Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Wie Wien seine Gemeindebauten aufstocken kann

proHolz Austria, die Stadt Wien und Wiener Wohnen haben Mitte Monat die besten Ideen aus einem internationalen Studentenwettbewerb für Aufstockungen aus Holz auf bestehenden Wiener Gemeindebauten der Nachkriegszeit prämiert.

‹Modulus› – Aufstockung für Wohnhausanlage Pantucekgasse 33, 1110 Wien
Team: Monika Kalinowska, Denys Karandiuk, Weronika Moscicka; Hochschule: Universität für angewandte Kunst Wien; Institut: Architektur/Energiedesign; Betreuer: Bernhard Sommer, Galo Moncayo, Franz Sam
‹Modulus› ist in den Augen der Jury ein architektonisch überzeugender Beitrag mit einem schlüssigen Konstruktionssystem. Auf der Basis von drei Modultypen für Bad und Küche, Wohnraum und Loggia entstehen langgestreckte Raumzellen, die auf dem Dach längs und quer gestapelt werden und zu beiden Seiten frei auskragen. Sie bilden einen räumlich komplexen Dachaufbau mit schönen Innen- und Aussenräumen.
Bild © Kalinowska, Karandiuk, Moscicka

 

Wien wächst rasant: Bis 2027 könnte die Stadt bereit zwei Millionen Einwohner zählen, knapp 90000 mehr als heute. Aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums benötigt Wien dringend zusätzlichen Wohnraum.

Aufstockungen bestehender Wohnbauten bieten die Chance, die Metropole in die Höhe wachsen zu lassen und neuen Wohnraum ohne weiteren Verbrauch von Bodenfläche zu schaffen. Das Material Holz bringt für diese Bauaufgabe viele bautechnische Vorteile mit. So ist insbesondere das geringe Gewicht von Holz ein grosser Pluspunkt.

Der hohe Vorfertigungsgrad im Holzbau ermöglicht schnelles und störungsarmes Bauen – ein wichtiger Faktor bei Bautätigkeiten an bereits bewohnten Gebäuden. Nicht zuletzt trägt Holz als nachwachsendes und CO2-bindendes Baumaterial aber auch zur Dekarbonisierung der Städte bei.


Grosses Potental bei Gemeindebauten der Nachkriegszeit

Im Rahmen des internationalen StudentInnenwettbewerbs ‹proHolz Student Trophy 2020› hat proHolz Austria gemeinsam mit der Stadt Wien und Wiener Wohnen Entwürfe für Aufstockungen aus Holz auf drei ausgewählten Wiener Wohnbauten der 1960er Jahre gesucht.

In Wien machen Gemeindebauten der Nachkriegszeit einen grossen Teil der Bestandswohnbauten aus. Sie bieten besonders gute Möglichkeiten für Aufstockungen. Allein auf den zwischen 1950 und 1970 errichteten Gemeindebauten könnten gemäss einer aktuellen Studie durch Erweiterungen um ein oder zwei Geschosse nach oben bis zu 7600 neue Wohnungen entstehen.

Mit ihren schlichten Baukörpern, einheitlichen Grundrissen und der geringen Bebauungsdichte von damals bringen diese Gebäude weitgehend identische Voraussetzungen für Aufstockungen mit sich. Das Potential der Gemeindebauten der Nachkriegszeit zu nutzen, ist Teil der Strategie der Stadt Wien zur Schaffung von zusätzlichem Wohnraum. 


Rundum nachhaltige Lösungen mit Systemcharakter gesucht

127 Wettbewerbsbeiträge aus sieben Nationen sind eingegangen. Etwa ein Drittel der Einreichungen kam aus Österreich, ein weiteres Drittel aus Deutschland, der Rest aus Italien und Slowenien, aber auch aus Russland, Kroatien und der Slowakei. Daraus hat eine Fachjury drei Siegerprojekte und acht Anerkennungen gekürt. Die mit insgesamt EUR 8500,– dotierten Preise wurden am 13. Oktober bei einer feierlichen Preisverleihung im Festsaal der TU Wien vergeben.

Die ‹proHolz Student Trophy 2020› suchte nachhaltige Ideen auf allen Ebenen. Von den Studierenden, die als Teams aus angehenden ArchitektInnen und BauingenieurInnen einreichen konnten, waren Lösungen mit dem Baustoff Holz gefordert, die nicht nur systemhaft und damit vielfach übertragbar sind, sondern die auch zahlbare Wohnungen mit guten Grundrissen und einen Mehrwert in Form von neu entstehenden Gemeinschaftsflächen, Loggien oder Balkonen hervorbringen.

‹Die Wettbewerbsbeiträge zeigen eindrucksvoll, welche Möglichkeiten der durch neue Technologien revolutionierte, moderne Holzbau gestalterisch bietet und wie mit durchdachten Aufstockungslösungen eine Umkehr zu smartem, sozial nachhaltigem sowie klima- und ressourcenschonendem Weiterbauen in den Städten gelingen kann›, sagt der Juryvorsitzende Maximilian Rudolf Luger (Architekten Luger & Maul). Unter dem nachfolgenden Link sind alle Sieger ersichtlich. 


Link www.proholz-student-trophy.at/preistraeger