Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Das neue Lignum-‹Holzbulletin›: Aufstocken mit Holz

Das Gebot der Stunde heisst Siedlungsentwicklung nach innen. Nebst Ersatzneubauten oder der Umnutzung von Brachen sind Aufstockungen ein probates Mittel, um mehr Raum auf gleicher Fläche zu generieren. Wie gut sich der Holzbau dafür eignet, zeigt das neue ‹Holzbulletin› 131/2019 der Lignum zum Thema Aufstocken an fünf aktuellen Bauten.

Holzbulletin 131/2019
Aufstocken
Inhalt: Mehrfamilienhaus Röschstrasse, St. Gallen; Haus Löwenstrasse, Luzern; ‹Wood in the sky›, Genf; SZU-Betriebsgebäude, Zürich; Ruf-Haus, Zürich-Altstetten
Das ‹Holzbulletin› der Lignum kann unabhängig von einer Lignum-Mitgliedschaft abonniert oder in Einzelheften bezogen werden.
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Beinahe visionär mutet das zwischen 2000 und 2003 realisierte Projekt ‹Klara Zenit› in einem Stadtviertel von Stockholm an: Hier entwickelte das Architekturbüro Equator Stockholm auf einem Bürogebäude von 1970, das sich über ein ganzes Viertel erstreckt, ein Quartier mit Stadthäusern als Erweiterung. Entstanden ist eine beinahe dörfliche Struktur mitten im Zentrum von Stockholm – mit Gassen, Strassenbeleuchtung und den Häusern vorgelagerten Terrassen. Der Blick schweift Richtung Kirchtürme und Hochhäuser und macht die Stadt in einer neuen, horizontalen Dimension erlebbar.

 

Trotz optimaler statischer Voraussetzungen des Bestands war Holz aufgrund seines geringen Eigengewichts das Material, mit dem sich das Projekt überhaupt realisieren liess. Die weiteren Argumente, die dabei für Holz sprachen, sind die gleichen wie hierzulande: Neben dem geringen Gewicht reduziert Vorfertigung den Aufwand auf der Baustelle, die neuen Räume stehen rasch zur Verfügung, und die Nachbarschaft wird kaum durch Lärm und Staub gestört. Dank cleverer Konstruktionen lassen sich Gebäude überdies auch mit vergleichsweise schlanken Wandquerschnitten gut dämmen.

 

Dass das Bauen mit Holz und dabei insbesondere die Frage von Erweiterungen oder Aufstockungen auch die Forschung interessiert, zeigen verschiedene Projekte der letzten Jahre wie Leanwood, eine internationale Forschungskooperation von verschiedenen Hochschulen und Praxispartnern unter Beteiligung der Hochschule Luzern, oder Living Shell. Bei diesem Projekt ging es um die qualitätsvolle Verdichtung durch Ausbau und Sanierung von Dächern und Fassaden. Beteiligt waren unter der Leitung des Kompetenzzentrums Typologie und Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern wiederum mehrere Partner aus Forschung und Praxis.

 

Im Fall der ETH Lausanne entstand daraus ein Pilotprojekt in der Praxis: Dieses bot die Gelegenheit, den entwickelten Ansatz zur vertikalen Erweiterung unter realen Bedingungen zu testen. Konkret wurde ein Verwaltungsgebäude des Kantons Waadt an der Avenue de l'Université 5 in Lausanne in Zusammenarbeit mit dem EPFL-Labor für Architektur und nachhaltige Technologien (LAST) mit einem zusätzlichen Geschoss erweitert.

 

Dass eine solche Strategie auch für die Erneuerung von grossen Wohnsiedlungen taugt, beweist die eben fertig gewordene Erweiterung der Siedlung Vogelsang in Wetzikon: Mit einer Aufstockung in Holzbauweise konnten auf den bestehenden Bauten, die von Ernst Göhner mit vorgefertigten Elementen in einer Art grossem Baukastensystem in den 1970er-Jahren erstellt wurden, 36 zusätzliche Wohnungen geschaffen werden.

 

Fünf exemplarische Objekte, die aufgestockt wurden, stellen wir in dieser Ausgabe des ‹Holzbulletins› vor. Das Spektrum reicht dabei vom mehrgeschossigen Weiterbauen wie in den Beispielen des Betriebsgebäudes der SZU in Zürich oder des Wohnhauses an der Röschstrasse in St. Gallen über Erweiterungen mit einem bis drei zusätzlichen Stockwerken auf bestehenden Wohn- oder Geschäftsgebäuden mitten in urbanen Zentren wie Genf oder Zürich bis zur Aufstockung eines denkmalgeschützten Stadthauses in Luzern. Hier hat der Eingriff im Dachgeschoss nicht nur zusätzlichen Wohnraum geschaffen, er stärkt auch den ursprünglichen Charakter des Hauses.

 

Die hier vorgestellten Strategien lassen sich in Städten, Agglomerationen oder im ländlichen Raum realisieren – bei mehrgeschossigen Bauten oder kleinteiligen Strukturen, unabhängig von ihrer Nutzung. Das dokumentieren unzählige Beispiele, die in den letzten Jahren entstanden sind und damit zur Verdichtung im bestehenden Siedlungsgebiet beitragen – immer mit dem Baustoff Holz.

 


Jutta Glanzmann
Technische Kommunikation Lignum