Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Ausstellung ‹Phänomena› 2024 baut mit Rundholz und Robotern

Über eine Million Besucher hat die Erlebnisausstellung ‹Phänomena› 1984 nach Zürich gelockt. 40 Jahre später kommt das Grossereignis zurück – diesmal findet es im Limmattal statt. Für Aufsehen sorgt das bauliche Konzept: Der Hauptbau entsteht aus regionalen Rundhölzern, die vor Ort mit dem Roboter bearbeitet werden. Gebaut wird ohne Leim und Schrauben in einem wiederverwendbaren Stecksystem.

Oben: Der mehrstöckige Hauptbau (hinten) beherbergt offene Erlebnisräume und eine zentrale Plaza, die den Austausch unter den Besucherinnen und Besuchern der Phänomena fördern soll. Überspannt wird der Ausstellungsbau von einer riesigen, doppelt gekrümmten Membran, die an Rundholzstützen aufgehängt ist. Rechts in der Visualisierung das Restaurant an einem eigens angelegten Teich. Unten rechts: Zu den ikonischen Elementen des Ensembles zählt auch die begehbare Doppelhelix, deren Konstruktion eine Reverenz an den langjährigen IBOIS-Leiter Julius Natterer (1938–2021) ist. Unten links: Sie wollen die ‹Phänomena› 2024 zum Generationenereignis im Limmattal machen: v.l.n.r. Urs J. Müller, Verein Zürcher Forum, Gesamtprojektleiter der ‹Phänomena›, Yves Weinand, Leiter IBOIS EPFL, und der Dietiker Stadtpräsident Roger Bachmann.
Bilder Yves Weinand Architectes (oben und unten rechts) | Verein Zürcher Forum (unten links)

 

Ältere Semester erinnern sich: Das ganze Stadtzürcher Seebecken verwandelte sich vor knapp vierzig Jahren mit der ‹Phänomena› in eine faszinierende naturwissenschaftliche Erlebniswelt. An unzähligen Stationen konnte man Naturphänomene am eigenen Leib erfahren. Einzelne Elemente der damaligen Ausstellung sind bis heute geblieben. Mehr als eine Million Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Schweiz zog das Event damals an.

Vom 12. April bis zum 13. Oktober 2024 soll nun erneut eine spektakuläre Schau zu den Themen Mensch, Natur und Wissenschaft zu sehen sein. Komplexe Zusammenhänge in den Bereichen Physik und Chemie, Energie, Klima, Biodiversität, Mobilität, Weltraum und Künstliche Intelligenz sollen auf eindrucksvolle Weise erfahrbar gemacht werden. Wiederum stehen Erleben, Staunen und Verstehen im Mittelpunkt – und die Gesellschaft als Wirkungsraum.


Aufbruchsstimmung im Limmattal

Stattfinden wird die zweite ‹Phänomena› 2024 auf dem Dietiker Niderfeld. Das 40 Hektaren messende Gelände an den Rangiergleisen zwischen Dietikon und Spreitenbach ist ein Zentrumsgebiet von kantonaler Bedeutung und Dietikons letzte grosse Baulandreserve. Jetzt wiegen sich auf dem weiten Feld noch Maisstauden in der Sommerbrise, aber dereinst werden hier Wohnungen für etwa 2000 Menschen und 3000 Arbeitsplätze entstehen. In diesem Hotspot der Raumentwicklung ist die Schau hochwillkommen – in der Limmatstadt sind die Hürden für ein derartiges Grossereignis diesmal zu hoch.

Am Mittwoch luden die Ausstellungsmacher die Medien zusammen mit dem Patronatskomitee der ‹Phänomena› 2024, mit Landbesitzern und Sponsoren, Vertretern des Kantons und der Stadt Dietikon zum Kickoff im neugebauten Depot der Limmattalbahn. Die politisch lange umstrittene Bahn wird voraussichtlich im Dezember dieses Jahres im Vollausbau zwischen Zürich und Killwangen-Spreitenbach in Betrieb gehen und in zwei Jahren die Erschliessung des Grossanlasses mit dem ÖV sicherstellen. Bereits seit Herbst 2019 verbindet sie Zürich und Schlieren.


Vorzeigeprojekt für Innovation im Holzbau

Nach einem Grusswort des Dietiker Stadtpräsidenten Roger Bachmann stellte Urs J. Müller, Gesamtprojektleiter der ‹Phänomena›, das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs vor. ‹Die 'Phänomena' liefert Grundlagen, um zentrale Themen der Gegenwart und Zukunft besser zu verstehen. Deshalb verlangt sie nach einer Architektur, die ihrer Zielsetzung entspricht und den Fortschritt durch Verständnis und Einsatz moderner Wissenschaften fördert›, so Müller. 

Überzeugt hat die Ausstellungsmacher das Design des Architekten und Bauingenieurs Yves Weinand, Leiter des IBOIS-Labors für Holzkonstruktionen an der ETH Lausanne. Mit seinem Bureau d'Études hat Weinand in den letzten Jahren spannende Holzkonstruktionen wie die Kapelle Saint Loup in Pompaples, das neue Dach des Waadtländer Parlaments oder in jüngster Zeit das Vidy-Theater in Lausanne entworfen und realisiert. Sie sind mit ihren neuartigen Bau- und Verbindungstechniken durchwegs Vorzeigeprojekte der Innovation im Holzbau.


Modernste Technologie für Bauen mit Rundholz

‹Mit den Bauten der 'Phänomena' möchte ich zeigen, wie einer der ältesten Baustoffe, Holz, in Verbindung mit modernen digitalen Werkzeugen lokale Nutzung und Zirkularität fördert›, sagt Weinand. Sein Vorschlag für den ikonischen Hauptbau der ‹Phänomena› 2024 auf dem Dietiker Niderfeld ist eine spektakuläre Struktur aus Rundhölzern. Nicht nur ihre äussere Erscheinung wird eindrücklich sein, sondern sie wird auch zeigen, wie sich mit Holz auf ganz neuen Wegen bauen lässt – ohne Leim und Schrauben.

Weinands Ansatz für den Ausstellungsbau folgt einem ‹Whole Wood Concept›: Das natürlich gewachsene Rohmaterial wird bereits im Wald exakt vermessen. Ein Algorithmus für Entwurf und Konstruktion kombiniert die so bereits virtuell gewonnenen Rundhölzer in optimaler Anordnung für die geplante Tragstruktur. Intelligente Roboter bearbeiten die naturbelassenen Stämme dafür vor Ort. Verbunden werden sie über ein robustes Stecksystem. Alle Bauteile sind wiederverwendbar. Nach der ‹Phänomena› können die eingesetzten Rundhölzer nahezu ohne Verschnitt wieder anderen Anwendungen zur Verfügung gestellt werden.


Links www.phaenomena.ch | IBOIS der ETH Lausanne