Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Schweizer Mietwohnungsmarkt steuert auf Knappheit zu

Nach Jahren des Überangebots verengt sich der Mietwohnungsmarkt in der Schweiz. Die Verdichtung schreitet voran, aber bei weitem nicht schnell genug. Vom eingereichten Baugesuch bis zur erteilten Baubewilligung dauert es immer länger. Dies stellt Raiffeisen in ihrer neusten Studie ‹Immobilien Schweiz› fest.

Dauer zwischen Baugesuch und Baubewilligung von Wohngebäuden, Median in Tagen, nach Wohnungszahl
Grafik Raiffeisen/Quelle Documedia, Raiffeisen Economic Research

 

Nach Jahren des Überangebots stehen die Zeichen im Mietwohnungsmarkt nun klar auf Knappheit. Obwohl die Nachfrage auch künftig das Wohnungsangebot übersteigt, reagiert die Bauwirtschaft bisher nicht mit einer höheren Wohnungsproduktion. Solange die Mieten nicht kräftig ansteigen, fehlen im aktuellen Marktumfeld die Anreize für die Ausweitung des Wohnungsbaus.

‹Die noch vorhandenen Leerstandreserven werden bald erschöpft sein. Denn die Nachfrage durch Zuwanderung, Individualisierung und demografische Alterung steigt weiter, während gleichzeitig immer weniger neue Wohnungen gebaut werden. Deutlich anziehende Angebotsmieten sind somit nur noch eine Frage der Zeit, und das Thema wird auf der politischen Agenda nach oben rücken›, meint Martin Neff, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz.


Verdichtung mit Hindernissen

Die Schweiz rückt allmählich zusammen. Die hierzulande neu erstellten Gebäude werden immer grösser, die darin erstellten Wohnungen immer kleiner, und in den Wohnbauzonen wohnen immer mehr Menschen pro Fläche. Mit dem knappen Boden wird also immer haushälterischer umgegangen. Weil der Flächenverbrauch pro Peron aber unvermindert ansteigt und immer mehr Menschen in der Schweiz leben, reicht das Tempo der Verdichtung bei weitem nicht aus, um die Zersiedelung zu stoppen.

Der raumplanerisch geforderten schnelleren Verdichtung stehen hohe Hürden im Weg. Die Baukosten von Projekten mit höherer Dichte sind deutlich höher als bei einem Neubau auf der grünen Wiese. Zusätzlich beschränken, verkomplizieren oder verunmöglichen strenge, unflexible und uneinheitliche Bau- und Zonenordnungen die Verdichtungsbestrebungen.

‹Eine sehr liberale Einsprachepraxis erhöht den Planungsaufwand für Projekte mit hohem Verdichtungspotential und führt zu immer grösseren administrativen Aufwänden›, analysiert Neff. Beispielsweise hat sich die durchschnittliche Dauer vom eingereichten Baugesuch bis zur erteilten Baubewilligung von Gebäuden mit mehr als drei Wohnungen in den letzten 20 Jahren von 92 Tagen auf 150 Tage deutlich erhöht.


Link Studie ‹Immobilien Immobilien Schweiz – 3Q 2022› (PDF, 2.3 MB)