Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Holzwege› zum Erfolg in der digitalen Welt

Ende Juni stellten sich 120 Teilnehmende aus der Wald- und Holzbranche an der Konferenz ‹Holz 4.0› der Frage: Wie begegnen wir unter dem digitalen Wandel unseren Kunden und erfüllen ihre Bedürfnisse? Erfolgsprojekte machten anschaulich, wie Kundenansprache heute funktioniert.

Bild BFH-AHB

 

 

Das Internet und dessen Vermittler, das Smartphone, sind längst zum ständigen Begleiter und Helfer für alles geworden. Technologiekonzerne wie Apple, Google, Facebook oder Amazon dominieren die Wirtschaft. Die Ferienwohnung wird online ausgewählt und gebucht, neue elektronische Geräte oder Kleider werden massenweise im Internet bestellt und per Post geliefert, und selbst Lebensmitteleinkäufe werden zunehmend online erledigt.

 

Und wo steht die Holzbranche in diesem Run zum Digitalen? ‹Wir sind das Schlusslicht›, sagte Rolf Baumann trocken, Leiter des Instituts für digitale Bau- und Holzwirtschaft der Berner Fachhochschule BFH und Mitorganisator der Konferenz Holz 4.0. Und setzte gleich nach: ‹Das heisst aber nicht, dass wir von der Digitalisierung verschont werden – sie kommt auf jeden Fall.›

 

Wer online nicht präsent ist, existiert nicht

 

Um den damit verbundenen Wandel bewältigen zu können, benötige es mehr Vernetzung und weniger Einzelkämpfertum in der Wald- und Holzbranche. Er stelle immer noch mancherorts Skepsis gegenüber den laufenden Veränderungen der Informationstechnologie fest und warnte: ‹Wer vor der Veränderung zittert, zittert zu Recht.› Das veränderte Kundenverhalten sei der entscheidende Treiber. Wer sich damit nicht intensiv auseinandersetze, fahre auf der Verliererspur.

 

Hintergrund zum Umfeld, in dem sich heutige Kundinnen und Kunden bewegen, lieferten die Inputreferate von Jürg Willi und Stefan Breit. Die Digitalisierung verändere unsere tägliche Wahrnehmung – und schliesslich unser Verhalten. Rund zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer informierten sich heute digital, so Unternehmensberater Jürg Willi. ‹Früher wählten Kunden zuerst den Händler, anschliessend das Produkt. Heute ist das umgekehrt.› Ein Anbieter, der online nicht präsent sei, sei für den Kunden damit schlicht nicht vorhanden. 

 

Möbel nach Mass in fünf Tagen

 

Der Nachmittag der Konferenz wurde in Teilsessionen bestritten. In der Teilsession ‹Holz› stellte Marcel Schaniel, Digitalverantwortlicher bei Möbel Pfister, fest, dass zuerst einmal die eigenen Mitarbeitenden motiviert werden müssten. Und die eigene Website reiche nicht aus, es brauche einen ‹product feed› zu Google und anderen Plattformen. In Zukunft würden die Kunden per Augmented Reality ihre Wohnung einrichten.

 

Ein gut funktionierender Webshop mit Mehrwert für die Kunden sei wichtig, dieser berühre aber auch die hausinternen Prozesse, betonte Andreas Manger, Unternehmensleiter der Roser AG. Ein Webshop erweitere die Produktpalette und beeinflusse die Lagerhaltung, sei damit sowohl Herausforderung als auch Mehrwert für das Unternehmen. Das Roser-Produkt ‹Furnier Express› ist aus veränderten Bedürfnissen und Rückmeldungen von Kunden entstanden.

 

Möbel nach Mass, online bestellt und geliefert innert fünf Tagen, das ist das Geschäftsmodell des Projekts ecoleo.ch der Wiler Schreinerei Fust AG. Das Kernstück bildet ein Konfigurator, mit dem die Kunden ihre Möbel selber gestalten. Gemäss Projektleiter Serge Eggler ist so keine Arbeitsvorbereitung nötig, weil die Daten direkt an die Maschine geschickt werden. Bereits jetzt generiere die Online-Plattform Folgeaufträge für das Unternehmen.

 

Digitalisierungschancen im Wald

 

Andreas Meggendorfer, Senior Manager Logistics & Shared Services, UPM CEWS, Augsburg, eröffnete die Teilsession ‹Wald› mit der Feststellung, dass ökonomische und Klimainteressen durchaus Hand in Hand gehen können – bei der Nutzung erneuerbarer Energieträger wie Holz. Er erläuterte, wie die 4.0-Technologie die Herausforderungen der derzeit fragmentierten Wertschöpfungskette Holz überwinden und, gemäss seinen Erfahrungen, die Kosten bis zu 20% senken könnte.

 

Michiel Fehr, Fachbereichsleiter Waldnutzung im Kanton Luzern, stellte das Projekt ‹Waldportal 4.0› vor, das die Prozesse und Schnittstellen vom Wald bis zum Forstdienst digitalisiert und darüber hinaus Potential bietet, in weitere Bereiche der Wald- und Holzwirtschaft zu expandieren. Es wird momentan in den Kantonen Luzern, Baselland und St. Gallen genutzt.

 

Prof. Christian Rosset, Dozent für Waldbau und forstliche Planung an der BFH, präsentierte ein Projekt der Berner Fachhochschule mit der Burgergemeinde Bern, das sich mit dem Thema ‹Smart Forest› befasst und dank digitalen Messungen die Bewirtschaftung des Waldes für die Burgergemeine einfacher und vernetzter macht.

 

Strukturiertes Vorgehen zahlt sich aus

 

Den Schlussteil der diesjährigen Konferenz ‹Holz 4.0› bestritten die Marketingspezialisten. Was funktioniert online? Wie gehe ich vor, um eine optimale Online-Präsenz für mein Unternehmen und meine Produkte zu schaffen? Sieben Schritte führten zu einem starken Online-Profil, so Marie-Christine Schindler (mcschindler.com gmbh): Eigene Identität festlegen, Ziele setzen, Inhalte formulieren, Kanäle aussuchen, die Community ansprechen, ein Monitoring pflegen und nicht zuletzt: Planen!

 

Wie ein Webauftritt die Kunden zu begeistern vermag und auch gefunden wird, skizzierte Christoph Erni (internezzo ag). Aktuelle Studien sprächen von 18000 KMU-Websites in der Schweiz. Aber 90% davon erfüllten grundlegende Kriterien zur Suchmaschinenoptimierung nicht. Gefunden werden sei aber das A und O im Internet.

 

Daher sein Fazit: Die Website müsse zuerst für Suchmaschinen attraktiv sein. Mit Blick auf den Kunden gelte es die Navigation einfach zu halten, Inhalte aufs Wesentliche zu reduzieren, Bilder und Videos für eine unmittelbar verständliche und emotionale Ansprache zu nutzen.

 


Link www.ahb.bfh.ch/holz40