Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Ausgezeichnete Ideen für die städtische Nachverdichtung mit Holz

Die 4. Ausgabe der ‹proHolz Student Trophy› – ausgeschrieben von proHolz Austria zusammen mit proHolz Bayern und den Städten München, Berlin und Wien – widmet sich unter dem Titel ‹woodencity› der urbanen Nachverdichtung. Die hochkarätig besetzte Jury bestimmte im Mai aus 91 Eingaben drei Siegerprojekte und vergab sechs Anerkennungen.

Die ‹proHolz Student Trophy› wird seit 2016 alle zwei Jahre ausgeschrieben. Für die Einreichungen bilden Studierende der Architektur und des Bauingenieurwesens interdisziplinäre Teams, die von Lehrpersonen begleitet werden. Ziel des Wettbewerbs ist es, Studierende an den modernen Holzbau heranzuführen, sie für das vielfältige Material zu begeistern und Know-how in der Verwendung von Holz als Baumaterial zu vermitteln. Von oben nach unten: Siegerprojekte Wien (Team ‹FLEX›), Berlin (Team ‹Neighbourwood›) und München (Fünfseithof).
Visualisierungen proHolz Austria/Fellinghauer, Espinoza, Sopi (oben) | proHolz Austria/Geistlinger, Henes, Geissler (Mitte) | proHolz Austria/Brendel, Schmitt, Weitzbauer

 

Bereits jetzt lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten; bis 2025 werden es gemäss Prognosen gegen zwei Drittel sein. Für Berlin wird in diesem Jahrzehnt ein Zuwachs um 260000, in München von 140000 und in Wien um 120000 Einwohner erwartet. Mit dem Bevölkerungswachstum sind zahlreiche Herausforderungen für die städtische Entwicklung verbunden: Die Schaffung von Wohn- und Gewerberaum sowie Infrastruktur ist ein zentrales Thema.

Nachverdichtung ist angesichts des Bevölkerungszuwachses in den Städten das Gebot der Stunde. Sie passiert in Form von Anbauten, Aufstockungen, Ergänzungen und der Schliessung von Baulücken. Besonders für die Nachverdichtung in innerstädtischen Gebieten ist das Bauen mit Holz gut geeignet: Durch sein geringes Gewicht und seine hohe Festigkeit kann es insbesondere bei Anbauten und Aufstockungen gut verwendet werden. Gleichzeitig bietet der hohe Vorfertigungsgrad viele Vorteile.


Drei Städte, drei Aufgaben

Berlin, München und Wien haben als Kooperationsstädte des Wettbewerbs 2022 konkrete Bauaufgaben eingebracht, bei denen es darum geht, erschwinglichen Wohnraum in bestehenden Arealen und in Interaktion mit bestehenden Gebäuden neu zu schaffen. Gefragt waren Systemlösungen in Holz- oder Holz-Hybridbauweise. In den Entwürfen galt es unter anderem eine optimale Ausnützung der Wohnflächen und flexible Nutzungsmöglichkeiten sowie die nachhaltige Verwertung von Ressourcen im Kreislaufsystem zu berücksichtigen.

München suchte für das neue Stadtquartier Domagkpark auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne Ideen für einen bis zur Hochhausgrenze reichenden Neubau im Zusammenspiel mit dem Bestand. In Berlin sollte im bestehenden Geflecht eines städtebaulichen Ensembles und durch Neubauten Raum für bezahlbares Wohnen, Kultur, Bildung und Soziales entstehen. In Wien lautete die Aufgabe, auf der Parkplatzfläche einer Anlage mit zwei neungeschossigen Wohnhäusern einen Neubau zu entwerfen.


Drei Projekte auf dem Podest

Das Siegerprojekt für Wien stammt vom Team ‹FLEX› (Dominik Fellinghauer, Luciano Espinoza, Diamant Sopi; Technische Universität Wien). Ein L-förmiger Baukörper, etwas breiter als die Bestandsbauten, verbindet diese und den bestehenden Freiraum zu einem Ensemble. Über einem mineralischen Erdgeschoss erhebt sich ein fünfgeschossiger Holzbau, der auf einem strengen Raster aufgebaut ist und eine flexible Grundrissgestaltung zulässt.

Das Team ‹Neighbourwood› (Daniel Geistlinger, Moritz Henes; Technische Universität Berlin/Frederike Geissler; Hochschule Biberach) überzeugte die Jury für die  Bauaufgabe in Berlin. Drei Baukörper – ein scheibenförmiger, ein turmartiger und ein Anbau – werden voneinander abgerückt positioniert. Tragstruktur und Aussteifung sind nach aussen verlegt, um im Inneren eine flexible Grundrissgestaltung zu ermöglichen.

Anna-Maria Brendel, Vincent Schmitt und Samuel Weitzbauer von der Technischen Universität München tragen mit ihrem Projekt ‹Fünfseithof› den Preis für München davon: Ein 25 m hohes Wohn- und Ateliergebäude bildet mit zwei zueinander versetzt angeordneten und an den Bestand anschliessenden Arkaden angenehm proportionierte Aussenräume: einen Innenhof zum bestehenden U-förmigen Kunsthof sowie einen neuen Quartierplatz zum benachbarten Jugendzentrum.


Link www.proholz-student-trophy.at