Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Von Kopf bis Fuss auf Sonne eingestellt

Die Energie der Sonne lässt sich nicht nur auf dem Dach nutzen, sondern auch mit jedem Quadratmeter Fassade. Und das in einer Gebäudeerscheinung, die keinerlei technoiden Eindruck aufkommen lässt. Das zeigt ein vorbildlich konstruierter Minergie-P-Holzbau in Zürich-Höngg, der zu den Solarpreisgewinnern 2019 zählt.

126%-Plusenergiebau, Zürich-Höngg, 2019
Aus einiger Distanz betrachtet, erscheint das Muster der solaraktiven Fassade als monochrome Farbe, die sich je nach Einfallswinkel des Lichts verändert.
Bauherrschaft: Rita und Walter Zehnder, Zürich
Architektur: Kämpfen für Architektur AG, Zürich
Bild Kämpfen für Architektur AG, Zürich
 

 

In Höngg, am Sonnenhang von Zürich, hat der Architekt Beat Kämpfen – ein Solarpionier der ersten Stunde – einen spannenden Ersatzneubau erstellt. Statt einem Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung steht hier neu ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen. Es ist so konzipiert, dass mit Fotovoltaikzellen auf dem Dach, an der Fassade und der Balkonschicht ein Plusenergiebau entstanden ist. Das neue Gebäude weist eine etwa zweieinhalbmal so grosse Fläche auf wie das alte Gebäude, verbraucht aber nur halb soviel Energie.

 

Die Lage ist herrlich: am Siedlungsrand von Höngg, ruhig gelegen und doch in unmittelbarer Nähe zum öffentlichen  Verkehr und zur Zürcher Innenstadt. Das gegen Südwesten abfallende Gelände öffnet den Blick auf das Limmattal und den Üetliberg. Talseitig gibt es ein gegen Süden freiliegendes Gartengeschoss, darüber folgen zwei Vollgeschosse mit je zwei Wohnungen (4½ und 3½ Zimmer) sowie das zurückversetzte Attikageschoss mit grosser Terrasse.

 

Der südliche Wohnbereich in den Vollgeschossen ist mit einer grosszügigen Balkonschicht umfasst, die einen geschützten Aussenraum bietet und zugleich als konstruktiver Sonnenschutz dient. Die Südostseite ist abgewinkelt, wodurch sich das Haus zur Aussicht und zur Sonne hin öffnet. Die Fassade des gesamten Gebäudes ist mit Fotovoltaikmodulen eingekleidet. Dekorativ – die keramikbedruckten Module mit Karomuster lassen keinen technoiden Eindruck aufkommen.

 

Bis ins letzte Detail durchdacht: das Energiekonzept

 

Alle oberirdischen Geschosse sind in Holzbauweise erstellt. Dadurch konnte der Anteil an grauer Energie stark reduziert und die Bauzeit wesentlich verkürzt werden. Zudem vermittelt das Holz an den Decken ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Steinerne Böden in den Wohn- und Essbereichen speichern die passiv-solaren Energieeinträge.

 

Das Mehrfamilienhaus ist als Sonnenkraftwerk konzipiert. Der vorfabrizierte Holzbau ist bestens isoliert. Die Wärme bleibt im Haus. Gleichzeitig nutzen die grosszügigen Fenster passiv die Sonnenenergie. Die Fotovoltaikmodule produzieren mehr Strom, als das Haus und seine Bewohner verbrauchen. Und zwar ganze 8700 kWh pro Jahr. Das Haus ist als Eigenverbrauchsgemeinschaft organisiert. Dadurch kann der selbst produzierte Strom direkt an die Bewohner geliefert werden.

 

Durch ein Gebäudeautomationssystem wird der Eigenverbrauch so optimiert, dass die grossen Verbraucher dann eingeschaltet werden, wenn die Fotovoltaik-Anlage am meisten Strom erzeugt. Zudem kommt zu Spitzenzeiten der Batteriespeicher ins Spiel, und mittels Erdsonden und Wärmetauschern wird zusätzlich auch die Wärme des Erdreichs genutzt. All das macht das Gebäude zu einem bilanzierten Plusenergiehaus.

 

Keramiksiebdruck mit Farbpigmenten im Karomuster 

 

Die vollständig mit einer Fotovoltaikanlage eingekleidete Fassade weist eine Leistung von 67 kWp auf. Die Möglichkeit, Module mit verschiedenen Mustern zu bedrucken, eröffnet den Architekten völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten mit gebäudeintegrierter Solarstromerzeugung. An diesem Gebäude sind die Fassadenmodule horizontal in einem Ein-Meter-Raster plaziert.

 

In der Vertikalen sind vier Modultypen, welche sich aus den Höhen zwischen Dach, Fenster und Sockel ergeben, versetzt angeordnet. Dadurch entsteht ein verspieltes Fassadenbild, ohne dass zusätzliche Modulformate notwendig wurden. Im Balkongeländer wurden die gleichen Module unterschiedlicher Masse einfach um 90 Grad gedreht.

 

Bei der Herstellung der Module wurde die Rückseite des Frontglases mittels Keramiksiebdrucks mit Farbpigmenten im Karomuster bedruckt. Das hat den Vorteil, dass nur 50% der Fläche bedruckt sind, womit der Ertrag der Fotovoltaikelemente nur leicht gemindert wird. Der bedruckte Teil der Rückseite ist ebenfalls lichtdurchlässig. Gesamthaft sinkt der Effizienzgrad der Module durch den Druck um etwa 18%

 


Links www.kaempfen.com | www.solaragentur.ch