Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Know-how für anspruchsvolle Bauvorhaben in Holz

Weltweit entstehen immer höhere Gebäude mit Tragstrukturen aus Holz. Die Berner Fachhochschule ist vorne mit dabei, wenn es darum geht, die Fachleute fit zu machen für die aktuellen Entwicklungen in der Holzbaubranche.

Das erste Holzhochhaus in der Schweiz: Zehngeschosser ‹Suurstoffi 22› in Rotkreuz, aufgenommen im Mai dieses Jahres (Bauherrschaft: Zug Estates AG, Zug; Architekt, Generalplaner: Burkard Meyer Architekten BSA AG, Baden; Holzbauunternehmer, Holzbaustatik und Bauleitung: Erne AG Holzbau, Laufenburg).
Bild Joel Steiger

 

Weltweit ist ein regelrechter Wettstreit um den Bau des schlanksten und höchsten Holzhochhauses entbrannt. Begonnen hat er 2015 mit dem 14-geschossigen Holzhochhaus ‹Treet› im norwegischen Bergen. Ebenfalls in Norwegen steht nun der ‹Mjøsa Tower›, ein 18-geschossiges Holzgebäude, kurz vor der Fertigstellung.

 

In Wien entsteht mit dem ‹HoHo› ein 24-geschossiges und 84 m hohes Holzgebäude, das kommenden Herbst bezugsfertig sein soll. ‹Silva›, 18 Geschosse hoch, ist in Bordeaux ‹under construction›. Weltweit sind weitere Projekte in Planung. Konstruiert sind sie meist in Hybrid- oder in Massivholzbauweise aus Brettsperrholz.

 

Vier bis sechs Geschosse im Trend

 

Die Holzbaubranche in der Schweiz verfolgt eine andere Strategie. Hier wird das grosse Bauvolumen, das in den vergangenen zehn Jahren im mehrgeschossigen Holzbau im Bereich der vier- bis sechs-geschossigen Gebäude realisiert wurde, als solide Basis für die nächste (Höhen-)Etappe genutzt. Heute sind zahlreiche sechs- bis achtgeschossige Gebäude in der Planung und Umsetzung.

 

Dieser nachfragestarke Gebäudebereich ist damit neu ein wichtiger Geschäftsbereich für den Holzbau respektive die Holzwirtschaft geworden. Neben einigen skandinavischen Ländern dürfte die Schweiz damit wohl die führende Nation im mehrgeschossigen Holzbau sein.

 

Auch in der Schweiz ist mit dem zehngeschossigen ‹Suurstoffi 22› in Rotkreuz ein erstes Holzhochhaus realisiert worden. Ein 15-geschossiges Gebäude folgt auf demselben Areal. Es ist zu erwarten, dass Holzhochhäuser in den kommenden Jahren auch in der Schweiz zur Normalität werden. Dennoch:  Aus dem Wettbewerb, das höchste jemals auf der Welt gebaute Holzhochhaus zu realisieren, hält man sich heraus.

 

Sicherheit in der Planung schafft Vertrauen

 

Der mehrgeschossige Holzbau ist insbesondere in den Städten zu Hause. Hier gilt es, auf engstem Raum, in kürzester Zeit und ohne grosse Lärmimmissionen zu verdichten oder Ersatzneubauten zu schaffen. Dass damit der immer grössere Wunsch nach stetig höheren Gebäuden – auch in Holz – entsteht, überrascht nicht.

 

Die baurechtlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz tragen das Ihre dazu bei. Dank konsequenten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der Hochschulen und Forschungsinstitute gemeinsam mit der Holzwirtschaft konnten tragfähige Grundlagen erarbeitet werden, die eine Liberalisierung des Schweizer Baurechts und die Öffnung für den Holzbau ermöglichten.

 

So können seit 2015 mit dem Standardkonzept der Brandschutznormen (VKF 2015) – mit genau definierten Anforderungen hinsichtlich Materialisierung und Feuerwiderstand – Holzbauten auch über die sogenannte Hochhausgrenze hinweg realisiert werden. Dies schafft die notwendige Rechts- und Planungssicherheit.

 

Immer anspruchsvollere Bauvorhaben

 

Die Schweiz ist damit das erste Land, in dem auch Hochhäuser in Holz ohne ein individuelles, projektbezogenes Brandschutzkonzept realisiert werden können. Das grosse Vertrauen in die Holzbauweise machte dies möglich. Leistungsfähige Materialien wie Brettschichtholz, Brettsperrholz, Furnierschichtholz, aus Fichte oder zukünftig auch aus Buche, stehen für hochbeanspruchte Bauteile zur Verfügung.

 

Die in der Holzwirtschaft schon weitgehend automatisierten Produktions-und Fertigungsprozesse mit einer ausgefeilten Fertigungs-, Transport- und Montagelogistik führen zu extrem kurzen Bauzeiten. Die ‹Just-in-time›-Anlieferung der Bauteile sowie Wand-, Decken- und Dachelemente ist im Holzbau Standard.

 

Die Anforderungen an die statische Nachweisführung der Bauteile und die Herausforderungen bei der Montage steigen mit zunehmender Höhe und Grösse des Gebäudes allerdings exponentiell. Neben der Tragsicherheit und der Gebrauchstauglichkeit (Schwing- und Verformungsverhalten) müssen die Gebäudestrukturen langfristig, zum Beispiel auch unter Erdbebeneinwirkung, zuverlässig und damit in einem hohen Mass robust sein. Statisch-konstruktiv spielt man in einer höheren Liga.

 

Lehre – auf die Praxis ausgerichtet

 

Mit dem neuen Modul ‹Multi Storey Timber and Hybrid Structures› in der Vertiefung ‹Complex Timber Structures› des Master Wood Technology trägt die Berner Fachhochschule den steigenden Ansprüchen an die Fachleute Rechnung. Den Studierenden werden neben einer intensiven Diskussion und der Wissensvermittlung zu unterschiedlichen Konzepten beim Tragwerksentwurf auch Methoden zur numerischen Simulation und zur digitalen Modellbildung der Gebäudestruktur in räumlichen FEM- oder Stabwerksprogrammen vermittelt.

 

Vielfältige Konzepte für mehrgeschossige Holzbauten – auch über die Hochhausgrenze hinaus – werden neu detailliert erarbeitet, präsentiert und diskutiert. Ein Vergleich der unterschiedlichen Bauweisen wird so möglich. Ausgewiesene Experten zeigen innovative Lösungen, intelligente Konzepte und Visionen.

 

Das besondere Ingenieur-Know-how für Tragwerksentwurf und Bemessung vermittelt die BFH auch in ihrer Weiterbildung ‹CAS Holztragwerke› für Bauingenieurinnen, Architekten und Techniker HF Holzbau mit Berufserfahrung in der statischen Berechnung (nächster Start: September 2018).

 


Link www.ahb.bfh.ch