturen aus Furnierschichtholz (LVL). Auch zu Verbindungsmitteln, zur Brandsicherheit und der Nachhaltigkeit von Holzkonstruktionen gab es Beiträge.

 

Als Eröffnungsredner wies Prof. Olivier Bavarel aus Paris darauf hin, was aus seiner Sicht auf Architekten und Holzbauplaner zukommt: materialoptimiertes Konstruieren unter Rückbesinnung auf torsionsarme, einfache Strukturen mit hoher Wiederholrate der Bauteile, um Holzbau bezahlbar zu halten. Benötigt werde ausgefeilte digitale Planungstechnik, um gerade grosse Projekte rationell in Holz bauen zu können und gleichzeitig den Einsatz von Stahl zu reduzieren. Auch auf eine Steigerung des Anteils verwendeter Altmaterialien (re-use) werde man sich einstellen müssen.

 

Handbuch für Anwender von Furnierschichtholz

 

Ein praxisnaher Programmpunkt war die Vorstellung des ersten LVL-Handbuchs für Anwender in Europa. Das Handbuch wurde in rund zweijähriger Arbeit unter Federführung des finnischen Papier- und Holzindustrieverbands (FFIF) von Jouni Hakkarainen erstellt, in Zusammenarbeit mit den beiden finnischen Furnierschichtholzproduzenten Metsä und Stora-Enso. Eine elektronische Version ist unter diesem Link beim FFIF einsehbar.

 

Prof. em. Matti Kairi lieferte zum LVL-Handbuch einen geschichtlichen Abriss der Entwicklung von Furnierschichtholz, und zwar von dessen Anfängen 1944 über die Marktreife des Produkts zu Anfang der 1980er Jahre bis zum aktuellen Marktdurchbruch. Die beiden finnischen Konzerne Metsä Wood und Stora Enso stellten anschliessend LVL-Bauprojekte aus eigener Produktion vor.

 


Link www.forum-holzbau.ch