Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Marmor-Holz aus dem Labor

Pilze, die normalerweise Baumstämme zersetzen, können auch Kunstwerke ins Holz zaubern. In der Natur verzieren die Fäulniserreger den Baum jedoch nicht nur, sie zerstören ihn auch. Empa-Forscher bringen den Pilzen im Labor nun das Zeichnen ohne böse Folgen für das Holz bei. Dabei entstehen marmorierte Hölzer, die zu wunderschönen Möbeln und Musikinstrumenten verarbeitet werden können.

Pilze, die totes Holz besiedeln, können mit ihren Pigmenten erstaunlich vielfältige Muster aus Farben und Linien erzeugen.
Bild Jan Thornhill

 

 

Mitunter zeigt sich Schönheit an ganz ungewöhnlichen Orten. So entsteht beispielsweise aus faulendem Holz am Waldboden die begehrte Trüffelbuche. Einzigartig gemustert, ist sie seit der Antike ein gesuchter Rohstoff für die Möbelherstellung. Nur ist die Suche nach natürlich entstandenen Trüffelbuchen aufwendig. Selbst wer Baumstämme absichtlich im Wald verrotten lässt, muss Jahre warten, bis er hoffen kann, ein von Pilzen verziertes und dennoch nutzbares Holz zu erhalten.

 

Forscher der Empa haben nun eine Technologie entwickelt, mit der Harthölzer wie Buche, Esche und Ahorn mit Pilzkulturen behandelt werden können, so dass sich die entstehende Musterung im Holz kontrollieren, ja steuern lässt. Die feinen schwarzen Linien markieren dabei im Holz die Spuren eines Kampfes. Pilze haben hier ein Gefecht um Territorium und Ressourcen ausgetragen und sich mit dunkel pigmentierten Linien deutlich voneinander abgegrenzt.

 

Optische Veredlung ohne Schaden am Material

 

‹Wir konnten in der Natur wachsende Pilzarten identifizieren und analysieren, um jene mit den günstigsten Eigenschaften als Holzveredler auszuwählen›, sagt Empa-Forscher Hugh Morris von der Abteilung Applied Wood Materials in St. Gallen. Der Brandkrustenpilz etwa oder die Schmetterlingstramete hinterlassen mit dem Farbstoff Melanin pigmentierte schwarze Linien und bleichen gleichzeitig das umliegende Holz dank ihres Enzyms Laccase aus. ‹So entsteht ein Muster mit besonders starkem Kontrast im Holz›, erklärt Morris.

 

Besonders vorteilhaft an den im Empa-Labor verwendeten Pilzen ist deren sanfter Biss: Denn trotz des ausgeprägten Zeichentalents zernagen die ausgewählten Kandidaten ihren Untergrund kaum. ‹Das Holz wird zwar von den Pilzen grosszügig mit Pigmenten versorgt, behält aber seine Stabilität und Form bei›, so der Biologe.

 

Buche für Möbelzwecke attraktiver machen

 

Gemeinsam mit dem Industriepartner Koster Holzwelten AG in Arnegg sind die Forscher daran, einen effizienten und ökologisch nachhaltigen Produktionsweg zu implementieren. Hierzu gehört die Nutzung regionalen Holzes. ‹Buchenholz ist ein in der Schweiz häufiges, aber für Möbeldesigner uninteressantes Hartholz›, erklärt Firmeninhaber Tobias Koster. Mit Marmorholz aus einheimischer Buche könne man jedoch gesuchte Produkte anbieten. 

 

Nicht nur für Möbel, Parkettböden und Küchenfronten kann Marmorholz verwendet werden, sondern auch für dekorative Objekte und Musikinstrumente. Bereits in der Antike wurden aus dem gemusterten Holz Unikate geschaffen. Mit der neuen Technologie lassen sich diese Einzelstücke nun schneller und erst noch mit der gewünschten Marmorierung herstellen.

 


Link www.empa.ch