Prix Lignum 2015: Die Prämierten der Region Ost
Oben links: 1. Rang – Alphütte Wiesner Alp, Wiesen GR, 2011 (Bauherrschaft: Reto Bernhard, Uster; Architektur: Bearth & Deplazes Architekten, Chur; Bauleitung: Hans Palmy Architekt, Wiesen; Holzbau: ARGE Ruwa Holzbau, Küblis – CK Holzbau, Buchen). Bild Ralph Feiner, Malans/Prix Lignum 2015. Oben rechts: 2. Rang – Sägerei Fenkholz, Hinterforst SG, 2014 (Bauherrschaft: Fenkholz, Hinterforst; Architektur: Archraum, Altstätten; Holzbauingenieur: Ökotech, Oberriet; Holzbau Werk: ARGE Frei Holzbau, Kriessern – Kobelt, Marbach – Gschwend und Willi, Altstätten – Heeb Holzbau, Fideren; Holzbau Büro: Nägeli Holzbau, Gais; Küche: Lorenz Dietsche, Kriessern). Bild Michael Fenk, Altstätten/Prix Lignum 2015. Unten: 3. Rang – Seniorenwohnungen, Teufen AR, 2011 (Bauherrschaft: Wohnbaugenossenschaft AWG, Teufen; Architektur: Hörler Architekten, Basel; Holzbauingenieur: SJB.Kempter.Fitze, Herisau; Holzbau: ARGE Emil Heierli Zimmerei, Teufen – Nägeli Holzbau, Gais). Bild Kathrin Schulthess/Prix Lignum 2015
Die Jury der Region Mitte zeichnet eine Alphütte auf der Wiesner Alp mit dem 1. Rang aus. Die Holzhütte vereint den rauhen Aussenraum der eindrucksvollen Bergwelt mit dem Inneren der Hütte zu einer harmonischen Einheit. Doch was genau macht den Wert dieses Kleinods aus? Sofort fällt die einfache Strickbauhütte im Gefüge der Alp auf. Bescheiden, auf quadratischem Grundriss basierend, erhebt sich ein wohlproportionierter Strickbau. Die Blockbauwände sind schlicht, unbehandelt und präzise gefügt. Die Hütte strahlt die Kraft eines archaischen Einzellers aus, der – inspiriert von der Tradition – ganz in der heutigen Zeit verankert ist.
Die Anordnung der Räume im Innern ist schlicht und überzeugend zugleich, gibt der Hütte Weite und Grosszügigkeit. In der Mitte von einem massiven Pfosten getragen, zeigt ein Balkenkreuz das einfache Teilungsprinzip, das dem Haus zugrundeliegt. Nicht zum Selbstzweck. Die Balken tragen den Boden der Schlafkoje unter dem Dach und gliedern den offenen Raum.
Soviel zweckdienlicher Raum, soviel schlichte Architektur und solide Handwerkskunst in einem sei selten, stellt die Jury fest. Hier kommt Tannenholz, das aus dem Prättigau stammt, zur Geltung. Vor allem, so die Jury in ihrer Würdigung, sei hier ein Werk jenseits jeder Modeströmung und Effekthascherei entstanden. Ein Bau, der die Urkraft des Raumes, die Wirkung von Proportionen und die Schlichtheit des Materials zeige.
St. Galler Familienbetrieb mit hohen Ansprüchen an sich selbst
Die Sägerei Fenkholz in Hinterforst SG würdigt die Jury mit dem zweiten Rang. Die beiden Neubauten liegen am oberen Dorfrand an leichter Hanglage und begrenzen das Werkgelände. Die Satteldächer passen die Hallen in das Dorfgefüge ein, das von Einfamilien- und Bauernhäusern geprägt ist. Die Seitenfassaden sind mit unterschiedlich dicken Latten verkleidet, die Stirnseiten mit einer transparenten, fein gegliederten Haut überzogen. Beides trägt viel zur feinen Massstäblichkeit der Anlage bei.
Die Erweiterung folgt ganz der Idee, vorwiegend regionale Mittel zum Bauen einzusetzen. Die Konstruktion ist einfach und direkt, aber sauber und zweckmässig. ‹Die Anlage veranschaulicht exemplarisch, wie eine packende Architektur geschaffen werden kann, die auf den Möglichkeiten eines Sägebetriebs beruht, die Tradition weiterspinnt und sie mit hochentwickeltem Wissen und Können verknüpft. Und der Bau zeigt, wie ein Familienbetrieb seinen Weg sorgfältig in die Zukunft weiterbaut: ökologisch, ökonomisch wie auch architektonisch›, sagt die Jury.
Symbiose aus ländlicher Tradition und Urbanität
Der 3. Rang geht an ein gelungenes Projekt für Seniorenwohnungen in Teufen AR. Der Neubau mit 21 Alterswohnungen liegt am Südhang oberhalb des Dorfs. Das grosse Volumen passt sich der kleinteiligen Bauweise der Umgebung an, die von traditionellen Appenzellerhäusern geprägt ist.
Die Konstruktion beruht auf einem mehrgeschossigen Holzbau, der zwischen einer tragenden Fassade aus Beton-Fertigelementen aufgespannt ist. Die Fassaden interpretieren das Appenzeller Bandfenster gekonnt neu. Wie beim Volumen sucht das Haus den Mittelweg zwischen traditionellen Elementen und einer zeitgenössischen Architektursprache. Innen erschliessen drei offene Holztreppen die Wohnungen, von denen fast die Hälfte von überhohen Räumen in der Dachschräge profitiert.
Holz bestimmt auch den Innenausbau. Die Böden, die Türen und die Rahmen der Loggien sind aus geölter Eiche oder Esche, das Tannenholz der Fenster ist weiss gestrichen. Die Symbiose aus ländlicher Tradition und urbanen Gebäude- und Wohnformen hat die Jury überzeugt: ‹Ein vorbildlich ökologischer Bau, dessen Räume Wohnlichkeit ausstrahlen. Die Hybridkonstruktion aus Beton und Holz ist aussergewöhnlich und spielt die jeweiligen Stärken der Materialien gekonnt aus. Dies verspricht erhebliches Zukunftspotential›.
Neun Anerkennungen
Neun Werke in der Region Ost würdigt die Jury mit einer Anerkennung für den hochwertigen und zukunftsweisenden Einsatz von Holz: Schiffahrtsamt, Schmerikon; Academia Vivian, Curaglia; Umbau Wohnhaus Abläschstrasse 38, Glarus; Produktions- und Montagehalle Blumer-Lehmann AG, Gossau; Markthalle, Sargans; Umbau Scheune, Dingenhart; Kompetenzzentrum BBZ Arenenberg, Salenstein; Scheiterturm, Kartause Ittingen, Warth TG (Träger des nationalen Sonderpreises Laubholz), Tegia da vaut, Domat/Ems GR. Der Neubau des BBZ Arenenberg setzt in der Fassade schwergewichtig auf Schweizer Holz und hat dafür von Lignum unabhängig vom Prix Lignum bereits im Jahr 2014 die Objektauszeichnung ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› erhalten.
Link www.prixlignum.ch