Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Trend zu Homeoffice definiert Standortvorteile neu

Zum 25. Mal fanden Anfang Monat die Grenchner Wohntage statt. Die Fachtagung widmete sich dem Wandel des Verhältnisses zwischen Erwerbsarbeit und häuslichem Leben. Unübersehbar sind Veränderungen wie der Trend zu Telearbeit, den Corona enorm beschleunigt. Damit könnten mittelfristig bisher fast unverrückbare Standortvorteile ins Rutschen kommen.

Die Grenzen zwischen verschiedenen Lebensbereichen lösen sich zunehmend auf. Ebenso werden in der neuen Welt von Homeoffice Standortvorteile neu definiert.
Bild Renggli AG, Sursee

 

Wie hat sich das Verhältnis von Wohnen und Arbeit im Laufe der Zeit verändert? Wie wird künftig gewohnt und gebaut, wenn Homeoffice eine hohe Bedeutung behält? Welchen Einfluss hat dies auf die Architektur, die Mobilität und die Nachfrage von Wohnraum und Büroflächen? Wird sich die Struktur von Gemeinden und Städten dadurch ändern? Das waren die Fragen, denen Expertinnen und Experten aus einem breiten Spektrum von Wissensgebieten – Raum- und Städteplanung, Architektur, Immobilienwirtschaft und Soziologie – an der Fachtagung nachgingen.

Spannende Überlegungen stellte an der Tagung zum Beispiel Hervé Froidevaux an, Direktor Suisse romande von Wüest Partner SA. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen in der Schweiz, so Froidevaux, könnten theoretisch im Homeoffice arbeiten. Und das mobile Arbeiten werde weiter zunehmen. Das sei zumindest die Überzeugung der Schweizer Unternehmen, wie eine WP-Umfrage während der Pandemie zum Thema Homeoffice bei 500 Unternehmen ergeben habe. Vor der Krise wurde der Homeoffice-Anteil an der gesamten Büroarbeitszeit in der Schweiz auf 12% geschätzt.


Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben

‹Heute erwarten 44% der Unternehmen mit klassischer Büronutzung, dass ihre Mitarbeitenden mehr von zuhause aus arbeiten werden als vor der Krise. Unternehmen mit Grossraumbüros unterstützen diese Entwicklung stärker. Gemäss den Ergebnissen der Umfrage könnten rund 25–30% der Büroarbeitszeit auf Distanz geleistet werden. Das wäre zwei- bis dreimal so viel wie bisher›, schreibt der Referent in seinem Tagungs-Handout.

Wüest Partner hat zudem eine weitere Umfrage bei rund 1000 privaten Haushalten durchgeführt. Was wünschen sich die Angestellten? Welche Veränderungen bei den Ansprüchen an den Wohnraum zeichnen sich infolge der vermehrten Arbeit von zuhause aus bereits ab? Die Ergebnisse zeigen, dass rund drei Viertel der Büroangestellten gerne mehr Homeoffice machen würden. Gemäss den Befragten liegt der optimale Homeoffice-Anteil an der Gesamtarbeitszeit bei durchschnittlich 30–35%. Somit stimmen die Wünsche der Angestellten hier sehr gut mit den Erwartungen der Arbeitgeber überein.


Sind Standortratings noch aktuell?

Durch die Möglichkeit der Telearbeit werden für viele Menschen andere Arbeits- und Wohnformen möglich. Während des Lockdowns oder bei der Rückkehr ins Büro hatten alle die Gelegenheit, ihre Wohn- und Arbeitssituation zu hinterfragen. ‹Das Reise- und Verkehrsverhalten hat sich vorübergehend geändert›, konstatiert Froidevaux. ‹Dabei sind autonome und digitalisierte Mobilitätsformen jedoch noch nicht berücksichtigt. Diese werden die aktuellen Trends im Wohnbereich in naher Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach noch verstärken.›

In anderen Worten: Wohnorte, die zuvor als zu weit entfernt von den Arbeitsplatzzentren galten, gewinnen an Attraktivität. Bedingung ist dabei ein schneller Zugang zu guten Grundinfrastrukturen. So erfreuen sich insbesondere touristische Orte immer grösserer Beliebtheit. Für die Wirtschaft könnten neue Transporthubs und neue Zentralitäten entstehen. Daraus ergeben sich allenfalls auch Chancen für Mischnutzungen und eine regionale Dynamik.

Alle Präsentationen und Handouts der Grenchner Wohntage finden sich online.


Link Grenchner Wohntage