Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Ikonischer Holz-Kirchturm im Schwarzwald

Der hölzerne Turm der Dorfkirche St. Georg ist das neue Wahrzeichen des Schwarzwälder Ortes Bleibach. Bereits von weitem ist die helle Holzkonstruktion mit dem spitz zulaufenden Dach sichtbar. Das Gebäude wurde gleich zweimal mit dem Iconic Award 2020 ausgezeichnet. Der Preis honoriert das architektonische Konzept und die innovative Materialwahl des Kirchturms.

Kirchturm St. Georg in Bleibach (D), 2019
Bauherrschaft: Kirchengemeinde St. Georg | Architektur: Architektur³, Gutach im Breisgau (D)
Bilder © Oliver Kern

 

Bleibach besitzt bereits eine bemerkenswerte Dorfkirche aus mehreren Epochen, jedoch ohne Turm. Die vier Glocken hingen im Dach des gotischen Chors, was beim Läuten zu Rissen im Kreuzgewölbe führte. Aus diesem Grund entwarfen die Architekten einen freistehenden, 33 m hohen Turm gleich einem Campanile, dessen Konstruktion aus Holz die dynamischen Lasten der schwingenden Glocken aufnehmen kann. Dabei wurde für Wände, Decken und Treppen Brettsperrholz aus regionaler Weisstanne verwendet. Für Fassade und Dacheindeckung kam dagegen Accoya zum Zug. Das acetylierte Holz ist sehr dauerhaft und eignet sich deshalb besonders für den Aussenbereich.

Der neue Turm bildet den Abschluss von über 500 Jahren Baugeschichte, vom gotischen Chor aus dem Jahr 1514 über das Beinhaus aus dem Jahr 1720 bis zum modernen Kirchenschiff von 1978. Dessen Grundriss spielt mit der geometrischen Form des gleichseitigen Dreiecks, was die Architekten zur dreieckigen Grundrissform des Turms inspirierte. Zugleich leiteten sie die Materialwahl des Turms aus dem Holztragwerk des modernen Kirchenzeltes her. Auch die äußere Erscheinung des Kirchenschiffs, die fallenden Linien des Dachs, finden sich in der Ausformung des Turmkopfes wieder und machen deren Verwandtschaft deutlich. Damit rundeten die Architekten das Kirchenensemble behutsam ab.

Des weiteren spielte bei der Gestaltung des Gebäudes das natürliche Licht eine wesentliche Rolle. Durch die dreieckige Grundrissform steht meist eine Fassade in der Sonne und die beiden anderen im Schatten. Damit ist die Tageszeit an der Hülle ablesbar. Zudem ermöglichen die vertikalen Sicht- und Luftschlitze das gleichmässige Eindringen des Sonnenlichts in das Gebäude und verleihen dem Turm damit ein lebendiges Äusseres. Auf der Höhe der Aussichtsplattform lassen sich die Wände an allen Seiten über Holzschiebeläden öffnen. Im Bereich der Kirchenglocken darüber sorgen vertikal angeordnete Lamellen in der Fassade für eine gelenkte Ausrichtung des Schalls.


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