Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Holztragwerk und Architektur als ausdrucksstarke Einheit

Das Herbst-Holzbulletin der Lignum rückt sieben herausragende Ingenieurbauten in den Fokus: den eben erst eingeweihten Aussichtsturm Hardwald in Dietlikon, die Autobahn-Wildtierüberführung Rynetel bei Suhr, die ‹Schüür› Burgrain in Alberswil, die beiden Fuss- und Radwegbrücken über die Aare zwischen Rupperswil und Auenstein, die AWEL-Werkhalle in Andelfingen sowie aus der Westschweiz die Volprod-Halle in Aigle und die ‹Passerelle des Trappistes› im Val de Bagnes.

Lignum-Holzbulletin 144/2022
Ingenieurbauwerke
Inhalt:
- ‹Schüür› Burgrain, Alberswil
- Fuss- und Radwegbrücken, Rupperswil/Auenstein
- Aussichtsturm Hardwald, Dietlikon
- Werkhalle AWEL, Andelfingen
- Wildtierüberführung Rynetel, Suhr
- Halle Volprod, Aigle
- ‹Passerelle des Trappistes›, Val de Bagnes/Sembrancher
32 Seiten A4, vierfarbig
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Die Ausgabe 144/2022 ‹Ingenieurbauwerke› ist ab 7. Oktober 2022 im Lignum-Shop bestellbar. Lignum-Mitglieder erhalten sie Anfang Oktober per Post.

 

Im Juni dieses Jahres stellte der Flughafen Zürich das Projekt für einen Neubau vor, der das alte Dock A ersetzen soll. Der geplante Bau umfasst das eigentliche Dock A, die Dockwurzel und den Tower und soll aus Holz erstellt werden, das nachhaltig produziert und aus der Region gewonnen wird.

Das Projekt ‹Raumfachwerk› eines internationalen Planungsteams um Bjarke Ingels Group (BIG, DK) mit Hellmuth, Obata + Kassabaum (HOK, USA), 10:8 Architekten (Zürich), dem Ingenieurbüro Buro Happold (GB) und Pirmin Jung Schweiz AG (Sursee) als Holztragwerksplaner setzt neben dem nachhaltigen Baustoff Holz auf die Solarenergie: Das Dach des neuen Docks und der Dockwurzel wird vollflächig für Fotovoltaik genutzt. Damit lassen sich rund zwei Drittel des jährlichen Strombedarfs für das Dock decken, das ab 2030 entstehen soll und rund 700 Mio. Schweizer Franken kosten wird.

Die Jury hat das Projekt gleich in mehrfacher Hinsicht überzeugt, sowohl in betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht als auch was den Städtebau und die Architektur betrifft. Insbesondere das geometrisch markante Sichttragwerk mit seinen prägnanten V-Stützen aus Holz bietet den Reisenden künftig ein spektakuläres Raumerlebnis. Auf regelmässigen Achsen angeordnet, verändert sich die Tragstruktur des Querschnitts über die Länge des Docks sukzessive. Die daraus resultierende Modulierung des Daches – von einer horizontalen Kante am Westende bis zu einer dramatischen Auffaltung am Übergang zur Wurzel – erzeugt ein Oberlicht, das sich sanft verbreitert. Die Tragstruktur und die räumliche Gestaltung werden zu einer architektonischen Einheit. Das Holz ist Mittel zum Zweck und gestaltet gleichzeitig den Raum.


Innovations-Ökotop für die ETH Lausanne

Etwas ähnliches passiert bei einem anderen geplanten Grossprojekt, dem neuen Ökotop-Campus der Eidgenössischen Polytechnischen Hochschule Lausanne (EPFL). Diese hat dafür 3XN Architects und IB Itten Brechbühl im Rahmen einer Ausschreibung unter vier eingeladenen Projektteams mit der Planung und dem Bau beauftragt. Das Innovations-Ökotop ist Teil eines strategischen Masterplans von insgesamt 250000 m2, der das Ziel hat, in Verbindung mit der EPFL einen sozialen, nachhaltigen und aktiven Standort für die technologische Industrie zu schaffen.

Das Projekt soll auf einer Fläche von 140000 m2 den bestehenden Wissenschaftspark der Hochschule an einem neuen Standort westlich des Campus erweitern. Betrachtet man die Visualisierungen der geplanten Neubauten mit dem Hauptgebäude an der südöstlichen Ecke des Geländes, fällt auch hier die Wirkung des gewählten Tragwerks in Holz auf, das zu einer raumbestimmenden Komponente der Architektur wird – sowohl von aussen als auch im Inneren.


Halle, Kulturzentrum, Aussichtsturm

Auch der Neubau der fünfschiffigen Produktionshalle der SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH in Waldenburg in Deutschland ist ein Pionierprojekt des Ingenieurholzbaus, das ebenso architektonisch überzeugt. Dafür wurde der rund 12 m hohe Bau mit Abmessungen von 96,5 m Breite und 114 m Länge diesen Sommer mit dem Holzbaupreis Baden-Württemberg 2022 ausgezeichnet. Laut Jury ist das Bauwerk ‹ein leuchtendes Beispiel für zeitgemässe Industriearchitektur: ressourceneffizient, nachhaltig und schön.› Was heute mit dem Baustoff Holz möglich ist, zeigt überdies auch das 2022 mit dem Internationalen Holzarchitektur-Preis der Fachpresse ausgezeichnete Kulturzentrum Sara im nordschwedischen Skellefteå.

Kleiner, aber nicht weniger spektakulär ist der 2021 fertiggestellte Hasenbergturm im aargauischen Widen: Der 40 m hohe Aussichtsturm liegt auf ca. 720 m ü. M. im Naherholungsgebiet Hasenberg. Die Aussichtsplattform auf einer Höhe von 35,9 m bietet einen Fast-Rundumblick von 220°. Die Tragstruktur ist ein Raumfachwerk aus Holz, basierend auf einer dreieckigen Grundrissform. Eine innenliegende Treppe aus Metall erschliesst den Turm. Die Bekleidung mit druckimprägnierten Furnierschichtholzplatten prägt den architektonischen Ausdruck des Bauwerks.

In der vorliegenden Holzbulletin-Ausgabe 144/2022 finden sich noch weitere überzeugende Beispiele von Ingenieurbauwerken. Die Palette reicht dabei von der ersten Autobahn-Wildtierüberführung der Schweiz in Holz bis zum eben fertiggestellten Aussichtsturm Hardwald, der bestimmt noch von sich reden machen wird. Wir wünschen eine gute Lektüre.


Jutta Glanzmann
Technische Kommunikation Lignum