Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Arbeit am Lokalen als kulturelle Verpflichtung›

Im Wallfahrtsort Hergiswald bei Kriens hat Gion A. Caminada mit dem Ersatzneubau für das alte Gasthaus einen bemerkenswerten Holzbau realisiert. Dieser hat im Januar von der Proholz Lignum Luzern eine Auszeichnung mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› erhalten: denn das verbaute Holz stammt fast vollständig aus hiesigen Wäldern, zumeist sogar aus der näheren Umgebung. Für den bekannten Architekten ist der Bezug zum Lokalen ein Muss.

Gebäude, deren Tragwerk und/oder Fassade können mit dem Herkunftszeichen Schweizer Holz HSH ausgezeichnet werden, wenn nachweislich 80% oder mehr des verbauten Holzes aus dem Schweizer Wald stammen und im Inland verarbeitet worden sind. Beim Gasthaus Hergiswald (Bild oben) sind es mit 94,2% weit mehr. Die Albert Koechlin Stiftung als Bauherrin konnte dafür am 24. Januar von der Proholz Lignum Luzern die Auszeichnung ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› für das Gesamtobjekt entgegennehmen (Bild unten). V.l.n.r: Hanspeter Flückiger, Flückiger Holz; Architekt Gion A. Caminada; Melanie Brunner, Proholz Lignum Luzern; Christian Amhof, Lang Sägewerk; Robert Grüter, Albert Koechlin Stiftung; Ivan Tschopp und Michael Binder, Tschopp Holzbau; Thomas Studer, Schilliger Holz.
Bilder Proholz Lignum Luzern

 

 

Beauftragt worden war Gion A. Caminada von der Luzerner Albert Koechlin Stiftung. Die gemeinnützige Stiftung engagiert sich in der Innerschweiz mit Projekten in den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur, Wirtschaft und Umwelt. Sie hatte 2002 in Hergiswald die Kirche, das Gasthaus Sonne und das Ökonomiegebäude im Baurecht erworben und restaurierte die berühmte Wallfahrtskirche bis 2005 aufwendig. Für das baufällige Gasthaus im Wallfahrtsort kam eine Sanierung indessen nicht mehr in Frage. So wurde es ab 2017 durch einen viergeschossigen Holzbau mit Giebeldach ersetzt, der auf den bestehenden Grundmauern ruht.

 

Holz war als Baumaterial für das neue Gasthaus gegeben. Die Wahl fiel dabei auf Douglasie, eine Holzart, die der Witterung gut widersteht. ‹Wir fanden das kostbare Material in nahegelegenen Wäldern. Die unmittelbare Beziehung zur Douglasie war uns genauso wichtig wie diejenige zu den Handwerkern. Wir glauben, dass erst durch die Nähe zu den Menschen und zu den Dingen sinnstiftende Orte entstehen. Darum betrachten wir die Arbeit am Lokalen als eine kulturelle Verpflichtung›, erklärt Architekt Gion A. Caminada. Das Credo eines maximalen lokalen Bezugs teilte auch die Bauherrschaft.

 

Komplexe Bauweise

 

Entstanden ist ein stimmiges Ensemble aus Restaurant, Saal, Terrasse, fünf Gästezimmern und einer Pächterwohnung. Im Sockelgeschoss befinden sich zudem eine Pilgerstube, Toilettenanlagen und Lagerräume. Die Konstruktion sollte die räumliche Nutzung unterstützen. Offenheit und Durchsicht im Gasthaus und Saal, Halt und Geborgenheit in den Gästezimmern und in der Wohnung hiessen die Ziele. Massive Säulen mit grosszügigen Verglasungen in den öffentlichen Räumen und gestrickte Wände als bergende Kammer widerspiegeln die grundlegenden Vorstellungen des Architekten.

 

Das Bauprojekt Hergiswald war aufgrund der komplexen Bauweise eine besondere Herausforderung. Es galt, moderne Bautechniken mit traditionellem Strickbau zu verbinden. Die Bauherrschaft konnte sich beim Projekt auf die hohe Fachkompetenz aller Beteiligten verlassen. Dazu zählen neben dem bekannten Architekten unter anderen Conzett Bronzini Partner AG (Chur) als Bauingenieure, Tschopp Holzbau (Hochdorf) als Zimmereibetrieb und nicht zuletzt auch die Holzlieferanten: Lang Sägewerk AG, Hochdorf, Schilliger Holz AG, Küssnacht, Flückiger Holz AG, Schöftland, und Sägewerk Berger, Steffisburg.

 

Eröffnung im April 

 

Als Teil des Gesamtkonzeptes wurde auch die benachbarte Scheune wieder instand gestellt. In den nächsten Wochen wird hier unter anderem ein schlichter, zweckdienlicher Empfangsraum für die Hergiswald-Besuchenden eingerichtet. Zudem befindet sich in der Scheune die Holzpellets-Heizanlage für das Gasthaus.

 

Am Freitag vergangener Woche legte die Albert Koechlin Stiftung mit der Schlüsselübergabe die Verantwortung für den Betrieb des Gasthauses in kompetente Hände. Mit Thomas Häfliger, Erich Peterer und Nadja Schauber übernehmen drei lokal bestens verankerte Gastronomen als neue Pächter die Verantwortung für den Gastbetrieb. Die Betriebseröffnung findet am 1. April mit einem Tag der offenen Tür statt.

 


Links www.lignumluzern.ch | www.aks-stiftung.ch | www.holz-bois-legno.ch