Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Baumarten für den Wald von morgen im Test

In der Schweiz entsteht ein Netzwerk von Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten. Konkret werden in den kommenden drei Jahren 18 Arten auf 57 verschiedenen Versuchsflächen in 20 Kantonen gepflanzt. Die Bäume werden über mehrere Jahrzehnte beobachtet, um Erkenntnisse für für den Waldbau mit Blick auf den Klimawandel zu gewinnen.

Beispiel Graubünden: Hier werden acht Flächen eingerichtet und untersucht. Sie befinden sich in den Gemeinden Albula/Alvra, Bergün Filisur, Bregaglia, Maienfeld, Safiental, Samedan, Val Müstair und Valsot. Die geräumte Sturmschadenfläche von Vaia oberhalb von Bergün auf rund 1850 m ü. M. (Bild) eignet sich optimal für die Einrichtung einer Testpflanzung. Der grosse Wildschutzzaun wurde bereits vorbereitet; die Pflanzungen folgen ab Herbst 2020. Die Jungpflanzen werden von der WSL zur Verfügung gestellt. 
Bild Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden

 

Der Klimawandel stellt die Waldbewirtschafter vor grosse Herausforderungen, da sich die Bedingungen im Laufe der kommenden Jahrzehnte stark verändern werden. Welche Baumarten an welchen Standorten die Waldfunktionen auch unter veränderten Bedingungen nachhaltig erfüllen können, wird in den nächsten 30 Jahren in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und dem Bundesamt für Umwelt geprüft. Ab Herbst dieses Jahres werden mehrere tausend Jungbäume gepflanzt und deren Wachstum durch die WSL fortlaufend untersucht. 

Während die Standortbedingungen für die Waldbäume in einigen Gebieten fast konstant bleiben, zeichnen sich in anderen Gebieten aufgrund der sich verändernden Temperaturen und Niederschläge radikale Wechsel in der Baumartenzusammensetzung der Wälder ab. Vermutlich werden viele Baumarten künftig ihr heutiges Verbreitungsgebiet nicht mehr besiedeln können, dafür jedoch neue Gebiete einnehmen. Wie das ablaufen wird, ist jedoch unklar. Man weiss heute zwar viel über die Verbreitung der einheimischen Baumarten, nicht aber über ihre Toleranz gegenüber schnellen klimatischen Veränderungen.

Darum entsteht nun in einem schweizweiten Projekt ein Netz von Testpflanzungen, in denen das Wuchsverhalten von 18 verschiedene Baumarten an heute teilweise noch nicht besiedelten Standorten untersucht wird. Es werden dabei sowohl einheimische Baumarten (13 Arten) als auch sogenannte Gastbaumarten (fünf Arten) gepflanzt. Nicht immer aber müssen es andere Baumarten sein, denn auch unsere einheimischen Baumarten verfügen über ein grosses Potential, sich anzupassen. Wo es im Laufe der Zeit verlorengegangen ist, könnte mit Ergänzungspflanzungen aus anderen Regionen Europas nachgeholfen werden.


Links www.wsl.ch | www.gr.ch