Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Holzbauten räumen dieses Jahr einmal mehr Solarpreise ab

Jahr für Jahr zeigt sich der Holzbau bei den Preisverleihungen des Schweizer Solarpreises als festes Mitglied im Spitzenfeld des solaren Bauens. Das ist auch 2020 nicht anders. Ein Holzhaus im Bündnerland sticht diesmal besonders hervor: Er stellt mit 817% einen neuen Weltrekord bei der Eigenenergieversorgung auf.

Haus Brunner-Bapst in Waltensburg (oben) und Wohnhaus Moosweg in Riehen (unten).
Bilder Schweizer Solarpreis 2020

 

Am 20. Oktober wurden die Schweizer Solarpreise des Jahres 2020 in Aarau verliehen. Insgesamt waren dafür 73 Projekte eingereicht worden. Mehr als die Hälfte davon sind Gebäude, die mehr Energie erzeugen, als sie selber verbrauchen – Plusenergiebauten also. Bereits zum elften Mal wurden 2020 wieder der Plusenergiebauten-Solarpreis und der Norman Foster Solar Award für besonders gelungene Plusenergiebauten vergeben.

‹Solararchitektur ist zukunftsorientierte, zeitgemässe Architektur, die sich auch der Herausforderung der künftigen Energiefragen annimmt›, sagt der Burgdorfer Architekt Peter Schürch, Präsident der Norman-Foster-Plusenergiebauten-Jury. ‹In erster Linie fordere ich gute, zeitgenössische und qualitätsvolle Architektur, welche städtebauliche, räumliche und architektonische Aspekte ebenso erfüllt wie die Postulate der Nachhaltigkeit.›


Zweimal Holz auf dem Norman-Foster-Podest

Beim Norman Foster Solar Award – dafür kamen für die Jury 28 neu erbaute und sieben renovierte Plusenergiebauten in Frage – sind es gleich zwei Holzbauten, die einen Preis davontragen. Das Plusenergie-Einfamilienhaus Brunner-Bapst in Waltensburg kommt auf eine Eigenenergieversorgung von sage und schreibe 817% – das ist ein neuer Rekord unter den Schweizer Solarpreisen und den Plusenergie-Awards. Das perfekt dachintegrierte Fotovoltaiksystem mit 48 kW Leistung produziert 40200 kWh Strom pro Jahr. Dank guter Dämmung, effizienten Haushaltsgeräten und LED-Beleuchtung beträgt der Gesamtenergieverbrauch des Hauses dagegen nur 4900 kWh/a.

Der Plusenergie-Holzbau Moosweg in Riehen – ebenfalls ein Einfamilienhaus – zeigt das funktionierende Zusammenspiel von Architektur und Nachhaltigkeit. Eine vollflächig dachintegrierte, 20,8 kW starke Fotovoltaikanlage erzeugt jährlich 21500 kWh Strom. Für eine gute Hinterlüftung der Glas-Glas-Module sorgt die direkte Montage auf die Dachlattung. Ein grosser Dachüberstand sorgt für die Verschattung der grossen südlichen Fensterfront im Sommer und ermöglicht trotzdem solare Passivnutzung durch den tieferen Sonnenstand im Winter. Der Strombedarf des Einfamilienhauses beträgt 6500 kWh pro Jahr. Daraus resultiert ein jährlicher Solarstromüberschuss von 15000 kWh oder ein 329%-Plusenergiehaus.


Mit grosser Sorgfalt und Klarheit gestaltet

Das freistehende Haus Brunner-Bapst in Waltensburg wurde 2019 erbaut. Der Bau von Bearth & Deplazes Architekten (Holzbau: Bearth lenn SA) ist schlicht, aber sorgfältig gestaltet. Nach aussen erweckt der Bau den Anschein eines einstöckigen Bungalows; er verfügt aber aber über ein fast vollständig gedecktes Untergeschoss mit sichtverdeckter Garage. Das gut isolierte, im Holzrahmenbau erstellte und holzverkleidete Haus zeichnet sich durch eine symmetrische Raumanordnung aus – mit den Schlafräumen im Innenteil und mit beidseitig volltransparenten Wohnräumen aussen, die von einem grosszügigen, überhängenden Dach geschützt sind.

Mit dem Wohnhaus Moosweg in Riehen reagieren Felippi Wyssen Architekten (Holzbau: PM Mangold Holzbau AG) in den Augen der Jury virtuos und mit scheinbarer Leichtigkeit auf aktuelle Herausforderungen: Verdichtung nach innen, auch und gerade in Einfamilienhausquartieren, ressourcenschonender Umgang mit Baumaterialien und Konstruktionen, selbstverständliche Nutzung und Integration erneuerbarer Energie, ein klug orchestriertes Raumkontinuum, welches vielschichtige Wohnqualitäten zulässt. Im Gegensatz zu vielen Bauten, bei denen sich die Fotovoltaikelemente hinter Kaschierungen aller Art verschanzen, werden hier ihre Vorzüge als architektonische Komponente klar artikuliert.


Mehr Plusenergie-Mehrfamilienhauseingaben erwünscht

Die ausgezeichneten Bauwerke zeigten exemplarisch erfolgsversprechende Lösungsstrategien für einen nachhaltigen Umgang mit Energieressourcen und eine hohe gestalterische Qualität, so Peter Schürch. Hinter den ausserordentlichen Bauwerken stünden engagierte, innovative Auftraggeber, Planer und Unternehmer, welche sich den heutigen komplexen Herausforderungen stellten und überzeugende Lösungsansätze entwickelten. Das verdiene Anerkennung.

Die Jury des Norman Foster Solar Award wünscht sich aber mehr qualitätsvolle Projekte im Segment Mehrfamilienhäuser und Sanierung, die gebaut und eingereicht werden. Grössere Mehrfamilienhäuser und Wohnsiedlungen weisen pro Wohnung weniger Dachfläche auf, um das Plusenergiebau-Kriterium zu erfüllen. Deshalb sind die Herausforderungen für Norman-Foster-Plusenergiebau-Mehrfamilienhäuser grösser – aber auch die Anreize für kreative und innovative Architekten.


Link www.solaragentur.ch